Cyber- und Informationsraum
Defence Cyber Marvel 2025

Üben in der Cyberreserve – Spezialist für ITInformationstechnik-Sicherheit tauscht Hoody gegen Uniform

Üben in der Cyberreserve – Spezialist für ITInformationstechnik-Sicherheit tauscht Hoody gegen Uniform

Datum:
Ort:
München
Lesedauer:
5 MIN

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Bei der internationalen Übung Defence Cyber Marvel wurde in diesem Jahr zum vierten Mal die Abwehr von Angriffen auf ITInformationstechnik-Infrastruktur und deren Verteidigung geübt. Auch diesmal bestand das deutsche Team zur Hälfte aus Reservisten der Cyberreserve, die während der Übung ihr Fachwissen teilten. Oberleutnant der Reserve Carl-Heinz G. ist einer von ihnen.

Die frontal Aufnahme des Protagonisten.

OL d.R Carl-Heinz G. gehört zur Cyberreserve und war auch in diesem Jahr wieder Teil des Blue Teams der Bundeswehr

Bundeswehr/Benjamin Bellgrau

Insgesamt nehmen an der von der Britischen Army Cyber Association organisierten Übung 36 Teams aus 27 Nationen mit rund 1.500 Cyber-Spezialisten teil, um ihr Fachwissen und ihr Knowhow unter Beweis zu stellen. Carl-Heinz G. ist als Teil der Cyberreserve Mitglied des deutschen Teams, eines sogenannten Blue Teams. Dieses Team hat die Aufgabe, seine ITInformationstechnik-Systeme während der Übung in Echtzeit gegen verschiedene simulierte Angriffe von sogenannten Red Teams zu verteidigen und kompromittierte Systeme gegebenenfalls wiederherzustellen.

Wer dient in der Cyberreserve?

In der zivilen Wirtschaft leitet Carl-Heinz G. sein eigenes Unternehmen mit 22 Angestellten, das sich auf die Entwicklung von Spezialsoftware für die Energiebranche spezialisiert hat. Kritische Infrastruktur und damit der Umgang mit komplexen Systemen und hohe Anforderungen an die ITInformationstechnik-Sicherheit gehören daher zu seinem beruflichen Alltag. Vor diesem Hintergrund war Carl-Heinz sofort interessiert, als er im Rahmen einer Informationsveranstaltung erfuhr, dass die Bundeswehr erfahrene Reservisten im Bereich Cyber sucht.

Erste Berührungspunkte mit der Bundeswehr hatte Carl-Heinz bereits nach dem Schulabschluss, als er zum Wehrdienst einberufen wurde und sich stattdessen für die Reserveoffizier-Laufbahn SAZ 2 entschied.

„Um möglichst umfassende Einblicke bei der Bundeswehr zu sammeln, entschied ich mich damals für die Laufbahn des Reserveoffiziers SAZ 2 anstelle des regulären Wehrdienstes. Hier wurde mir die Ausbildung zum Transportoffizier angeboten. Den Umgang mit den verschiedenen Verkehrsträgern fand ich interessant“, berichtet Carl-Heinz.

Am Ende war das Interesse an der ITInformationstechnik jedoch größer und Carl-Heinz verließ mit Ablauf seiner Verpflichtungszeit die Bundeswehr, um ein praxisorientiertes ITInformationstechnik-Studium (FH) zu beginnen. Im weiteren Verlauf seiner zivilen Karriere sammelte Carl-Heinz verschiedene Kenntnisse und Erfahrungen, die heute für seinen Einsatz in der Cyberreserve relevant sind.

Nach einem erfolgreichen Bachelor-Abschluss war er einige Jahre als ITInformationstechnik-Systemingenieur tätig und half verschiedenen Unternehmen beim Aufbau von Netzwerken und deren ITInformationstechnik-Sicherheitsinfrastruktur. Danach immatrikulierte er sich erneut, um einen Master im Fachbereich ITInformationstechnik zu absolvieren. Bereits während seines Studiums war er hier als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Forschungsprojekten zur Informationssicherheit, später insbesondere mit Fokus auf Trusted Computing tätig. Hierbei war er auch an der Entwicklung und Kommentierung von ITInformationstechnik-Standards wie den technischen Richtlinien des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik oder des Request for Comments der Internet Engineering Task Force beteiligt. Bis heute entwickelt er Open Source Software auf Basis von IETF-Standards und ist Invited Expert der Trusted Computing Group.

Wie kommt man als ziviler ITInformationstechnik-Spezialist als Teilnehmer in diese Übung?

Nach dem ersten Kontakt mit dem Kommando Cyber- und Informationsraum bei einer Informationsveranstaltung äußerte Carl-Heinz in einer anschließenden Umfrage sein Interesse an dem Bereich. Dadurch wurde er in einen durch den CIRCyber- und Informationsraum geführten Talentpool aufgenommen. Darauf folgte die erste Einladung zu einer Cyber-Übung.  

