Gründung des Baltic Cyber Commanders Forum
Gründung des Baltic Cyber Commanders Forum
- Datum:
- Ort:
- Estland
- Lesedauer:
- 3 MIN
Der Krieg in der Ukraine, das aggressive Auftreten der Russischen Föderation und eine sicherheitspolitische Zeitenwende in Deutschland sind Anlässe für neue Formen militärischer Kooperation in Europa. Eine davon ist das Baltic Cyber Commanders Forum auf Initiative Deutschlands.
Cyber Commanders ist der Sammelbegriff für die Personen, die in ihrer Armee die Verantwortung für die vierte militärische Dimension tragen: den Cyber- und Informationsraum. Dieser ergänzt seit 2016 in der Logik der NATONorth Atlantic Treaty Organization die klassischen Dimensionen Land, See, Luft/Weltraum. Für die Bundeswehr wurde dafür 2017 ein eigener Organisationsbereich aufgestellt, dessen Inspekteur und Cyber Commander Vizeadmiral Dr. Thomas Daum ist.
Kooperation auf Initiative Deutschlands
Die Ostsee und ihre angrenzenden Staaten liegen in einer Region, die zentral für die Sicherheit Europas ist. Deutschland als einer dieser Staaten engagiert sich militärisch auf verschiedene Arten. Vom Baltic Maritime Component Command über die Führung der Battlegroup Lithuania bei der enhanced Forward Presence bis hin zu vielen weiteren Kooperationen wurde jetzt auf Initiative Deutschlands ein neues Forum speziell für den Cyber- und Informationsraum geschaffen: das Baltic Cyber Commanders Forum. Zum ersten Treffen im Oktober 2022 waren Vertreterinnen und Vertreter aller Staaten an der Ostsee – mit Ausnahme Russlands – eingeladen. Sieben der neun Angesprochenen konnten dem Ruf nach Tallinn folgen.
Ein Treiber hinter dieser neuen Form der Zusammenarbeit ist die Bundeswehr mit dem Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum. Unter den Teilnehmenden war Deutschland eine der ersten Nationen, die die Eigenständigkeit der Dimension mit einem eigenen Organisationsbereich betonte. Noch heute ist CIRCyber- und Informationsraum mit einer Personalstärke von rund 15.000 Angehörigen der größte spezialisierte Organisationsbereich der Ostseestaaten. Mit dem Wunsch, andere Nationen zu unterstützen und zugleich selbst von mehr Kooperation zu profitieren, ergriff Deutschland – mit der Unterstützung der Streitkräfte Estlands, die vor Ort mit den Gastgebern eng zusammenarbeiteten – die Initiative.
Nationale Herausforderungen – Multinationale Lösungen
Eine militärische Besonderheit in den virtuellen und digitalen Welten? Ländergrenzen verschwimmen, Konflikte und Bedrohungen lassen sich nicht eindeutig eingrenzen und sind aufgrund der vielen nicht immer einfach zuordenbaren Akteure oft hochgradig komplex. Simple nationale Lösungen bleiben häufig ein Wunschdenken. Zwei Projekte, die Dr. Daum als Gastgeber entsprechend auf die Agenda des ersten Forums setzte, waren das Federated Mission Networking, kurz FMNFederated Mission Networking, der NATONorth Atlantic Treaty Organization und das Cyber and Information Domain Coordination Centre, kurz CIDCCCyber and Information Domain Coordination Centre, als Projekt der Europäischen Union.
Das FMNFederated Mission Networking ist die Methode der NATONorth Atlantic Treaty Organization und befreundeter Staaten, schnelle technische Interoperabilität herzustellen. Dieses föderale System beruht darauf, dass die einzelnen Nationen Technik, Prozesse und Ausbildung eigenständig beibehalten, die Souveränität nicht abgeben, sich aber gezielt und strukturiert miteinander abstimmen. So kann die NATONorth Atlantic Treaty Organization schneller auf Krisen reagieren und im Einzelfall auch Nationen, die nicht der NATONorth Atlantic Treaty Organization angehören, einbinden. Das Ziel ist die sogenannte Day Zero Interoperability, in Deutschland gerne mit Kaltstartfähigkeit übersetzt. Mit dem German Mission Network erfüllt Deutschland bereits jetzt die hohen, sich ständig weiterentwickelnden Anforderungen des FMNFederated Mission Networking.
CIDCCCyber and Information Domain Coordination Centre ist ein Projekt im Rahmen der ständigen strukturierten Zusammenarbeit der EUEuropäische Union, bekannt vor allem unter dem englischem Kürzel PESCOPermanent Structured Cooperation. Das CIDCCCyber and Information Domain Coordination Centre wird ab 2023 als zentraler Hub die Aufgabe übernehmen, Lagebilder des Cyber- und Informationsraumes bereitzustellen. Dazu werden ihm Informationen und Erkenntnisse aus allen Richtungen zugespielt, ausgewertet und der EUEuropäische Union und ihren Mitgliedern ständig zur Verfügung gestellt. Von der Bereitstellung von ITInformationstechnik-Services bis zur Erfassung des Informationsbedarfes – das Wissen darum, dass es nur gemeinsam und multinational geht, hat das CIDCCCyber and Information Domain Coordination Centre mit dem neuen Baltic Cyber Commanders Forum gemein.