Cyber- und Informationsraum
Weltraumfähigkeiten

Einsatzunterstützung aus dem Weltraum

Einsatzunterstützung aus dem Weltraum

Datum:
Ort:
Bonn
Lesedauer:
4 MIN

Der Weltraum spielt eine zunehmend bedeutende Rolle für moderne Streitkräfte. Er bietet entscheidende technologische Möglichkeiten, die aus militärischen Operationen nicht mehr wegzudenken sind. Das Kommando Cyber- und Informationsraum spielt eine Schlüsselrolle bei der Versorgung der Bundeswehr mit weltraumgestützten Services.

Ein Satellit an der Spitze einer Trägerrakete auf einer Raketenabschussrampe in der Abendsonne.

Ein Satellit des Aufklärungssystems SARAh kurz vor dem Start ins Weltall

SpaceX

Weltraumgestützte Kommunikation, Navigation oder abbildende Aufklärung: In der heutigen Operationsführung sind Fähigkeiten im Rahmen der sogenannten „Einsatzunterstützung aus dem Weltraum“ unverzichtbar. Eine verlässliche Verfügbarkeit weltraumbasierter Services ist für Erhalt und Beschleunigung militärischer Handlungsfähigkeit essenziell.

Doch die wachsende Bedeutung des Weltraums bietet neben den Chancen auch Herausforderungen bei zukünftigen Verteidigungsstrategien. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Ausrichtung der Bundeswehr zur Landes- und Bündnisverteidigung.

CIRCyber- und Informationsraum-Satelliten – strategische Assets der Bundeswehr

Die Teilstreitkraft Cyber- und Informationsraum ist als der zentrale Bundeswehr-Nutzer des Weltraums etabliert. Im Aufgabenportfolio „Dauereinsatzaufgabe Weltraumnutzung“ der Bundeswehr ist sie für die Einsatzunterstützung aus dem Weltraum zuständig. Dabei leisten weltraumgestützte Systeme einen wesentlichen Beitrag zur Informations- und Wirkungsüberlegenheit im dimensionsübergreifenden Zusammenwirken. Ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal der Teilstreitkraft CIRCyber- und Informationsraum ist, dass sie über alle Satellitensysteme der Bundeswehr verfügt. Durch eine enge Zusammenarbeit des CIRCyber- und Informationsraum mit dem Weltraumkommando der Bundeswehr erfolgt eine koordinierte und auf militärische Bedürfnisse ausgerichtete Nutzung des Weltraums.

Die drei Säulen der Einsatzunterstützung aus dem Weltraum

Satellitenkommunikation

Eine leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur ist für moderne Streitkräfte die Voraussetzung einer effektiven Führungsfähigkeit. Nur so ist die verzugsarme, unterbrechungsfreie Informationsgewinnung, -aufbereitung und -verteilung über alle Führungsebenen hinweg möglich und damit die Informationsüberlegenheit gewährleistet. Insbesondere zur Sicherstellung ihrer Führungsfähigkeit in Auslandseinsätzen und zur Landes- und Bündnisverteidigung hat die Bundeswehr einen gesicherten Zugriff auf Kommunikationssatelliten zum weltweiten Daten- und Informationsaustausch.

Im aktuellen seit 2011 betriebenen System Satellitenkommunikation Bundeswehr Stufe 2 (SATCOMBw Stufe 2) stellen die beiden bundeswehreigenen Satelliten COMSATBw 1 und 2 weltraumgestützte Übertragungskapazitäten für die weitreichende Anbindung von Truppenteilen, Verbänden und Kontingenten in Übung, Einsatz und Grundbetrieb sicher. Verantwortlich für diese Systeme ist das Kommando Informationstechnik-Services der Bundeswehr in Rheinbach. Ergänzt werden die militärischen Fähigkeiten durch angemietete Übertragungskapazitäten kommerzieller Anbieter.

Weltraumgestützte Aufklärung

Die Teilstreitkraft CIRCyber- und Informationsraum nimmt bundeswehrgemeinsame Aufgaben für das militärische Nachrichtenwesen wahr und steuert die streitkräftegemeinsamen Aufklärungsfähigkeiten. Mit dem Spektrum seiner Systeme trägt CIRCyber- und Informationsraum zur Operationsführung auf strategischer, operativer und taktischer Ebene bei. Für die weltweite abbildende Aufklärung verfügt die Zentrale Abbildende Aufklärung in Grafschaft über die Aufklärungssatelliten der Bundeswehr.

