Wir befinden uns mitten in der ITInformationstechnik-Verlegeübung Silent Thunderstorm der ITInformationstechnik-Spezialisten der 5. Kompanie des ITInformationstechnik-Bataillons 282 (ITBtlInformationstechnikbataillon 282) aus Kastellaun. Es ist Tag drei der Übung. Die ITInformationstechnik-Staffel hat mit ihrem „KfzKraftfahrzeug-Marsch“ das erste Ziel für heute erreicht. Mit acht Fahrzeugen, gefahren in einer geschlossenen Kolonne, hat die Staffel aus rund 25 Soldaten den schützenden Wald erreicht, die Fahrzeuge schnellstmöglich mitten im Wald geparkt und gegen eventuelle Feindangriffe aus Richtung süd-west erfolgreich gesichert. Per Satellitenanbindung über BGANBroadband Global Area Network ist die telefonische Erstanbindung zur Führung hergestellt. Hier sind sie außerdem sicher vor feindlicher Aufklärung aus der Luft.
Silent Thunderstorm
Das Informationstechnikbataillon 282 aus Kastellaun übt die Verlegung von ITInformationstechnik-Systemen unter Bedingungen der Landes- und Bündnisverteidigung.
Die Übung
Die 5. Kompanie des ITInformationstechnik-Bataillons 282 aus Kastellaun führte Anfang August eine viertägige ITInformationstechnik-Verlegeübung durch. Ausgangspunkt ist ein Szenario im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung. Für die Soldatinnen und Soldaten bedeutet dies, dass sie neben ihrer fachlichen Expertise – funktionierende Kommunikationsverbindungen an jedem Einsatzort einzurichten – viele weitere Aufgaben übernehmen müssen und manchmal auch Neuland betreten – Gefechtsanzug, Schutzweste und Gewehr immer am Mann oder der Frau.
Da Deutschland nach 2019 auch wieder im Jahr 2023 die Rahmennation für die sogenannte Speerspitze der NATONorth Atlantic Treaty Organization ist, liegt der Fokus von Übungen nicht nur vorrangig auf der Einsatzvorbereitung, sondern vermehrt auf der Landes- und Bündnisverteidigung. Dies bedeutet für die ITInformationstechnik-Spezialisten der Bundeswehr, dass der Schwerpunkt ihrer Übungen nicht hauptsächlich auf Verlegung, Aufbau und Betrieb der ITInformationstechnik-Systeme liegt, sondern auch darauf, unter Gefechtsbedingungen zu agieren.
Durch diese Übung bekommen wir bessere Einblicke in die Praxis der Landes- und Bündnisverteidigung. Der Schwerpunkt lag in den letzten Jahrzehnten bei der Einsatzvorbereitung.
Wie unterscheidet sich die Übung von anderen ITInformationstechnik-Übungen?
Die Bedingungen der Landes- und Bündnisverteidigung sind andere als im Einsatz. Im Einsatz finden die ITInformationstechnik-ler ein bestimmtes Setting vor: Es gibt ein festes Camp, das in der Regel gleichzeitig Arbeitsort ist. Für die Sicherung und Bewachung sind die ITInformationstechnik-Spezialisten nicht selbst zuständig. Bei der Landes- und Bündnisverteidigung ist das Szenario allerdings ein anderes: Angefangen damit, dass die ITInformationstechnik-ler Gefechtsanzug inklusive der schweren Schutzweste tragen, immer ein G-36 bei sich haben und sich selbst vor möglichen feindlichen Angriffen schützen müssen. Aufgaben, wie das Führen eines Trupps in unbekanntem Gelände, die Erkundung eines Einsatzraumes, um einen Gefechtsstand zu errichten und die ITInformationstechnik-Systeme aufzubauen, müssen zusätzlich bewältigt werden. Nicht nur die ITInformationstechnik-Systeme müssen laufen, sondern Material und Versorgung für die Truppe müssen ebenso sichergestellt sein. Die Sicherung der Staffel vor Feinden sollte möglichst effektiv erfolgen, sodass nicht alle Soldaten ausschließlich an diese Aufgabe gebunden sind. Wichtig ist, dass gleichzeitig der Aufbau beziehungsweise Betrieb der ITInformationstechnik-Systeme stattfindet, Verpflegung und Ruhephasen aber gewährleistet sind.
