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Gegen die unsichtbare Gefahr – Spezialisten der Elektronischen Kampfführung

Gegen die unsichtbare Gefahr – Spezialisten der Elektronischen Kampfführung

Datum:
Ort:
Daun
Lesedauer:
4 MIN

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Anmerkung der Redaktion:
Der Beitrag wurde am 4. Juni 2020 um 13:30 Uhr korrigiert.

Zum Hintergrund:
Irrtümlich wurde der Zeitraum der IEDImprovised Explosive Device Vorfälle nicht richtig wiedergegeben. Die Anzahl der IEDImprovised Explosive Device Vorfälle bezieht sich nicht auf das isolierte Jahr 2018 sondern auf den Zeitraum von 2011 bis 2018.

 

Auf dem Waldweg taucht ein Transportpanzer Fuchs CG-20+ in sandfarbenen Tarnmuster auf. Sein Dach zieren mehrere tonnenförmige Antennen. Langsam fährt er im Schritttempo hinter einer sich in lockerer Reihe bewegender bewaffneter Soldatinnen und Soldaten her. Sie scheinen etwas zu suchen, vor allem die beiden Soldaten rechts und links im Wald, die mit etwas, das wie eine Gartenharke aussieht, vorsichtig Gräser und Gebüsch zur Seite schieben.

Auf einem Waldweg fährt ein Panzer, vor ihm gehen vier bewaffnete Soldaten in einer Reihe.

Beim VPVulnerable Point-Check suchen die Soldaten der Elektronischen Kampfführung das Gelände nach behelfsmäßigen Sprengvorrichtungen ab.

Bundeswehr/Stefan Uj

„Wir üben gerade den Vulnerable Point-Check“, erläutert Hauptfeldwebel B. aus der 7. Kompanie des Bataillons Elektronische Kampfführung 931 aus Daun, der schon mehrfach als CG-20+ Experte und Electronic Warfare Officer im Auslandseinsatz war. „Dabei suchen wir nach einem Punkt im Gelände, der sich besonders dazu eignet, Gegenstände unauffällig zu platzieren.“ Bei diesen „Gegenständen“ handelt es sich um lebensbedrohende, behelfsmäßige Sprengvorrichtungen, die sogenannten Improvised Explosive Devices oder auch „unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung“ (USBV) genannt.

Effiziente Wirkung im elektromagnetischen Raum

In den Jahren 2011 bis 2018 gab es weltweit über 10.000 Vorfälle mit IEDImprovised Explosive Device. Viele davon sind ferngezündete Sprengsätze. Und damit kommen wir von der Elektronischen Kampfführung ins Spiel“, beginnt Major B., Chef der 7. Kompanie, die Vorstellung seines Bereiches, die er als eine Fähigkeitskompanie für Elektronische Gegenmaßnahmen gegen ferngezündete Sprengsätze beschreibt. Ihr Hauptwaffensystem ist der Transportpanzer Fuchs CG-20+. Die Abkürzung CG steht für Counter-IEDImprovised Explosive Device Gerät, den Störsender zur Störung von funkgesteuerten IEDImprovised Explosive Device. Die Störantennen auf dem Fahrzeugdach sorgen dafür, dass in einem bestimmten Radius keine Funkauslösungen stattfinden können. „Mit diesem System beteiligen wir uns an den Auslandseinsätzen,“ fährt Major B. fort. „Wir sind zwar eine kleine Truppengattung, aber wir sind wichtig für die ganze Bundeswehr.“ Durch das aktive Stören von Frequenzen könnten Sprengvorrichtungen über Funk nicht ausgelöst werden, erklärt er weiter. Darüber hinaus würden sie die Sicherheit der Soldatinnen und Soldaten in den multinationalen Einsätzen bei Patrouillenfahrten gewähren. Hauptfeldwebel K., der die Übung geplant hat, wirft mit einem Augenzwinkern ein: „Obwohl wir nicht immer bemerkt werden“.

Letzte Übung vor dem Einsatz

Das Training ist eine abschließende einsatzvorbereitende Maßnahme unmittelbar vor dem Einsatz in Afghanistan im Rahmen des deutschen Einsatzkontingentes Resolute Support 18. Es findet auf dem Truppenübungsplatz in der Schavener Heide bei Mechernich statt. Die Vorbereitung einer solchen Übung kann bis zu zwei Monaten dauern. Da die Schavener Heide ziviles Gebiet ist, müssen Anträge gestellt werden und Ausnahmegenehmigungen erteilt werden. Dies setzt eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit auch mit der Stadt Mechernich voraus. „Der Transportpanzer CG-20+ ist rund 24 Tonnen schwer und hat eine Überbreite, da können wir nicht einfach so losfahren“, erklärt Hauptfeldwebel K. „Wir nehmen auch Rücksicht auf die Schulzeiten, um Kinder auf ihrem Schulweg nicht zu gefährden.“ In der Planungs- und Durchführungsphase findet ein Erfahrungsaustausch mit den Kameradinnen und Kameraden statt, die schon im Auslandseinsatz waren. „Das sind immense Erfahrungen, von denen wir alle hier profitieren“, so Hauptfeldwebel K.

