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EloKaBtlBataillon für Elektronische Kampfführung 911 unterstützt bei Hochwassereinsatz

EloKaBtlBataillon für Elektronische Kampfführung 911 unterstützt bei Hochwassereinsatz

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Die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat in den betroffenen Gebieten schwere Schäden angerichtet. Schnell war klar, dass die Bundeswehr im Amtshilfe-Einsatz unterstützen wird. Auch das Bataillon Elektronische Kampfführung 911 aus Stadum unterstützt die Einsatzkräfte in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Hauptfeldwebel Jochen G. ist Leiter der Kräfte vor Ort. Im Telefoninterview berichtet er vom Einsatz seiner Frauen und Männer.

Drei Soldaten schippen Schlamm in Schubkarren und transportieren ihn ab

Schippen und wegfahren - auch nach Tagen ist Bad Neuenahr-Ahrweiler noch unter dem Schlamm begraben. Die Frauen und Männer aus Stadum packen mit an.

Bundeswehr


Sie haben sehr kurzfristig den Auftrag bekommen, in Rheinland-Pfalz zu unterstützen. Am Montagmittag sind Sie in Stadum in Nordfriesland los-gefahren, sind Sie gut angekommen?


Wir sind am Montag um Mitternacht in Bad Neuenahr-Ahrweiler angekommen. Als Marschziel war die Hauptstraße in Bad Neuenahr-Ahrweiler befohlen, dort ist die einzige Brücke über die Ahr, die noch benutzt werden kann. In dem Ort ist eine Außenstelle des Kommandos Strategische Aufklärung, dort sind wir untergekommen. In den Gebäuden war das Wasser im Erdgeschoss 50-60 cm hoch gestanden, glücklicherweise ist es Hochparterre und dadurch etwas höher gelegen. Das sind normale Bürogebäude und keine Unterkunftsgebäude, wir haben dann in den oberen Stockwerken die Schreibtische und die Büroausstattung zur Seite geschoben und unsere Feldbetten aufgebaut. Wir sind dort mit 100 Leuten untergebracht, zum Glück wurde schnell ein Sanitärcontainer aufgestellt, da es nur zwei Duschen für diese 100 Leute gab.

militärische LKW fahren in eine von Schlamm und Wasser zerstörte Stadt

Fast 650km sind die Soldatinnen und Soldaten aus Stadum gefahren, um nach der Flutkatastrophe zu helfen.

Bundeswehr

Wie verlief der weitere Einsatz vor Ort?

Wir haben noch am Montagabend eine grobe Einweisung bekommen mit der Vorwarnung, dass es hier teilweise sehr schlimm ist und das Leid der Menschen groß ist. Wir haben am Dienstag dann unsere Stromerzeugeraggregate aufgestellt, um die Anwohner mit Strom für die Pumpen zu versorgen und damit Strom für andere Sachen verfügbar ist, z.B. damit die Menschen ihre Handys aufladen können. Dann haben wir dabei geholfen, die Häuser vom Schlamm zu befreien und die beschädigte Einrichtung rauszuräumen. Der Schlamm ist kontaminiert mit Heizöl oder anderen Problemstoffen wie Lacken, die ausgelaufen sind. Das ist schon eine schwerfällige Arbeit, denn der Schlamm ist einfach überall. Am Dienstag haben wir eine 80-jährige Dame unterstützt, ihr Haus auszuräumen, ihr Mann ist im Krankenhaus und sie kann selbst natürlich nicht so viel machen.

Wie sieht derzeit Ihr Tagesablauf aus?

Grob gesagt arbeiten wir jeden Tag von 8 bis 20 Uhr. Morgens bringen wir die Stromerzeugeraggregate an die zugewiesenen Orte. Das muss dann noch mit Organisationen wie Feuerwehr und THWTechnisches Hilfswerk vor Ort abgestimmt werden, damit es nicht im Weg steht. Dann machen wir uns an die Arbeit. Am Abend ist man ziemlich kaputt. Schlamm schippen, Eimer schleppen, mit der Schubkarre wegfahren und Unrat wegtragen sind körperlich anstrengend. Mittags gönnen wir uns 20 Minuten Pause, dann geht es weiter. Die Kameraden mit dem Feldkran sind sehr gefragt, gestern haben sie vierzehn Autos aus der Ahr gezogen. Abends erfolgt dann die Planung für den Folgetag und wir erkunden die entsprechenden Einsatzorte, sodass wir am nächsten Morgen reibungslos starten können.

Drei Soldaten räumen Schutt bei Seite

Bei den Aufräumarbeiten in den betroffenen Gebieten ist viel Muskelkraft gefragt. Das EloKaBtlBataillon für Elektronische Kampfführung 911 packt mit an.

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Wie erleben Sie den Umgang der Bevölkerung mit dem Unglück?

Ich habe den Eindruck, dass noch nicht jeder verarbeiten konnte, was passiert ist und ist im Kopf noch nicht so weit ist. Man muss da mit sehr viel Fingerspitzengefühl rangehen, manchmal ist man auch ein bisschen Seelsorger. Wir haben bei einer Familie beim Schlammbeseitigen geholfen, da hat der Vater dann beiläufig erwähnt, dass er die Nachbarstochter tot in der Garage gefunden hatte. Ein Anderer hat seine Nachbarin tot im Keller gefunden. Das ist allgegenwärtig, man liest es zwar in den Nachrichten oder im Fernsehen, aber hier sieht man es direkt. Die Menschen hier haben das alle irgendwie erlebt und sind davon betroffen.


Wie geht es weiter für Ihre Kameraden und Sie?

Wir sind hier für sieben Tage eingesetzt, am Montag kommt die Ablösung und Dienstag sollen wir zurück nach Stadum fahren. Keiner denkt ans Aufhören, die Motivation weiter zu machen ergibt sich einfach aus der Notwendigkeit. Dennoch wird die Ablösung gut sein, denn nach sieben Tagen ist man einfach kaputt und das geht hier auch seelisch nicht einfach an einem vorüber.

von  EloKaBtl911

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