Unterwegs mit der Kolonne – ITInformationstechnik-Profis üben KFZKraftfahrzeug-Marsch
Unterwegs mit der Kolonne – ITInformationstechnik-Profis üben KFZKraftfahrzeug-Marsch
- Datum:
- Ort:
- Murnau am Staffelsee
- Lesedauer:
- 4 MIN
LKW-Schlangen auf der Autobahn – ein alltägliches Bild auf unseren Straßen. Es gibt allerdings Unterschiede zwischen „normalen“ LKW-Kolonnen und den Kolonnen der Bundeswehr. Diese oft sehr langen „Metallwürmer“ folgen bestimmten Regeln und haben Sonderrechte. Das Informationstechnikbataillon 293 aus Murnau übte den sogenannten Marsch mit Kraftfahrzeugen als Vorbereitung auf geplante Übungsvorhaben.
Alle Truppenteile der Bundeswehr müssen in Vorbereitung auf ihren Auftrag zur Landes- und Bündnisverteidigung sowie zur Vorbereitung auf die Auslandseinsätze regelmäßig eigene Fähigkeiten und Kompetenzen üben. Dazu plant das Informationstechnikbataillon 293 im Sommer einen Truppenübungsplatzaufenthalt im rheinland-pfälzischen Baumholder, fernab der Heimat. Dort sollen die ITInformationstechnik-Spezialisten einsatzspezifische Szenarien im Rahmen von Gruppengefechtsschießen üben, aber auch ITInformationstechnik-Geräte aufbauen und ITInformationstechnik-Fähigkeiten, wie das Aufbauen eines Netzwerkes, trainieren.
ITInformationstechnik-Profis und Kraftfahrer
Großgeräte wie Satellitenanlagen, Generatoren und ähnliche Systeme, an denen technische Verfahren und Systematiken geübt werden können, müssen die Murnauer ITInformationstechnik-Profis dann selbst nach Baumholder überführen. Dazu muss das gesamte Bataillon als Marschkolonne auf das Übungsgelände verlegen. Solch ein großangelegtes Manöver erfordert Übung und Sicherheit im Handeln. Zur Vorbereitung auf diese Übung bildete die 4. Kompanie im März einen wichtigen Ausbildungsabschnitt - den „Marsch mit KfzKraftfahrzeug“ - aus. „In der heutigen Zeit wird in den Fahrschulen beim Erwerb des zivilen Führerscheins teilweise gar nicht mehr ausgebildet, was eine Kolonne ist und wie man sich beim Antreffen dieser verhält“, so Major Maximilian S., Chef der 4. Kompanie. „Deshalb ist es besonders wichtig, die eigenen Kraftfahrer zu schulen und auch wieder mit Kolonnen im Straßenverkehr präsent zu sein“, ergänzt er.
Fahren mit Nachtsichtbrille
Auf dem Plan standen neben dem Fahren im bundeswehreigenem Gelände auch das Fahren auf öffentlichen Straßen. Auf dem Standortübungsplatz übten die Soldatinnen und Soldaten auch unter anspruchsvollen Bedingungen, beispielsweise mit Nachtsichtbrillen bei Nacht. Menschen nehmen Eindrücke mit all ihren Sinnen, also auch visuell über die Augen auf. Durch die Nachtsichtbrille wird dem Fahrer ein einfarbig grünes Umfeld zur Orientierung in die Brille projiziert. Erschwerend kommt hinzu, dass die Sichtbreite eingeschränkt ist, in etwa so wie bei einem Pferd mit Scheuklappen. Der Beifahrer unterstützt den Fahrer aktiv, indem er eigene optische Wahrnehmungen mitteilt. Somit können Hindernisse frühzeitig erkannt und enge Situationen richtig eingeschätzt werden. Die stark erhöhte „Blendempfindlichkeit“ der Nachtsichtbrillen ist ein weiterer Faktor, der erschwerend hinzukommt. „Die ersten Streckenmeter mit Nachsichtbrille sind schon immer eine Überwindung. Man hat Respekt vor der Strecke und muss aufpassen, nicht gleich irgendwo mit dem Fahrzeug hängen zu bleiben“, erläutert Kompaniechef Maximilian S. Die Soldatinnen und Soldaten übten nicht nur in der Dunkelheit bei Nacht, sondern auch mit Infrarotlichtern auf Schotterstraßen ohne Hindernisse rechts und links der Straße.
Der Fahrparcour
Neben simulierten Nachtfahrten mit eingeschränkter Sicht stand vor allem das Rückwärts-um-die-Kurve-fahren mit und ohne Anhänger auf dem Übungsplan. Die Soldatinnen und Soldaten mussten eine Pylonen-Strecke im Slalom zurücklegen. Während die Vorwärtsfahrt noch von allen problemlos gemeistert wurde, gestaltete sich das Rückwärtsfahren schwieriger. Die Königsklasse war das Rückwärtsfahren mit Anhänger durch den Slalom. „Jeder Berufskraftfahrer würde über unsere Probleme beim Fahren mit den LKW lachen. Man darf aber nicht vergessen, dass das bei uns nur ein Teilaspekt unserer Aufgaben ist. Im Schwerpunkt sind wir ITInformationstechnik-Profis, die sich als Soldaten auch noch allgemeinmilitärisch aus- und weiterbilden. Nebenbei sind wir zusätzlich noch Kraftfahrer“, erklärt Major Maximilian S.
Bundeswehrkolonnen im Straßenverkehr
Kolonnen der Bundeswehr sind einheitlich gekennzeichnet. In der Regel ist am letzten Fahrzeug das Schild „Achtung Kolonne“ angebracht, wodurch diese Kolonne als ein langes Gesamtfahrzeug gilt. Daraus ergibt sich für die Kolonne unter anderem das Recht, Ampelanlagen – auch nach deren zwischenzeitlichen Wechsel von Grün auf Rot – weiterhin zu überqueren. Ebenso sollte auf das Überhohlen einer Kolonne verzichtet werden, da nicht abschätzbar ist, welche Länge diese hat. Der Marschgruppenführer, welcher die Kolonne führt, muss hier den Überblick behalten. Er muss darauf achten, dass alle Fahrzeuge in gleichbleibender Reihenfolge in der vorgeschriebenen Zeit das Ziel erreichen. Dazu ist es manchmal notwendig, die Geschwindigkeit der führenden Fahrzeuge so anzupassen, dass die nachfolgenden LKWs aufschließen können oder aber an geeigneten Stellen auf die letzten Kolonnenteile zu warten.
„Es ist wichtig das Kolonnenfahren, aber auch das Fahren in unwegsamen Gelände, zu üben. Die Systeme der 4. Kompanie sind dafür ausgelegt, getarnt im Wald zu stehen. Die beste Tarnung und Ausrüstung hat aber keinen Effekt, wenn der LKW, auf dem das System verbaut ist, gar nicht bis in den Wald kommt“, so der Chef der 4. Kompanie.