Silent Thunderstorm – ITInformationstechnik-Spezialisten üben unter Gefechtsbedingungen
Ein Waldstück im Hunsrück nahe Kastellaun. Es ist still bis auf das leise Sirren der Windräder in der Umgebung. Etwas abseits des Waldweges parken unauffällig im schützenden Schatten der Bäume getarnte Fahrzeuge. Aus einigen Fahrzeugen lugt aus dem Dach jeweils ein Soldat mit Maschinengewehr im Anschlag. Was passiert hier gerade?
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Volle Gefechtsausstattung
Die Soldaten sind schon seit einigen Stunden auf den Beinen. Heute Morgen haben sie ihre volle Gefechtsmontur inklusive Helm, Schutzweste und Tarnschminke angelegt, bevor jeder sein G-36 in der Waffenkammer empfangen hat. „Diese Übung unter Bedingungen der Landes- und Bündnisverteidigung hält besondere Herausforderungen für unsere ITInformationstechnik-Soldaten bereit“, sagt Major Peter Ehrle, Chef der 5. Kompanie: „Hier geht es nicht nur um Verlegung, Aufbau und Betrieb der ITInformationstechnik-Systeme in einem gesicherten Raum, sondern die Soldaten lernen, unter Gefechtsbedingungen zu arbeiten, das heißt, sie müssen jederzeit mit feindlichen Angriffen rechnen und sind eigenverantwortlich für ihre Sicherheit.“
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Fahrende Kolonne
Aus diesem Grund sind die Fahrzeuge mit Maschinengewehren bestückt. Die fahrende Kolonne wird vorn von einem Eagle geschützt, den Abschluss sichert ein Dingo, der nun am Anfang des Waldstückes steht. Von dort aus beobachtet die Besatzung die Umgebung. Die Soldaten warten auf die Rückkehr eines Erkundungstrupps.
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Erkundungstrupp des Einsatzraumes
Denn die Staffel hat ihr eigentliches Ziel, den Einsatzraum, noch vor sich. Dort sollen dann die mitgeführten ITInformationstechnik-Systeme und der Gefechtsstand aufgebaut werden. Im Moment erkundet ein kleiner Trupp von ITInformationstechnik-Feldwebeln unter der Führung von Staffelführer Oberleutnant Andre Jung diesen Ort. Er entscheidet, wo genau die einzelnen Systeme und der Gefechtsstand später aufgestellt werden. Als sie zurück sind, gibt der Oberleutnant seinen Soldaten den Befehl zum weiteren Vorgehen im „Geländesandkasten“. Zur Anschauung benutzt er eine Plane, auf der die Strecke des KfzKraftfahrzeug-Marsches festgelegt ist. Außerdem hat er auf dem Waldboden mit Hilfe von Moos, Steinen und Ästen eine Skizze des Einsatzraumes gebastelt. „Hier lege ich fest, in welcher Reihenfolge die Fahrzeuge in den Einsatzraum einfließen und wo sie sich verorten,“ erläutert Jung. Die Soldaten schreiben konzentriert Notizen mit. Dann fragt er die Fakten nochmals ab, um zu kontrollieren, ob die Informationen bei jedem angekommen sind. „Sobald der Befehl erteilt ist, sollten alle wissen, was sie zu tun haben“, erläutert Jung sein Vorgehen.
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BGANBroadband Global Area Network – Satellitensystem zum Telefonieren muss als erstes laufen
Kurze Zeit später heulen die Motoren auf und die Kolonne setzt sich Richtung Einsatzraum in Bewegung: Ziel ist Pydna, ehemalige Raketenbasis der NATONorth Atlantic Treaty Organization, heute vorwiegend als Truppenübungsplatz genutzt. Dort angekommen, bezieht, wie vorher im Befehl festgelegt, jeder seine Stellung, und beginnt mit dem Aufbau seines ITInformationstechnik-Systems. Das erste ITInformationstechnik-System, das die Soldaten aufbauen, ist BGANBroadband Global Area Network, um über Satellitenverbindung die Kommunikation mit der Führung zu ermöglichen. Nach wenigen Minuten steht die Verbindung.
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Ziel: möglichst schnell eine reibungslose Kommunikation sicherstellen
Die Soldaten des Received Broadcast Management (RBM)-Trupps starten sofort mit dem Aufbau einer kleinen Satellitenschüssel. „Wenn das System steht, haben wir hier Zugang zum Intra- und Internet und können E-Mails verschicken“, erklärt Feldwebel Jonas Schmidt, der Truppführer RBM. Ihren in der Sonne stehenden 5-Tonner, in dem auch zwei Admins ihren Arbeitsplatz haben, hat Staffelführer Jung außerdem zum Gefechtsstand auserkoren. Kabel führen zum Stromerzeugeraggregat (SEAThe Shipyards’ & Maritime Equipment Association of Europe), das nicht weit davon entfernt steht. Dort schaut sich Kompaniechef Ehrle gerade die Erdung an, die ihm zu weit aus dem Boden herausschaut. Und dann sitzt das Kabel dort auch noch locker. Er lässt das Aggregat sofort abstellen und die Soldaten müssen nacharbeiten.
