Cyber- und Informationsraum
Ukraine-Krieg

Aus der Praxis für die Zukunft – Elektromagnetischer Kampf in der Ukraine

Aus der Praxis für die Zukunft – Elektromagnetischer Kampf in der Ukraine

Datum:
Ort:
Bonn
Lesedauer:
3 MIN

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Elektronische Kampfführung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die Verteidigung der Ukraine gegen den Aggressor zeigen deutlich, welche Schwerpunkte bei der Vorbereitung auf zukünftige Kriege gesetzt werden müssen.

Fernmeldetruppe in den 1960er Jahren

Soldaten der Fernmeldetruppe in den 1960er Jahren sichern die Kommunikation im Gelände vom Fahrzeug aus

Bundeswehr/Archivbild

Die Ursprünge der Elektronischen Kampfführung (EloKaElektronische Kampfführung) reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Der Begriff beschreibt eine Kombination aus Elektromagnetischem Kampf (EK) in Verbindung mit Fernmelde- und Elektronischer Aufklärung. Schon im Ersten Weltkrieg erwies sich das Abfangen von Telegrafen-Mitteilungen als enorm wichtig. Spätestens mit der Entschlüsselung des deutschen Enigma-Codes durch Großbritannien im Zweiten Weltkrieg hat sich der zielgerichtete Einsatz von EloKaElektronische Kampfführung als kriegsentscheidend erwiesen. Durch frühzeitige Kenntnis der Absichten der deutschen Wehrmacht konnten die Alliierten ihre Operationen darauf abstimmen. Neue Technologien und die fortschreitende Digitalisierung eröffnen nun völlig neue Möglichkeiten, die auch im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine umfassend zum Einsatz kommen.

Die Gegenwart in der Ukraine

Seit dem Einmarsch Russlands am 24. Februar 2022 gewinnt im Krieg in der Ukraine der Elektromagnetische Kampf zunehmend an Bedeutung. Um die Verteidigungsoperation im elektromagnetischen Spektrum zu beeinflussen, wird derzeit von schätzungsweise einem EloKaElektronische Kampfführung-System auf russischer Seite pro zehn Kilometer Frontverlauf ausgegangen. Trotz des zahlenmäßig überlegenen russischen Feindes behauptet sich die Ukraine ihrerseits mit innovativen Ansätzen.

Luftbild des russischen Militär-Lastwagen mit Störsender-Aufbau und Nahaufnahme des Systems.

Ein russischer SatComSatellitenkommunikation-Jammer Tirada-2 bereits 2019 im Einsatz in der ukrainischen Provinz Luhansk

OSZE; InformNapalm

Lehren aus Russlands Kriegsführung

Der Einsatz von EloKaElektronische Kampfführung-Systemen beeinträchtigt den Angriffsschwung Russlands, hemmt aber zugleich die Verteidigungsfähigkeiten der Ukraine. Durch Aufklärung im Elektromagnetischen Spektrum wird es zunehmend schwierig, Operationen ohne Kenntnis des Gegners vorzubereiten. Für die Soldatinnen und Soldaten bedeutet dies oft, dass sie auf altbewährte Methoden wie den „Melder zu Fuß“ statt Fernsprechverbindungen zurückgreifen müssen, was länger dauert. Ein Ansatz ist, die eigenen Operationen so klein und nadelstichartig zu gestalten, dass der Gegner die Vorbereitungen dafür nicht entdeckt. Alternativ kann man groß angelegte Angriffe planen, um die Feuerüberlegenheit trotz fehlender Informationen zu sichern.

Folgen für die militärische Weiterentwicklung

Der Krieg in der Ukraine zeigt die immense Bedeutung des Elektronischen Kampfs in künftigen Operationen. Die deutschen EloKaElektronische Kampfführung-Einheiten müssen konsequent in eigene Übungsvorhaben anderer Verbände integriert werden. Gefechtsstände müssen vor dem Hintergrund Elektronischer Aufklärung auf ihre elektromagnetische Abstrahlung untersucht und beispielsweise weiter entfernt von der Front platziert werden. Weiterhin hat der Krieg auch die Wichtigkeit der Dimension Weltraum und die Abhängigkeit von störungsfreier Satellitenkommunikation aufgezeigt. Hier gilt es nun, weiter zu entwickeln, zu testen und auch neue Systeme zu beschaffen, um auf dem Schlachtfeld von morgen bestehen zu können.

Elektromagnetischer Kampf im CIRCyber- und Informationsraum

Ein getarnter Radpanzer im Wald. Ein Soldat blickt mit Gewehr in der Hand aus der Luke heraus.

Der Störpanzer Hummel wird in der Bundeswehr beispielsweise zum Stören des gegnerischen Funkverkehrs im Gefecht eingesetzt

Bundeswehr/Peter Riege

Die Bundeswehr hat mit der Aufstellung des Bereichs Cyber- und Informationsraum als eigene Teilstreitkraft einen wichtigen Schritt hin zur digitalen Kriegstüchtigkeit getan. Aufklärung und Kommunikation via Satellit, die Entwicklung neuer digitaler Echtzeit-Lagebilder und direktes Wirken im elektromagnetischen Spektrum durch die EloKaElektronische Kampfführung-Einheiten sind Schlüsselelemente, um in Konflikten der Zukunft zu bestehen. Der Krieg im Osten Europas hat wichtige Erkenntnisse erbracht, um den Aggressoren von heute und morgen vorbereitet gegenübertreten zu können.

Dieser Artikel ist eine umgearbeitete Fassung des Beitrags „Elektromagnetischer Kampf in der Zukunft: Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg“ von Jörg Söder, ursprünglich erstellt für den CPMCustomer Product Management-Verlag.

von Maximilian Bosse  E-Mail schreiben

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