Verteidigungsminister bei der Cybertruppe
Verteidigungsminister bei der Cybertruppe
- Datum:
- Ort:
- Rheinbach
- Lesedauer:
- 5 MIN
Bundesminister der Verteidigung, Boris Pistorius, besuchte am 31. Juli den militärischen Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum am Standort Rheinbach. Er machte sich ein umfassendes Bild von allen Akteuren, ihren Fähigkeiten, Leistungen und ihrem Zusammenwirken.
Aufklärung, Wirkung, Betrieb des ITInformationstechnik-Systems und Schutz der gesamten ITInformationstechnik der Bundeswehr: Alles Kernkompetenzen des Organisationsbereichs CIRCyber- und Informationsraum. In Rheinbach begrüßte der Inspekteur CIRCyber- und Informationsraum, Vizeadmiral Dr. Thomas Daum, Verteidigungsminister Pistorius und erläuterte ihm Aufgaben und Fähigkeiten seines Organisationsbereichs: In diesem sind alle relevanten Akteure der Bundeswehr in der Dimension CIRCyber- und Informationsraum zusammengefasst. Diese decken die Fähigkeiten CIRCyber- und Informationsraum-Operationen, Betrieb und Schutz von ITInformationstechnik, Elektronische Kampfführung, Militärisches Nachrichtenwesen, Operative Kommunikation und Bereitstellung von Geoinformationen ab.
Führungsfähigkeit und ITInformationstechnik-Unterstützung
Diese Fähigkeiten präsentierten die Soldatinnen und Soldaten des Organisationsbereichs CIRCyber- und Informationsraum dem Minister live vor Ort. Den Anfang machten die Soldaten des Informationstechnikbataillons 281 aus Gerolstein. Sie gewähren eine wichtige Grundlage zur Durchführung von militärischen Operationen. Durch sofortige Erreichbarkeit und Anbindung an ITInformationstechnik-Services stellen sie die militärische Führungsfähigkeit sicher. Wie wichtig diese ist, ist spätestens seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine noch offensichtlicher. Mit einem Service Delivery Point, der zentralen Schnittstelle zur Anbindung an das ITInformationstechnik-System der Bundeswehr über Satelliten, können Gefechtsstände miteinander verbunden werden. Sie werden so Teil eines Gesamtnetzes, das aus Rheinbach gesteuert wird. „In der gesamten Kette vom Rechenzentrum in Deutschland über den verlegefähigen Gefechtsstand in zum Beispiel Litauen bis hin zum Kampfpanzer Leopard an vorderster Front: Überall, an jeder einzelnen Schnittstelle ist die Kommunikations- und Führungsfähigkeit von zentraler Bedeutung“, betonte der Minister. Das Bataillon ist in diesem Jahr Teil der Very High Readiness Joint Task Force der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Das bedeutet, dass die Soldatinnen und Soldaten jederzeit in kürzester Zeit einsatzbereit sein müssen.
Kommunikation funktioniert auch ohne Satelliten: Mit ihrem mobilen Kleinstnetzwerk, einer Miniausführung eines vernetzten Gefechtsstands, haben die Soldaten zum Beispiel im Erdbeben-Einsatz in der Türkei die Kommunikation für die Helfenden ermöglicht. Über das Kleinstnetzwerk können sie innerhalb kürzester Zeit ein eigenes Mobilfunknetz bereitstellen, sind also ihr eigener Provider. Wie schnell und mobil das funktioniert, demonstrierten sie dem Minister: Sie brauchten gerade mal fünf Minuten für den Aufbau, dann bekam Pistorius einen Anruf über das von ihnen selbst bereitgestellte Mobilfunknetz.
Das Auge vor Ort – Wirken im Informationsumfeld
Zu den im Bereich der Aufklärung und Wirkung angesiedelten Fähigkeiten gehört das Wirken im Informationsumfeld. Die Angehörigen des Zentrums für Operative Kommunikation dienen nicht nur als direktes Sprachrohr der militärischen Führung in Einsätzen, indem sie die Bevölkerung durch Print, Audio, Video oder neue Medien informieren. Sie kommunizieren auch direkt mit der Bevölkerung und haben in der Regel sogenannte Sprachmittler dabei, die die jeweiligen Landessprachen beherrschen und übersetzen.
"Als Auge, als Ohr, als zentrales Nervensystem der Streitkräfte stellt CIRCyber- und Informationsraum Führungs- und Kommunikationsfähigkeit her".
