Gemeinsam gegen Cyber-Attacken: Cyberabwehr im Indo-Pazifik
Gemeinsam gegen Cyber-Attacken: Cyberabwehr im Indo-Pazifik
- Datum:
- Ort:
- München
- Lesedauer:
- 4 MIN
Bereits zum dritten Mal bilden acht junge Offiziere der Universität der Bundeswehr München gemeinsam mit sieben ITInformationstechnik-Experten und -Expertinnen der Cyber-Reserve während des Defence Cyber Marvel ein Team. In diesem Jahr findet das Übungsszenario im indopazifischen Raum statt.
An der multinationalen Übung Defence Cyber Marvel (DCM4) nehmen in diesem Jahr rund 1.500 Teilnehmer aus mehr als 27 Nationen teil, darunter NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitgliedstaaten und deren Partner. Sie treffen in 36 Teams aufeinander: Die britische Armee stellt neben mehreren „Blue Teams“ die Organisation und einige der „Red Teams“, welche die Cyber-Attacken in der Rolle eines Angreifers durchführen. Die Cyber Defence, also die Verteidigung, liegt auf Seiten der britischen und international gemischten „Blue Teams“. Hierzu gehören auch die deutschen Bundeswehr-Spezialisten.
Das Szenario der Übung
Die Übung fokussiert sich in diesem Jahr auf virtuelle Angriffe gegen Netze und Strukturen in Südostasien. Im fiktiven Übungsszenario ist die Cyberabwehr der betroffenen Staaten überlastet. Die Angegriffen bitten die NATONorth Atlantic Treaty Organization, sie zu unterstützen. Cyber-Soldatinnen und Soldaten schalten sich daraufhin auf die Netze auf und unterstützen bei der Abwehr von Angriffen. Gleichzeitig sammeln sie Daten über Art und Quellen der Angriffe, analysieren diese und leiten die Ergebnisse an das Übungskommando, das High Command, weiter. Sie nutzen spezielle Gegenmaßnahmen, um Schwachstellen zu identifizieren und zu schließen, die Angreifer ausnutzen könnten, um Schadsoftware zu installieren. So bleiben Daten gegen externe Manipulationen und Computerdienste gegen nicht autorisierte Steuerung geschützt.
Das Team der Bundeswehr: Aktive und Reservisten
Das fünfzehnköpfige Team der Bundeswehr besteht zur Hälfte aus aktiven Offizieren, die an der Universität der Bundeswehr studieren. Die andere Hälfte bilden ITInformationstechnik-Experten und -Expertinnen aus der Cyber-Reserve. Die Praktiker bringen Erfahrung, Routine und Know-how mit. Die jungen Studierenden punkten dafür mit den neuesten Trends, Tools und Methoden aus der aktuellen Forschung. Gemeinsam bilden sie das deutsche Blue Team der Bundeswehr. Während der Cyber Marvel führen die jungen Offiziere meist erstmalig Teams und sammeln Führungserfahrung, wobei die Angehörigen der Reserve die Posten der Stellvertreter besetzen.
Nicht nur unter den Teilnehmenden findet man viele Reservistinnen und Reservisten, sondern auch in der Organisation, Steuerung und Leitung der Übung. Auch die British Army, welche die Übungen ausrichtet, setzt auf die Unterstützung durch Reservistendienst Leistende. Dadurch konnte auch im Jahr 2025 die DCM4 wieder als eine Live-Fire Übung stattfinden. „Live-Fire“ in der Cyber-Range bedeutet, dass ein reales Team Red die Abwehr der blauen Kräfte in Echtzeit angreift.
Die britischen ITInformationstechnik-Soldaten und Soldatinnen des Team Red antworten live auf jede Abwehrmaßnahme der Blue Teams. Immer wieder greift das rote Team Netze, Systeme und Infrastruktur der hilfesuchenden Staaten an. Ständig verändert es dabei sein Vorgehen und versucht, die Sperren der Verteidiger zu umgehen. So wird aus dem Übungssetting des DCM4 ein realitätsnahes Szenario. Zusätzlich verlegten Teile der Übungsleitung aus dem Vereinigten Königreich und Estland nach Seoul. Sogar die Zeitzone der Cyberübung wurde in den Indo-Pazifik verlegt: Korean Standard Time, also UTC+9.
Internationale Zusammenarbeit in der Cyberabwehr
Multinationale Einsätze von Heer, Marine und Luftwaffe sind logistische Herausforderungen, denen sich der Teilstreitkraft CIRCyber- und Informationsraum im Rahmen der Cyberabwehr seltener stellt. Die globale Struktur digitaler Datennetze erlaubt es oft, auf einen digitalen Angriff remote, also durch Aufschalten aus der Ferne, zu reagieren. Während der DCM4-Übung sitzen die deutschen Soldaten im Institut CODE an der Bundeswehr-Universität in München. Von hier aus könnten sie eine Cyberattacke auf der anderen Seite der Erde abwehren – sobald die Verbindung steht.
In einer Sprache: Denken, Sprechen, Handeln
Acht Bit, ein Byte – grundsätzlich wirkt die Arbeitssprache der digitalen Datenverarbeitung so universell wie keine andere. Ob Linux-Spezialisten oder Windows-Professionals: Nach ein paar Tagen haben sich bei der DCM4 – trotz unterschiedlicher Muttersprache, Herkunft und Spezialisierung – aus den Teilnehmenden Teams geformt. Ein paar knifflige Übungsszenarien vor der heißen Phase helfen dabei, dass die Mitglieder der 36 Teams zu symbiotischen Gruppen zusammenwachsen und sich untereinander besser kennenlernen.