Wie arbeiten Sie in der Pandemie, Herr Hauptmann Stötzer?
Wie arbeiten Sie in der Pandemie, Herr Hauptmann Stötzer?
- Datum:
- Ort:
- Murnau am Staffelsee
- Lesedauer:
- 4 MIN
Kevin Stötzer ist Hauptmann und Kompaniechef im Informationstechnikbataillon 293 in Murnau. Während der Pandemie ist der Offizier Koordinator aller Bataillonsangehörigen, die im Corona-Einsatz „Helfende Hände“ eingesetzt sind. Seine Aufgaben dabei sind vielfältig: Dienstaufsichtsbesuche an den weit auseinanderliegenden Einsatzorten gehören genauso dazu, wie Absprachen mit zivilen Beschäftigten der Gesundheitsämter.
Wie arbeiten Sie in der Pandemie, Herr Hauptmann Stötzer?
Am Anfang der Pandemie habe ich meine derzeitige Kompanie, die 3. Kompanie des Informationstechnikbataillon 293, übernommen. Zunächst musste ich aufgrund der Einstufung als Kontaktperson der Kategorie I in Quarantäne, wodurch sich meine Zeit der Übernahme von ursprünglich eineinhalb Wochen auf zweieinhalb Tage verkürzte. Durch die gute Vorbereitung meines Vorgängers war dies jedoch kein Problem.
In den ersten Wochen verbrachte ich den Dienstalltag mit meinem Kernführungspersonal. Dies gab mir die Möglichkeit, mir Zeit für meine Teileinheitsführer zu nehmen und die Lage in allen Bereichen zu beurteilen. Parallel dazu übernahm ich von meinem Vorgänger den Auftrag, die für die „Helfenden Hände“ vorgesehenen Kräfte bataillonsübergreifend bereitzuhalten und im Falle eines Einsatzes zu koordinieren und zu führen. Zukünftig werden wir mit der Pandemielage besser umgehen können, als noch zu Beginn im letzten Jahr. Heute kennen wir die Auswirkungen, wirkungsvolle Schutzmaßnahmen und sind routiniert im Umgang mit positiven Fällen und der Isolierung derer. Ich denke, dass mit einem gesunden Menschenverstand, erwachsenem Verhalten und bewusstem Umgang mit dieser Pandemie mehr Vorhaben als in 2020 realisiert werden können. Unser Erfahrungsschatz und die Umsetzung durchdachter Hygienekonzepte ermöglichen meines Erachtens nach, den ortsgebundenen Dienst, um somit den Kernauftrag zu erfüllen und einsatzbereite Soldatinnen, Soldaten und Material bereitstellen zu können. Die 3. Kompanie wird sich ab dem II. Quartal in die Vorbereitungen unseres Übungsplatzaufenthalts mit dem gesamten Bataillon im Sommer stürzen, um hier einen reibungslosen Ablauf und gute Ausbildung zu ermöglichen.
Wie sieht ihre aktuelle Dienstgestaltung dadurch aus?
Seit November 2020 befinden sich Soldatinnen und Soldaten des Bataillons im Amtshilfe-Einsatz für „Helfende Hände“. In Lichtenfels, München, Weilheim in Oberbayern und Murnau am Staffelsee stellen wir zurzeit insgesamt bis zu 85 Helferinnen und Helfer, um in Gesundheitsämtern und Seniorenwohnheimen zu unterstützen. Die Aufgabenpalette reicht hierbei von der Durchführung von Schnelltests, über die Kontakt- und Indexpersonennachverfolgung, bis hin zur Implementierung von Datenbanksystemen in den Gesundheitsämtern. Die Soldatinnen und Soldaten bringen sich vielfältig mit ihrem unterschiedlichsten Knowhow ein und unterstützen, wo sie nur können.
Mein persönlicher Arbeitsalltag richtet sich im Schwerpunkt daran aus. Die Koordinierung über alle Einheiten des Bataillons hinweg, die Verteilung der Einsatzorte in ganz Bayern und die Absprachen mit den zivilen Ansprechpersonen nehmen einen großen Anteil meiner Dienstzeit ein. Parallel dazu, versuche ich natürlich, so gut es geht auch noch als Kompaniechef meiner Einheit verfügbar zu sein.
Inwiefern unterscheidet sich das von Ihrer bisherigen Tätigkeit?
Als Kompaniechef bin ich sozusagen in der Pandemie „aufgewachsen“ und habe somit keinen wirklichen Vergleich zu vorher. Die sich ergebende Schwierigkeit, wenn man es so nennen möchte, ist vor allem der „Doppelhut“ als Kompaniechef einer Einsatzkompanie und Kompaniechef der „Helfenden Hände“. Mit zunehmender Erfahrung habe ich allerdings auch meine eigenen Prozesse und Abläufe entwickelt und optimiert und konnte somit besonders den Faktor Zeit zu meinen Gunsten nutzen.
Auch wenn mir die Arbeit rund um die Unterstützung im Rahmen der Amtshilfe Spaß bereitet, freue ich mich auf eine Zeit danach, um mein Hauptaugenmerk wieder auf meine Kompanie verschieben zu können. Als Chef einer Einsatzkompanie liegt mein Hauptaugenmerk auf der Ausbildung meiner Soldatinnen und Soldaten, insbesondere der Anteile, die sich auf die Einsätze vorbereiten. Außerdem ist meine Kompanie für die Vorbereitung und Durchführung einer Bataillonsübung im Sommer zuständig, da möchte man als Kompaniechef natürlich nah an seinen Soldatinnen und Soldaten sein. Auch, um einen reibungslosen Ablauf und gute Ausbildung für alle zu ermöglichen.
Was lernen Sie aus solchen Zeiten?
Alles in allem konnte ich hieraus nur lernen. Die Erfahrungen, welche ich im zurückliegenden Jahr sammeln konnte, hätte ich niemals gemacht, wenn alles „normal“ gelaufen wäre. Vor allem mein Interesse für die zivil-militärische Zusammenarbeit wurde durch meine bisherige Arbeit gestärkt, weshalb ich mich dahingehend auch zukünftig weiterbilden möchte und werde. Viele neue Kameradinnen und Kameraden durfte ich kennenlernen, das stärkt zukünftig mein Netzwerk. Und besonders schön zu sehen war, dass die Bundeswehr kein starres Gebilde ist, sondern gezeigt hat, dass sie sich flächendeckend auf diese Pandemie einstellen konnte und mit zunehmenden Erkenntnissen auch weiterhin wird.