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Softwareentwicklung

Soldatinnen und Soldaten digitalisieren die Bundeswehr

Soldatinnen und Soldaten digitalisieren die Bundeswehr

Datum:
Ort:
Euskirchen
Lesedauer:
3 MIN

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Digitalisierung setzt neben moderner Infrastruktur vor allem eines voraus – Software. Die Anforderungen der Bundeswehr an diese sind häufig besonders hoch. Wer kennt sie besser als die Soldatinnen und Soldaten selbst? Beim Zentrum für Digitalisierung der Bundeswehr gestalten sie die Digitalisierung der Bundeswehr aktiv mit.

Ein Soldat aus dem ZDigBw öffnet eine Eingangstür und kommt auf die Kamera zu. Er lächelt.

In der Bundeswehr tragen Softwareentwicklerinnen und Softwareentwickler Uniform. Benjamin H. ist einer von ihnen.

Bundeswehr/Daniel Kühn

In einem Umfeld wachsender Digitalisierung benötigen selbstverständlich auch Soldatinnen und Soldaten datenverarbeitende Systeme, deren Herzstück die Software ist. Doch wie kommt die Software zur Bundeswehr? Zum Teil entwickelt sie diese selbst, bis zur Aufstellung des ZDigBwZentrum Digitalisierung der Bundeswehr im Oktober 2022 etwa im Zentrum für Softwarekompetenz der Bundeswehr.

Softwareentwickler in Uniform

Die Softwareentwicklungsabteilungen des alten und des neuen Zentrums bestehen dabei zum überwiegenden Teil aus Uniformträgerinnen und -trägern. Oberleutnant zur See Benjamin H. ist einer von ihnen. Der 25-jährige Marineuniformträger trat 2016 seinen Dienst an der Marineschule Mürwik an. Nach grundlegender militärischer Ausbildung studierte er an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr zunächst Maschinenbau und setzte darauf einen Master in Mechatronik mit der Vertiefungsrichtung Wehrtechnik.

Ein Soldat in Uniform lehnt sich am Geländer einer Treppe im ZDigBw an.

Dass er sich mit Militärtechnik beschäftigen wollte, stand für ihn schon früh fest. Die Tätigkeit als Softwareentwickler fügt sich nahtlos an das bundeswehreigene Studium an.

Bundeswehr/Daniel Kühn


Zum Zentrum für Softwarekompetenz der Bundeswehr kam der junge Offizier im Oktober 2021. Hier erfolgte dann die Ausbildung zum Webentwickler. „Ich hatte mich zwar im Studium bereits mit der Programmierung auseinandergesetzt, jedoch lag der Fokus hier auf der Lösung wissenschaftlicher Fragestellungen der Mechatronik“, sagt der Entwickler über sein Vorwissen.

Maßgeschneiderte Ausbildung

In seinen ersten Wochen befasste sich Benjamin zunächst mit einem Einstiegsprojekt, bei dem neuen Entwicklerinnen und Entwicklern die Grundzüge des TechStacks, also der Zusammenstellung der für die Entwicklung ausgewählten Technologien, in praktischer Weise vermittelt werden.  „Man ist hier sehr bemüht, jedem quasi maßgeschneidert die Ausbildung zukommen zu lassen, die er oder sie benötigt“, schildert Benjamin.  So werden die Soldatinnen und Soldaten auch im Software Engineering ausgebildet. Viele der Themen sind dabei so spezialisiert, dass auf gemeinsame Ausbildungsprogramme mit der zivilen Wirtschaft und internationalen Partnern zurückgegriffen wird. Benjamin widmet sich demnächst etwa methodischen Ansätzen, wie dem Test-Driven-Development und dem Clean Code, die das materielle Wissen über Programmiersprachen und Frameworks ergänzen. „Solche hochkarätigen Ausbildungen verschaffen uns das notwendige Handwerkszeug, hochwertige und vor allem verlässliche Softwareprodukte zu entwickeln“, erläutert Benjamin.


Zwei Soldaten stehen vor zwei Monitoren und betrachten einen der beiden.

Beim Pair Programming arbeiten zwei Personen zusammen an einer Aufgabe. Das funktioniert vor Ort genauso, wie remote über eine Videokonferenz.

Bundeswehr/Daniel Kühn

Eine weitere Methode, die jedoch nicht nur der Ausbildung dient, ist das Pair Programming. „Während eine Person den Code schreibt, überprüft die andere gleich, ob das Geschriebene so auch richtig ist. Auch wenn man vor Problemen steht, hilft das Gespräch mit einem Anderen, schneller eine Lösung für die Fragestellung zu finden“, erklärt Benjamin die im Zentrum lebhaft angewendete Methodik. Er ist überzeugt, dass man dadurch nicht nur effektiver, sondern häufig auch effizienter arbeite, als wenn jeder eine Aufgabe für sich alleine löse.

Agile Methoden und moderne Kultur

Benjamin arbeitet mittlerweile in einem Team, das Schnittstellen programmiert. So hat das Team bisher etwa die Sensorik von Gefechtsfahrzeugen in ITInformationstechnik-Systeme von Gefechtsständen und Führungseinrichtungen eingebunden oder eine Schnittstelle zum Digitalen Lagetisch entwickelt. Benjamin findet: „Bei solchen Projekten kann ich als Wehrtechniker mein Fachwissen unmittelbar in die Softwareentwicklung einbringen.“

Bei der Digitalisierung geht es vor allem um Know-How, damit gute Ideen auch tatsächlich zur Umsetzung gelangen. Um dieses aufzubauen und zu erhalten arbeitet das Zentrum immer wieder mit externen Partnern zusammen. Mit der Realisierung der Schnittstelle zum Digitalen Lagetisch etwa konnte durch enge Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB ein erheblicher operationeller Mehrwert für die Bundeswehr geschaffen werden. „Wir waren im Rahmen des Projekts auch bei Fraunhofer in Karlsruhe und haben uns den vom IOSB entwickelten Lagetisch aus Nutzersicht angesehen. Das hilft natürlich ungemein, die eigene Entwicklung auf die Nutzerbedürfnisse abzustimmen“, erläutert Benjamin.

Ein Soldat in Uniform blickt über seine beiden Monitore. Er trägt Schulterklappen der Marine.

Benjamin ist Oberleutnant zur See, aufgrund des Fokus auf die fachliche Tätigkeit und des kameradschaftlichen Umgangs kommt es in der Abteilung aber nur selten auf den Dienstgrad an

Bundeswehr/Daniel Kühn

Auch die agile Arbeitsweise nach dem Vorgehensmodell Scrum trage zur Motivation der Entwickler bei. Durch sogenannte Sprints entwickelt man hier die Anwendung in Etappen und sieht so schneller Fortschritte, da nach jedem Sprint eine lauffähige Version des Produkts entstehen soll. „Insgesamt gefällt mir die Kultur, die man hier etabliert hat und auch tagtäglich lebt“, so Benjamin.  


von Daniel Kühn  E-Mail schreiben

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