Verteidigungsminister Pistorius lernte hier die Menschen kennen, die als Auge vor Ort dafür sorgen, dass die militärische und politische Führung, also auch er selbst, über Einsätze und die aktuelle Lage informiert ist. Die Soldaten des Einsatzkameratrupps waren beispielsweise bei der Evakuierungsoperation im Sudan vor Ort. Ein Feldwebel für Satellitenkommunikation überträgt dann ihre Videoaufnahmen, die auch Pistorius aus eigener Anschauung kennt, direkt nach Deutschland.
Raumanalyse – Erfolgsfaktor für Militäroperationen
Wie wichtig die Kenntnis und Auswertung von Geofaktoren ist, zeigte sich nicht zuletzt im März 2022 am Phänomen „Rasputiza“, als die russischen Truppen bei ihrer Invasion in die Ukraine im Schlamm stecken blieben. Die Angehörigen des Zentrums für Geoinformationswesen der Bundeswehr (ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr) führen Raumanalysen durch, indem sie Gelände kartographieren sowie visualisieren. Damit finden dann Briefings über die Geländebefahrbarkeit (trocken/nass/gefroren) für bestimmte Fahrzeuge, zum Beispiel den Panzer Leopard 2, statt.
Zusätzliche Informationen, wie Höhe oder Breite von Durchfahrten, können über die kinematische digitale Datenerfassung ermittelt werden. Dafür muss ein mit einem speziellen Sensor ausgestattetes Fahrzeug das Gelände befahren haben. Dieser Sensor misst Millionen von Punkten. Mit einer VRVirtuelle Realität-Brille könnte man sich dann in der gemessenen Umgebung bewegen. Nichtsdestotrotz zeigten die Soldaten aus dem ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr dem Verteidigungsminister ihren Kartencontainer: Die analogen Karten waren bei der Flutkatastrophe 2021 das Führungsmittel der Stunde, da durch Strom- und Netzausfällen den Helfenden keine Navigationsgeräte oder andere digitale Karten, etwa auf Google Maps, zur Verfügung standen.
Elektronischer Kampf: aufklären, wirken und schützen
An der letzten Station konnte Pistorius einen Einblick in die Fähigkeiten des elektronischen Kampfes gewinnen: Soldatinnen und Soldaten aus dem Bataillon Elektronische Kampfführung 931 aus Daun demonstrierten einige ihrer Spezialfahrzeuge zur Aufklärung und Wirkung im elektromagnetischen Raum, darunter den Störpanzer CG20+. Mit Hilfe von Störsendern kann mit dem Radpanzer das Auslösen zum Beispiel von funkgesteuerten Bomben verhindert werden. Mit diesem Fahrzeug schützt die Besatzung auf Patrouillenfahrten die eigene Truppe. In einem Zelt zeigten Soldaten dem Minister einige Beispiele für improvisierte Sprengfallen, die über Funk ausgelöst werden. Dabei konnte er mittels eines von ihm betriebenen kleinen Senders die Störwirkung nachvollziehen: Die Verbindung wird durch elektronische Strahlung gekappt. Nachdem er den Störsender deaktiviert hatte, „explodierte“ ein kleiner Feuerwerkskörper in der selbstgebauten Sprengfalle mit einem leisen Knall.
Aber auch den Schutz vor Drohnen durch Störung im elektromagnetischen Raum demonstrierten die Spezialisten dem Minister. Durch elektronische Strahlung wurde eine den Platz überfliegende kleine Kameradrohne gestört, sodass der „Drohnenpilot“ sie nicht mehr steuern konnte und auch keine Videoübertragung mehr möglich war.
Fazit des Besuches
Verteidigungsminister Pistorius bekam einen guten Einblick in den Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum mit seinen unterschiedlichen Truppengattungen und konnte sich ein Bild von der Dimension CIRCyber- und Informationsraum als eigenständigen und übergreifenden militärischer Operationsraum machen. „Der Bereich CIRCyber- und Informationsraum hat eine besondere Bedeutung für die Bundeswehr insgesamt: Alle Bereiche sind auf Führungsfähigkeit, Kommunikation und Aufklärung angewiesen. Genau das leisten die Kräfte im Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum in einer beeindruckenden Tiefe, Qualität und Breite: Vom elektronischen Kampf über operative Kommunikation bis hin zu Geoinformation und Wetterkunde stellen sie eine enorme Bandbreite mit wichtigen Fähigkeiten als unverzichtbare, existentielle Grundlage für die Streitkräfte“, resümierte der Minister.