Wie arbeiten Sie in der Pandemie, Herr Hauptmann Drajewski?
Wie arbeiten Sie in der Pandemie, Herr Hauptmann Drajewski?
- Datum:
- Ort:
- Rheinbach
- Lesedauer:
- 2 MIN
Ich bin Hauptmann Drajewski aus dem Betriebszentrum ITInformationstechnik-System der Bundeswehr. Dort bin ich Schichtoffizier im Network Operations Centre Basis Inland (NOC B.I.) und damit verantwortlich für die Aufrechterhaltung der ITInformationstechnik-Verbindungen in die Einsatzländer und damit verbundenen ITInformationstechnik-Diensten. Vorstellen muss man sich die Tätigkeit wie in einer großen Feuerwehrzentrale, die aktiv nach Bränden sucht, nur in unserem Fall suchen wir nach Störungen im ITInformationstechnik-System der Bundeswehr.
Wie arbeiten Sie in der Pandemie?
Da wir im 24/7-Schichtbetrieb arbeiten und auch als Verschlusssache eingestufte Dienste überwachen, können wir unsere Tätigkeiten aufgrund des Geheimschutzes nicht im Home-Office durchführen. Meine Aufgabe ist also die gleiche, wie vor der Pandemie. Um die Gefahr einer Ansteckung mit COVID-19Coronavirus Disease 2019 zu minimieren und die Abstandsregeln noch besser durchsetzen zu können, wird jedoch mit einer am operativen Minimum orientierten Anzahl von Soldatinnen und Soldaten im NOC B.I. gearbeitet.
Inwiefern unterscheidet sich das von Ihrer bisherigen Tätigkeit?
Der „normale“ Dienst in einer Pandemiezeit unterscheidet sich erheblich von dem vor der Pandemie. Noch bevor ich zum Dienst fahre, messe ich erst einmal meine Körpertemperatur, um einen kleinen, halbwegs quantifizierbaren Anhaltspunkt zu haben, dass ich keine mögliche Gefahr für meine Kameraden als Virenträger darstelle. Als Schichtoffizier ist es nun ebenfalls meine Aufgabe, auf die vielfältigen Hygienebestimmungen zu achten und diese durchzusetzen. Das fängt morgens an mit der Vergabe von frischen OP-Masken an meine Soldatinnen und Soldaten. Wir achten immer auf die vorgegebenen Abstände und versuchen mit ständiger Durchlüftung, die Keimzahl sehr gering zu halten. Vor Schichtende wird das NOC B.I. von den in das Schichtfrei gehenden Soldatinnen und Soldaten desinfiziert.
Welche Schwierigkeiten ergeben sich daraus?
Bei Problemlösungen müssen die verschiedenen Bereiche des NOC B.I. zusammenarbeiten. Hier war es vor der Pandemie üblich, dass der eine Soldat dem Schichtoffizier ein Ereignis meldet und ich in dieser Funktion ein weiteres Handeln koordiniert habe. Oftmals bin ich mit den Soldatinnen und Soldaten direkt zum jeweiligen Spezialisten im NOC B.I. gegangen, und wir haben zusammen, an einem Arbeitsplatz, eine Problemlösung erarbeitet. Dies muss nun auf Abstand geschehen und erfordert mehr Koordination. Da nicht alles ad hoc auf der großen Videoleinwand im Raum darstellbar ist, kann es zu Verzögerungen kommen, wenn drei Soldatinnen bzw. Soldaten nicht mehr gleichzeitig dicht an dicht auf einen Monitor schauen können.
Welche Erfahrungen nehmen Sie aus der Pandemie mit?
Die Pandemie hat mir gezeigt, dass sich auch unter höherem Druck ein qualitativ sehr gutes Ergebnis erzielen lässt. Sicherlich beeinträchtigen die vielfältigen Hygienemaßnahmen und die stark verminderte Anzahl von Spezialisten vor Ort den Dienstbetrieb auf den ersten Blick. Doch nach gut einem Jahr der Pandemie haben wir uns mit der Situation arrangiert und die Kameradinnen und Kameraden, welche im Home-Office arbeiten können, leisten auch von zu Hause aus einen hervorragenden Job!