Von Beruf Kryptologe: Hauptmann Michael Pfaudler
Von Beruf Kryptologe: Hauptmann Michael Pfaudler
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Wenn etwas unverständlich klingt, sagt man oft, das klingt kryptisch. Der Begriff Kryptologie stammt vom griechischen Wort kryptós und bedeutet versteckt, verborgen oder geheim. Und genau darum geht es beim Krypto-Verfahren: Informationen für unbefugte Augen und Ohren unkenntlich machen.
Auch im Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum (CIRCyber- und Informationsraum) gibt es Krypto-Experten, die sich mit dem Verschlüsseln und dem Entschlüsseln von geheimen Informationen beschäftigen. In Ulm, im Regionalzentrum Süd des Zentrums für Cybersicherheit (ZCSBwZentrum für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr), überwacht Hauptmann Michael Pfaudler, dass geheim bleibt, was geheim bleiben soll.
Verschlüsseln und entschlüsseln
Hauptmann Michael Pfaudler ist ein Mann mit sportlicher Statur, glattrasiertem Kopf und einem gewinnenden Lächeln. Er ist Krypto-Inspekteur und sein Geschäft ist die Informationssicherheit in der Bundeswehr. In seinem Büro in der Ulmer Wilhelmsburg-Kaserne sucht man jedoch vergeblich nach Verschlüsselungsmaschinen oder besonderem Computerequipment. „Mein Job findet vor allem draußen statt. In den Dienststellen, die geheime Informationen verschlüsselt senden oder diese wieder entschlüsseln“, erklärt Pfaudler. Was er da genau macht? Er überwache als Krypto-Inspekteur die Krypto-Verwalter, sagt er. Das klingt nun wirklich reichlich kryptisch. Pfaudler sieht den verwirrten Blick des Besuchers und schmunzelt: „Sie haben keine Ahnung, wovon ich rede oder?“ Stimmt genau.
Was ist Krypto?
Pfaudler springt auf, läuft zu einem Schrank und holt zwei Deckel von Verpackungskartons herunter. Dann schreibt er auf ein Blatt Papier das Wort Hallo! und auf ein zweites Blatt eine sinnfreie Buchstabenkombination. Dann zieht er seinen Bürotürschlüssel aus der Tasche. „So, Sie bekommen jetzt einen der beiden Deckel und das Blatt Papier mit dem lesbaren Wort hinein“, beginnt Pfaudler seinen Crashkurs in Kryptologie. „Wenn Sie jetzt den Zettel in meinen Pappdeckel-Postkasten schicken wollen, ohne dass jemand Fremdes ihn lesen kann, müssen Sie die Information darauf unlesbar machen. Soweit verständlich?“ Verständlich, sogar für einen Computerlaien.
Buchstabensalat
Pfaudler hält seinen Bürotürschlüssel in die Luft: „Mit diesem Schlüssel verschlüssele ich den Text. In der echten Krypto-Welt ist der Schlüssel ein Algorithmus. Mit ihm zerhackt man die Information digital in einen unlesbaren Buchstabensalat.“ Pfaudler nimmt jetzt das Blatt mit den Hieroglyphen und läuft damit zwei Runden durch sein Büro. Offenbar der virtuelle Postweg. „Wenn ich nun diese verschlüsselte Information bekomme, muss ich sie wieder lesbar machen. Das heißt, entschlüsseln. Dafür brauche ich…?“, fragt Pfaudler. Einen Schlüssel? „Richtig, und zwar genau den gleichen Schlüssel, wie der, den der Absender zuvor benutzt hat.“ Grinsend zieht Pfaudler einen Zettel mit dem lesbaren Wort Hallo! aus seinem Pappdeckel. Das ist also ein Krypto-Verfahren in Kurzform.
Hüter der Schlüssel zu den Geheimnissen
Nur, woher bekommt man einen Schlüssel zum Verschlüsseln, wenn man ihn braucht? „Den bekommen nur Dienststellen, die geheime Informationen versenden oder empfangen und zwar von einem Krypto-Verwalter.“ Da ist er wieder, der Begriff Krypto-Verwalter. Und was macht Hauptmann Pfaudler als Krypto-Inspekteur? „Ich wache darüber, dass die Krypto-Verwalter bei der Vergabe und dem Erneuern der Schlüssel alle Regeln einhalten.“ Und Regeln gibt es viele. Pfaudler ist Experte für Kryptoregeln. Er hat ein paar Jahre als Lehrer an der ITInformationstechnik-Schule der Bundeswehr angehende Krypto-Verwalter ausgebildet. Daher auch seine Begabung, komplizierte Verfahren anschaulich und einfach zu erklären. 55 Dienststellen überwacht Pfaudler zurzeit. Dabei können die einzelnen Inspektionen zwischen einem Tag und fünf Wochen dauern.
Krypto-Experten gesucht
„Wer sich für einen Job in unserer Krypto-Welt interessiert, ist bei uns herzlich willkommen“, sagt Pfaudler. „Wir brauchen immer Nachwuchs.“ Wird das Verschlüsseln und Entschlüsseln nicht irgendwann langweilig? Pfaudler schüttelt den Kopf: „Ganz bestimmt nicht! In der Krypto-Welt ist ständig alles in Bewegung.“