Multinational Interoperabilität testen
Multinational Interoperabilität testen
- Datum:
- Ort:
- Bonn
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Im Juni findet erneut die Coalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise (CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise) statt. Eine Übung, in der die Interoperabilität von Truppen, Prozessen und Technologie von NATONorth Atlantic Treaty Organization Partnern im Vordergrund steht. Oberstleutnant Bastian Kindt aus dem Kommando Cyber- und Informationsraum ist der deutsche Ansprechpartner für die NATONorth Atlantic Treaty Organization und plant mit seinem Team den deutschen Anteil auf der Übung. In einem Interview erklärt er was die Übung ist und worin die Zielsetzung der deutschen Teilnehmer liegt.
Herr Oberstleutnant, auch 2021 findet wieder die Coalition Warrior Interoperability Exercise statt. Können Sie uns einmal kurz erläutern, was sich hinter dieser Übung verbirgt?
Interoperabilität ist der Grundbaustein für multinationale Einsätze. Sie ist die DNA und befähigt NATONorth Atlantic Treaty Organization Mitgliedsstaaten und Partner, miteinander im militärischen Einsatz Seite an Seite zu arbeiten. Bei der Coalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise (CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise) – als ein „Computer-Informationssystem-Event“ – geht es genau um diese Interoperabilität. Ziel ist, die verbündeten Nationen und Partnerländer der NATONorth Atlantic Treaty Organization mit ihren unterschiedlichsten Systemen zusammen zu bringen und ihre Interoperabilität zu testen.
Insgesamt werden während der Übung CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise 2021 rund 270 verschiedene Systeme aus unterschiedlichen Ländern untereinander verbunden, um so zum Beispiel den Informationsaustausch zu testen. In einem NATONorth Atlantic Treaty Organization Einsatz ist es entscheidend, die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben. Das zu erreichen mit internationalen Partnern, die verschiedene Techniken und Prozesse nutzen, ist harte Arbeit und unverzichtbar für NATONorth Atlantic Treaty Organization Aufgaben, wie die Very High Readiness Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force). Hier liegt das diesjährige deutsche Interesse bei der CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise Übung.
Das heißt, es geht bei der Übung CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise hauptsächlich darum, multinational zusammenzuarbeiten?
Ja, und vor allem gleich zu Beginn jeder NATONorth Atlantic Treaty Organization Operation. Interoperabilität muss getestet und verifiziert sein, um im Ernstfall fehlerfrei eingesetzt zu werden. Alles andere verschwendet wichtige Zeit, die wir im Einsatz einfach nicht haben.
Der andere Aspekt ist: Gerade, weil der Cyber- und Informationsraum keine Grenzen kennt, müssen wir mit unseren NATONorth Atlantic Treaty Organization Partnern eng zusammenarbeiten. Dazu müssen die Nationen ein einheitliches und möglichst aktuelles Lagebild haben. Hierfür müssen alle Systeme untereinander fehlerfrei kommunizieren können. Auch für die deutschen Streitkräfte ist klar, dass sie meist nur im Bündnis beziehungsweise multinational eingesetzt werden. So ist es unabdingbar, dass unsere nationalen Systeme interoperabel mit denen der NATONorth Atlantic Treaty Organization und unseren Bündnis- beziehungsweise Missionspartnern sind. Genau dies testen und verbessern wir hier. Die Übung CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise bringt dazu die „besten und klügsten Köpfe“ zusammen – vom Wissenschaftler über den militärischen ITInformationstechnik-Spezialisten bis hin zur Industrie; eine optimale Gelegenheit um gemeinsam die Kompatibilität von unseren Fähigkeiten zu verbessern. Durch diese intensive Zusammenarbeit gelingt es Interoperabilitätsprobleme schneller zu lösen und das Verteidigungsbündnis zu stärken und einen entscheidenden Beitrag zur operationellen Einsatzbereitschaft der Streitkräfte beizutragen.
Nur zusammen ist man also stark?