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Tetrapol – Funkverbindung im Radius bis zu 25 Kilometern
Zur selben Zeit beginnt der Tetrapol-Trupp mit dem Aufbau des 25 Meter hohen Antennenmastes. „Wir ermöglichen die Kommunikation mit Handfunkgeräten im Radius von bis zu 25 Kilometern“, erklärt Feldwebel Daniel Gewehr. Er ist Truppführer des Tetrapol-Trupps 2 im Kastellauner ITBtlInformationstechnikbataillon 282. „Die Soldaten können so untereinander kommunizieren und auch unsere KfzKraftfahrzeug-Funkgeräte laufen über Tetrapol.“ Das Bündelfunksystem wird von einer Kabine aus, die auf einem 10-Tonner platziert ist, gesteuert und überwacht.
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Der Mast wird ausgefahren
Der LKW ist geschützt in einer der Bunkeranlagen geparkt, von denen es hier einige gibt. Zu viert bauen die Soldaten den Antennenmast auf. Zwei Soldaten sind neu im Team. Sie werden heute knapp 1,5 Stunden brauchen. „Das ist reine Übungssache. Je häufiger du die Anlage aufbaust, desto schneller wirst du. Irgendwann kennt man alle Schritte wie im Schlaf“, so Gewehr. „Mit einem eingespielten Team schaffen wir den Aufbau in 30 bis 40 Minuten.“ Das Stromerzeugeraggregat ist zwar außer Sichtweite und ziemlich weit weg, aber die 50-Meter langen Stromkabel reichen aus, sodass die Stromzufuhr gesichert ist.
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Auswertung vor Ort und Feedback
„Gefechtsstand steht, Telefonie, E-Mail, Intranet und der File-Service funktionieren. VTC nicht möglich“, meldet Staffelführer Jung seinem Kompaniechef Major Ehrle. Ehrle wirkt ganz zufrieden, ITInformationstechnik-technisch sei alles da, bis auf das Internet. Neben dem rein ITInformationstechnik- fachlichen bewegen ihn aber auch andere Aspekte, die in der Vergangenheit lange nicht beübt wurden. So kann er zum Beispiel die Entscheidung des Staffelführers über die Aufstellung der Fahrzeuge nicht ganz nachvollziehen und kritisiert: „Wir haben doch hier eine Bunkeranlage, die kann man nutzen. Wenn man die Fahrzeuge näher zusammenstellt und die Bunkeranlage so auch noch zum Schutz nutzt, nicht nur vor der brennenden Sonne, sondern auch vor feindlicher Aufklärung, dann ergänzen sich fachliche Professionalität und gefechtsmäßige Zweckmäßigkeit. Auch den Gefechtsstand in der Kabine des RBM-LKWs spricht Ehrle an: „Sinnvoller wäre es, den Gefechtsstand getrennt von den Administratoren einzurichten, damit diese in Ruhe an ihrem System arbeiten können.“ Für den nächsten Tag setzt Ehrle eine Wiederholung des Prozedere an. „Morgen werden wir das Einfließen in den Einsatzraum wiederholen“, kündigt Jung nachdenklich an. „Ich werde das Feedback meines Kompaniechefs beherzigen und die Fahrzeuge und Systeme morgen zweckmäßiger platzieren“, fügt er mit entschlossenem Blick hinzu.
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Kommunikation auch untereinander an erster Stelle
Dann beginnen die Soldaten abzubauen, während Feldwebel Schmidt den Auftrag erhalten hat, den Marschbefehl für die Rückverlegung in die Kaserne auszuarbeiten. Damit betritt er Neuland, es ist das erste Mal, dass er einen Marschbefehl erarbeiten und später erfolgreich umsetzen wird. Major Ehrle betont, dass „die Soldaten in der Übung eher auf sich allein gestellt sind, anders als in der Ausbildung.“ Aber auch die Kommunikation untereinander ist immens wichtig. „Ein Ziel ist, dass die Soldaten lernen, miteinander zu reden und sich abzusprechen. Damit sie wissen, wer was wann macht“, so Ehrle. Ihm geht es in der Übung vor allem darum, dass „die Soldaten Denkanstöße bekommen und kreative Lösungen finden.“