Cyber- und Informationsraum

ITInformationstechnik-Forensik: Die Datenretterin

ITInformationstechnik-Forensik: Die Datenretterin

Datum:
Lesedauer:
3 MIN

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Datei aus Versehen gelöscht? USB-Stick zerstört? Festplatte reagiert nicht mehr? Oft können ITInformationstechnik-Forensiker des Zentrums für Cybersicherheit im Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum helfen und die Daten retten.

Ein Soldat übergibt den defekten Speicherstick der Frau

Sandra Stark rettet als ITInformationstechnik-Forensikerin Daten aus allen möglichen Plattformen

Bundeswehr/Sebastien Robelet

Sie können oft retten, was zerstört zu sein scheint. ITInformationstechnik-Forensiker rekonstruieren Daten, auch wenn der Datenträger zerbrochen ist oder die Informationen gelöscht worden sind. ITInformationstechnik-Forensiker des Zentrums für Cybersicherheit im Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum (CIRCyber- und Informationsraum) haben ihre Fähigkeiten und ihre technische Spezialausrüstung während der diesjährigen Informationslehrübung Landoperationen (ILÜInformationslehrübung) präsentiert. Und sie haben den Autor dieses Beitrags gerettet.

Der USB-Stick ist kaputt

Die Forensikerin arbeitet an dem Speichermedium

In der Chip-Off-Station wird der Datenchip abgelöst

Bundeswehr/Sebastien Robelet


Sandra Stark könnte meine Rettung sein. Das behauptet jedenfalls ein Kamerad,  der den zertrümmerten USB-Stick sieht, den ich beim Zuschlagen der Heckklappe übersehen hatte. Ich solle in das Informationszelt des Zentrums für Cybersicherheit gehen und nach der ITInformationstechnik-Forensikerin fragen, die hier während der ILÜInformationslehrübung ihren Job vorstellt. Auf dem Stick sind erste Berichte von der ILÜInformationslehrübung gespeichert. Einige Stunden Arbeit.

Chip intakt – alles gut

Sandra Stark sitzt an einem Tisch mit allerlei technischem Gerät. Wozu das gut ist, erschließt sich mir zunächst nicht. Ich halte Stark die USB-Stick-Trümmer mit einem fragenden Blick hin. Sie lächelt: „Sie haben Glück. Der Chip auf der Platine sieht doch unversehrt aus. Ich denke, wir können probieren den zu retten.“ Sie spannt die Platine mit dem schwarzen Chip in eine Halterung. Chip-Off-Station heißt die Halterung. Dann setzt sich Stark eine dunkel getönte Schutzbrille auf und schaltet eine Lampe über der Platine ein. Sie wird in helles oranges Licht getaucht. „Das ist Infrarotlicht. Nicht gut für die Augen. Deshalb die Schutzbrille“, erklärt die 23-Jährige konzentriert und löst vorsichtig mit einer Pinzette den Chip von der Platine.

Ausrüstungstasche mit Werkzeug für Forensiker

Mit Spezialausrüstung Daten von Mobiltelefonen sichern

Bundeswehr/Sebastien Robelet

Mit 270 Grad Celsius Daten retten

Ich frage meine Datenretterin, die ITInformationstechnik-Forensikerin, wie sie den festgelöteten Chip von der Platine bekommen hat. „Das Infrarotlicht ist 270 Grad heiß. Damit können wir schonend die Lötverbindung lösen, ohne den Chip zu beschädigen. Jetzt müssen wir nur noch die Pins des Chips mit einem Lötkolben und Lötlitze reinigen.“  Sie erhitzt die kleinen Kontakte des Chips und streicht das flüssige Lötzinn mit einem Kupferband ab.

Strafermittlungen mit Hilfe von ITInformationstechnik-Forensikern

ITInformationstechnik-Forensiker sind normalerweise nicht damit beschäftigt, Kameraden oder Kollegen zu helfen, wenn sie ihre Datenträger zerstört haben. Das macht sie heute nur für Demonstrationszwecke für den CIRCyber- und Informationsraum-Reporter. Sandra Stark und ihre Kollegen rekonstruieren Daten für Strafermittler der Bundeswehr. Etwa, wenn ein Verdächtigter versucht hat, strafrechtlich relevante Daten zu vernichten. Solche Daten können nicht nur von einem USB-Stick gesichert werden, sondern auch von Festplatten oder Mobiltelefonen.

Die Rettung

Die Forensikerin liest Daten mit Adapter aus

Mit dem Chip im Adapter können Daten gelesen werden

Bundeswehr/Sebastien Robelet

Sandra Stark legt meinen Chip in ein Gerät, das wie ein Adapter aussieht. Es ist ein Adapter mit einem Anschluss für einen SD-Kartenleser. „So, jetzt wollen wir mal sehen. Der Computer erkennt schon mal den Datenträger und dass etwas darauf gespeichert ist. Mit einer Spezialsoftware können wir jetzt Ihre Reportagen retten“, erklärt Stark zufrieden. Ich beschließe glücklich: Das ist einen Bericht über die Datenretterin wert. Ob sie privat von Freunden auch gebeten wird, gelöschte Daten zu rekonstruieren? „Das kommt hin und wieder mal vor. Meistens sind es aber nur harmlose Probleme. Aus Versehen gelöschte Dateien, die sich mit ein paar Tastenklicks wiederherstellen lassen“, sagt Sandra Stark mit einem Schmunzeln im Gesicht.

von Christian Behrens  E-Mail schreiben

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