Genau das ist der Sinn dahinter. Nur wenn wir als verbündete Nationen an einem Strang ziehen, wird es gelingen, die einzelnen Partner und somit die NATONorth Atlantic Treaty Organization als Ganzes ein Stück sicherer zu machen, zum Beispiel in der Cyber-Verteidigung. Es zeigt sich immer wieder deutlich auf den Übungen, dass eine interoperable NATONorth Atlantic Treaty Organization handlungs- und leistungsfähiger ist, als wenn die einzelnen Nationen eigenständig arbeiten – das große Ganze ist leistungsfähiger als die einzelnen Teile. Auf der anderen Seite sorgt die enge Zusammenarbeit und Verifizierung auch dafür, dass sich die Entwicklung der individuellen Fähigkeiten der Nationen dadurch beschleunigen.
Nehmen denn nur NATONorth Atlantic Treaty Organization-Länder an dieser Übung teil?
Insgesamt nehmen rund 30 Nationen als aktive Teilnehmer an der Übung teil, die durch das Allied Command Transformation (ACT) durchgeführt wird. Unter diesen sind zum Beispiel Frankreich, Norwegen, die Niederlande, Schweden oder die USA. Man sieht also, die Übung ist tatsächlich multinational; auch mit Teilnehmern außerhalb des Bündnisses.
Und mit welchen Kräften nimmt dann die Bundeswehr daran teil?
Bei der Übung nehmen militärische Kräfte aus der gesamten Bundeswehr teil. So haben wir das Heer, die Luftwaffe, die Marine, den Zentralen Sanitätsdienst und natürlich den Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum (OrgBerOrganisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum) mit an Bord. Aber auch Angehörige des Planungsamtes und aus dem Bereich Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung nehmen an der Übung teil. Das Kommando Cyber- und Informationsraum ist dabei das übungskoordinierende Kommando in der Bundeswehr. Daher erfolgt aus dem Kommando CIRCyber- und Informationsraum die notwendige nationale Befehlsgebung sowie die Koordination mit allen Teilen der Bundeswehr. Ich persönlich bin der nationale Koordinator CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise und der Ansprechpartner für die NATONorth Atlantic Treaty Organization.
Was ist die Zielsetzung für die deutschen Anteile bei der Übung?
Für uns in Deutschland gilt es in erster Linie, den nationalen Schwerpunkt umzusetzen. Der liegt in der Einbindung deutscher Maßnahmen im Rahmen CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise 2021 in die Aktivitäten zur Sicherstellung der multinationalen operativ-taktischen Führungsfähigkeit der VJTFVery High Readiness Joint Task Force 2023. Das klingt jetzt etwas sperrig; einfacher gesagt, bedeutet es jedoch, dass wir die CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise mit ihren hervorragenden Testmöglichkeiten im multinationalen Umfeld aktiv nutzen wollen, um Systeme, aber auch Truppenteile, die für VJTFVery High Readiness Joint Task Force 23 vorgesehen sind, genau darauf bestmöglich und frühzeitig vorzubereiten.
Dafür testet beispielsweise das Kommando Informationstechnik der Bundeswehr (KdoITBw) als Teil des OrgBerOrganisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum, die Services, die wir bei der Zertifizierungsübung Steadfast Cobalt (STCO 22) und später bei der VJTFVery High Readiness Joint Task Force 23 in unserem Hauptsystem (KM-022) nutzen wollen. Und zwar mit dem Ziel zu prüfen, ob diese multinational funktionieren und ob sie FMNFederated Mission Networking-konform ausgebracht wurden, also für das Federated Mission Networking.
Federated Mission Networking ist die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Fähigkeit, Menschen, Prozesse und Technologie so zu vernetzen, dass sich die Entscheidungsfindung zwischen Partnernationen in zukünftigen Operationen systematisiert, standardisiert und vereinfacht.
Ein weiteres Beispiel, das unseren nationalen Schwerpunkt herausstellt, finden wir bei der Luftwaffe, wo am Zentrum Luftoperationen in Kalkar das ITInformationstechnik-System HaCCIS auf seine Eignung hinsichtlich Interoperabilität überprüft wird. Dieses System wird von der deutschen Luftwaffe zur Führung von Luftoperation genutzt Die multinationale Funktionsweise des Systems wird von entscheidender Bedeutung sein, da das Zentrum Luftoperationen das Air Component Command der VJTFVery High Readiness Joint Task Force 23 stellen wird.