EloKaElektronische Kampfführung Taskforce im Einsatz

In zwei Teams, bestehend aus Kraftfahrer und Fahrzeugkommandant, verlegen vier Soldaten aus der 7. Kompanie Mitte Juli nach Afghanistan ins Camp Marmal nach Masar-e-Scharif. Nach zweiwöchiger Quarantäneunterbringung in Deutschland werden die Soldaten für rund viereinhalb Monate ihre speziellen Fähigkeiten bei den Patrouillen in Afghanistan einbringen, so wie sie es in der Schavener Heide geübt haben. „Wir begleiten den multinationalen Verband mit dem Transportpanzer CG-20+ und stören Frequenzen, mit denen z.B. Sprengsätze ferngezündet werden können“, erklärt der Fahrzeugkommandant Stabsunteroffizier P.  Hierzu werden unterschiedliche technische Verfahren eingesetzt, die bei den Patrouillentätigkeiten wesentlich zum Schutz aller Beteiligten beitragen. So verwundert es nicht, dass gerade diese Fähigkeit im Einsatzland eine hohe Priorität genießt. Damit der Einsatz reibungslos funktioniert, werden die jeweiligen Patrouillenführer durch die Soldatinnen und Soldaten der 7. Kompanie umfangreich beraten und mit den Möglichkeiten und Grenzen des Störens vertraut gemacht.  

Vulnerable Point-Check erfolgreich

Soldat mit einem selbstgebauten behelfsmäßigen Sprengsatz.

VPVulnerable Point-Check erfolgreich: Hauptfeldwebel B. erläutert den Aufbau des gefundenen Sprengsatzes.

Bundeswehr/Stefan Uj

Zurück in der Schavener Heide: Der Panzer nähert sich einer Stelle, an dem der Weg untertunnelt ist. Eine vorausgehende Soldatin, die mit einer Harke die Umgebung nach verdächtigen Gegenständen absucht, klettert vorsichtig den kleinen Abhang hinunter und gibt ihren Kameraden sogleich ein Zeichen. Sie hat in dem Tunnelrohr etwas erspäht. Und tatsächlich, es ist ein selbstgebauter Sprengsatz aus wenigen Teilen: Die Umhüllung mit der Wirkladung, eine Batterie als Stromquelle und ein Handy, mit dem der Sprengsatz geschaltet werden sollte. Vulnerable Point-Check erfolgreich.

Major B.: „Wir schauen, wie gehen die Soldaten damit um, wenn sie einen Sprengsatz finden oder wenn das Fahrzeug ausfällt. Hier trainieren die Soldaten und Soldatinnen Verhaltensmuster, um den Kopf freizuhaben für die eigentliche Situation.“ In den Einsatz wird nämlich nicht nur das bestmöglich ausgebildete Personal geschickt, sondern auch das beste Material. Der einsatzerprobte Electronic Warfare Officer Hauptfeldwebel B. bekräftigt das: „Wir vertrauen unserem Material zu 100 Prozent!“

von Martina Pump  E-Mail schreiben

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Impressionen der Übung

  • Das Patch der Einheit

    Patch des Bataillons Elektronische Kampfführung 931 in Daun.

    Patch des Bataillons Elektronische Kampfführung 931 in Daun.
  • Hauptwaffensystem ist der Transportpanzer Fuchs CG-20+

    Die Abkürzung CG steht für Counter-IEDImprovised Explosive Device Gerät, den Störsender zur Störung von funkgesteuerten IEDImprovised Explosive Device.

    Panzer im Wald mit Staubwolke.
  • Besatzung des TPz

    Das Team für den Transportpanzer Fuchs CG-20+ besteht aus Kraftfahrer und Fahrzeugkommandant.

    Panzer mit Soldat von hinten.
  • Eine einfache Harke hilft

    Auf der Suche nach verdächtigen Gegenständen wie selbstgebauten Sprengsätzen.

    Soldatin durchsucht mit einer Art Harke den Wald.

Ausrüstung des Bataillons