Übung Locked Shields: Gemeinsam den Cyber- und Informationsraum schützen
Übung Locked Shields: Gemeinsam den Cyber- und Informationsraum schützen
- Datum:
- Ort:
- Kalkar
- Lesedauer:
- 4 MIN
Der Cyberraum kennt keine Grenzen. Auch deswegen ist eine multinationale Kooperation bei der Cyberverteidigung essenziell. Diese Zusammenarbeit wird bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Übung Locked Shields trainiert, die seit 2010 jährlich stattfindet.
Das deutsche Blue Team mit der Nummer Zehn hat sein Equipment in einer großen Messehalle auf dem Gelände eines nie in Betrieb gegangenen Kernkraftwerks in Kalkar am Niederrhein aufgebaut. Die Deutschen sind eines von insgesamt 18 Verteidigungsteams, die – auf der ganzen Welt verteilt – an Locked Shields 2024 teilnehmen. Das ist die größte und fortschrittlichste multinationale Übung im Bereich Cybersicherheit und der gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge, was sich in den ressortübergreifenden und multinationalen Teams widerspiegelt.
Fiktives Szenario
Grundlage für die Übung ist ein fiktives Szenario, in dem es um Spannungen zwischen den Inselstaaten Berylia und Crimsonia geht, beide im Nordatlantik gelegen. Aufgabe der Blue Teams bei der Übung Locked Shields 2024: Sie sollen Netze und Systeme der kritischen Infrastruktur (
Deutsches Blue Team mit 150 Teilnehmenden
Insgesamt 150 Leute wehren aus Kalkar aus die Angriffe ab. Diese werden eingespielt vom Red Team – dem Angreifer-Team – das aus der estnischen Hauptstadt Tallinn operiert. In der Vorwoche, der Warm-up-Phase, hatte das Blue Team noch die Gelegenheit, sich mit dem System, dass es nun verteidigen soll, vertraut zu machen.
Zu den Aufgaben des Blue Teams gehört zum Beispiel, Schwachstellen zu finden und diese zu korrigieren – erst von Hand und im zweiten Schritt automatisiert über Skripte oder Programme. „Die Einarbeitungszeit lief gut, jetzt sind wir alle gut vorbereitet für die heiße Phase“, schätzt Blue-Team-Leiter Major Nico H. die Lage seines Teams ein.
Ressortübergreifende Zusammensetzung
Das Blue Team von Major H. ist bunt gemischt. Hier arbeiten Seite an Seite ITInformationstechnik-Expertinnen und -Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und anderen Institutionen wie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, der Bundespolizei, dem Bundeskriminalamt oder dem Bundesamt für Verfassungsschutz mit ITlern der Bundeswehr zusammen. Gemeinsam wehren sie Cyberangriffe ab.
Eine Besonderheit: Dieses Jahr sind auch Soldatinnen und Soldaten aus Singapur mit im Team. Sie gehören dem Digital and Intelligence Service der Streitkräfte des südostasiatischen Kleinstaats an, der in Singapur auch als „volle“ vierte Teilstreitkraft aufgestellt ist – wie seit Kurzem auch CIRCyber- und Informationsraum in Deutschland. Aufgrund der guten Zusammenarbeit mit Singapur im Bereich Cyber hatte der Inspekteur CIRCyber- und Informationsraum, Vizeadmiral Dr. Thomas Daum, den Singapurerinnen und Singapurern angeboten, die Übung Locked Shields dieses Jahr als gemeinsames Team zu bestreiten.
Das diesjährige Patch stellt eine Spielkarte „King of Locked Shields“ dar, vergleichbar zum Beispiel mit der „Pik-Dame“. Die Karte kann je nach Nationalität mit dem Adler für Deutschland oder dem Löwen für Singapur nach oben getragen werden. So soll die Verbundenheit der beiden Länder gezeigt werden, ohne ein Land über das andere zu stellen.
Team aus Singapur gut integriert
Die Singapurerinnen und Singapurer bringen ergänzende Fähigkeiten in das deutsche Blue Team ein. In den vergangenen Jahren haben sie in Singapur zahlreiche Übungen mit den eigenen für KRITISKritische Infrastrukturen zuständigen Behörden durchgeführt. „Das heißt, dass die Singapurerinnen und Singapurer sehr gut darauf vorbereitet sind, KRITISKritische Infrastrukturen zu unterstützen“, so Major H. Letztlich geht es auch darum, ein erfolgreiches Team aufzubauen, obwohl die einzelnen Teammitglieder zum Teil sehr unterschiedliche Backgrounds haben. Dies sei auf jeden Fall gelungen, sagt der Leiter des deutschen Blue Teams. In der „heißen Phase“ während der nächsten zwei Tage kann das Team nun zeigen, was es kann.
Cybersicherheit als größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts
Vizeadmiral Dr. Daum erläuterte beim Besuchertag Mitte April, dass Cyberbedrohungen für alle relevant seien. Auch deshalb finde der Austausch mit anderen Nationen regelmäßig statt, um die Expertise über Cyberverteidigung zu teilen. Er betonte unter anderem, wie essenziell und wichtig die Kooperation bei der Cyberverteidigung sei, weil einer allein es nicht leisten könne.
Es sei wichtig, dass im engen Schulterschluss gegen die vielfältigen hybriden Bedrohungen vorgegangen werde. Das gelte sowohl für die nationale und internationale Zusammenarbeit als auch für die ressortübergreifende Zusammenarbeit. Diese Kooperation sei nicht erst wichtig, wenn ein Angriff stattgefunden habe, sondern bereits in enger Kooperation heute, ständig, an jedem Tag. Genau das wird bei Locked Shields geübt.