„Ich weiß nicht mehr so genau wie dieser Flyer über die Informationsveranstaltung seinen Weg zu mir gefunden hat, aber ich bin sehr froh darüber, dass ich an diesem Tag dort war“, sagt Carl-Heinz mit einem Lächeln.

Seit der damaligen Informationsveranstaltung hat sich eine grundlegende Struktur entwickelt. Auf Basis des Talentpools vom CIRCyber- und Informationsraum hat sich im Laufe einiger Cyber-Übungen die Reservistenkameradschaft Cyber in Bremen als Anlaufstelle für Interessierte gegründet. Neben einem regelmäßigen Austausch im Fachgebiet werden hier auch Grundfertigkeiten für den Bereich Cyber trainiert. Das Zentrum für Cybersicherheit der Bundeswehr beheimatet zudem die „Speerspitze“: die Cyberreserve, eine ausgewählte Gruppe von Reservisten mit ITInformationstechnik-Expertise und dem Fokus auf ITInformationstechnik-Forensik. In diesem Rahmen findet auch jährlich eine Infoveranstaltung für interessierte Reservisten und Reservistinnen statt, zu der über Inserate in bundeswehrnahen digitalen und analogen Medien eingeladen wird.

Ein Gruppenbild der Übungsteilnehmer.

Das deutsche Blue Team bei der Defence Cyber Marvel 2025

Bundeswehr/Benjamin Bellgrau
Die Soldaten sitzen vor ihren Computern.

Alles im Blick- Das Team der Netzwerküberwachung prüft mit Argusaugen die Systeme auf Unregelmäßigkeiten

Bundeswehr/Benjamin Bellgrau

Aus diesem stetig wachsenden Talentpool heraus werden, wie Carl-Heinz G., die Cyber-Spezialistinnen und -Spezialisten mit den passenden Fähigkeiten für Übungen wie die Defence Cyber Marvel oder Reservedienstleistungen herangezogen.

Als ITInformationstechnik-Spezialist mit ITInformationstechnik-Sicherheit-, Netzwerk- und Führungserfahrung bestand seine Aufgabe während der Übung darin, als stellvertretender Leiter des Team NOC (Network Operation Center – Netzwerküberwachungszentrum) und Administrator-Netzwerke zu „härten“. Hierzu gehören die Aufdeckung und Behebung von Sicherheitsschwachstellen im software- und hardwaretechnischen Bereich von Firewalls und Routern sowie die Dokumentation und die Weitergabe von Informationen zu Vorfällen, sogenannten Incidents, entlang der Befehls- und Meldekette.

Für Carl-Heinz haben die Übungen als Reservist einen besonderen Stellenwert: „Die nationalen und internationalen Übungen im Bereich Cyber, an denen ich durch die Bundeswehr teilnehmen durfte, sind meines Erachtens aufgrund ihres beachtlichen organisatorischen und technischen Umfangs mit den Ausbildungsmöglichkeiten im zivilen Bereich kaum vergleichbar. Die Übungen sind immer sehr fordernd und thematisch an möglichst aktuellen ITInformationstechnik-Sicherheitserkenntnissen ausgerichtet.“

Was macht die Besonderheit an der Defence Cyber Marvel aus?

Eine Besonderheit der Übung DCM4 ist, dass das deutsche Team aus einem Mix aus Studierenden und Reservisten im gleichen Verhältnis besteht. Einzelne Positionen werden dabei möglichst doppelt, jeweils von den Mitgliedern der Cyberreserve und den Studierenden besetzt. Die Reservisten treten durch die doppelte Besetzung während der Übung als Mentoren für die Studierenden auf. Hierbei können die Studierenden erste praktische Erfahrungen in ihren Fachbereichen beziehungsweise erste militärische Führungserfahrungen sammeln.
So entstehen für beide Gruppen symbiotische Vorteile: Die Studierenden können von der oft langjährigen und breit gefächerten Erfahrung der Reservisten profitieren. Im Gegenzug dazu stellen sie den Reservisten den aktuellen Stand der Wissenschaft zu neuesten technischen Entwicklungen, Methoden und Anwendungen zur Verfügung. Beide Aspekte ergeben in Kombination einen wertvollen Mehrwert aus Erfahrung, gepaart mit technischem Wissen.

Neben dem Training und dem praktischen Anwenden des eigenen Wissens steht während dieser Übung auch das Teambuilding und das „Über den Tellerrad hinausschauen“ im Fokus. Carl-Heinz G. nimmt nun schon das dritte Mal an dieser Übung teil und freut sich auch künftig, ein Teil des deutschen Teams zu sein.

„Seit meiner ersten Teilnahme habe ich bei jeder Übung neue Teammitglieder kennengelernt. Hierbei entsteht ein großes Netzwerk innerhalb der Bundeswehr zwischen Reserve und Studierenden. Zudem lernt man immer wieder neue und interessante Ansätze und Lösungswege kennen“, so sein Fazit.

von Pia Martino  E-Mail schreiben

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