Seit 2008 verfügt die Bundesrepublik Deutschland mit dem System SARSynthetic Aperture Radar-Lupe über im internationalen Vergleich führende Fähigkeiten in der weltweiten weltraumgestützten Radar-Aufklärung. Das von der OHB System AGAktiengesellschaft entwickelte und gebaute System besteht aus fünf Satelliten und einer Bodenstation. Mit dem Start der drei Satelliten des Nachfolgesystems „Radarsatellitensystem zur Weltweiten Abbildenden Aufklärung (SARah)“ Mitte 2022 und Ende 2024 wird die weltweite abbildende Aufklärung in der SARSynthetic Aperture Radar-Linie als strategische Aufklärungsfähigkeit fortgeschrieben.

Darstellung SARah

Der beispielhafte Weg eines Satelliten des Systems SARah von Bremen ins Weltall

Bundeswehr/Andreas Wiemer

Ergänzt wird die weltweite abbildende Aufklärung der Bundeswehr durch eine Kooperation mit dem französischen System Composante Spatiale Optique. Hierbei handelt es sich um ein elektro-optisches Aufklärungssystem bestehend aus drei Satelliten.

Geoinformationsdienst der Bundeswehr

Die GeoInfo-Unterstützung ist eine Teilaufgabe im Fähigkeitsprofil der Bundeswehr. Die hier erbrachten Leistungen werden – größtenteils auf Grundlage von Informationen kommerzieller oder EUEuropäische Union-eigener Satellitensysteme – durch den Geoinformationsdienst der Bundeswehr für das gesamte Aufgabenspektrum der Bundeswehr erbracht.

Das Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen ist die zentrale Dienststelle des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr. Im Rahmen der GeoInfo-Unterstützung wird der geografische Raum mit seinen Geofaktoren erfasst und lage- und ebenengerecht für alle Bedarfsträger aufbereitet. Mit Blick auf den Weltraum bedeutet das insbesondere, Vorhersagen zum Weltraumwetter zu erstellen, mögliche Auswirkungen zu analysieren und zu bewerten und die Bedarfsträger der Bundeswehr vor Weltraumwettergefahren zu warnen. Das ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr versorgt die Streitkräfte zudem mit Informationen zur erwartbaren Güte der Positionsbestimmung über Satellitennavigationssysteme.

Schutz und Verteidigung von Weltrauminfrastruktur

Weltraumgestützte Fähigkeiten sind vor Bedrohungen nicht gefeit. In militärischen Konflikten sind sie dem Wirken eines gleichwertigen Gegners im und in den Weltraum ausgesetzt. Satellitensysteme sind in allen Systemsegmenten – Raum-, Link- und Bodensegmenten – verwundbar. Neben Angriffen im Cyberraum könnten Attacken auch im Weltraum selbst erfolgen – zum Beispiel durch den Einsatz von Jammern, Lasern oder im Orbit stationierte Satelliten. Wird durch einen gegnerischen Angriff die Nutzbarkeit des Weltraums eingeschränkt, führt dies zu signifikanten Konsequenzen.

Daraus abgeleitet sind Schutz und Verteidigung von Weltrauminfrastrukturen, insbesondere in einem von hybridem Vorgehen bedrohten Umfeld, erforderlich. Fähigkeiten der Teilstreitkraft CIRCyber- und Informationsraum sind grundsätzlich in der Lage, gegen verschiedene Bedrohungen von Weltraumsystemen zu wirken. Vor allem reversible und nicht-kinetische Maßnahmen gegen gegnerische Raumsegmente sind hier gefordert, um Weltraumschrott zu vermeiden. Nach derzeitiger Vorstellung kommen vor allem Cyberoperationen, Elektromagnetische Operationen und Informationsoperationen als Fähigkeiten der Dimension Cyber- und Informationsraum in Betracht, um einem Gegner die Nutzung des Weltraums zu verwehren oder diese einzuschränken. Diese nicht-kinetischen Wirkfähigkeiten gegen Weltrauminfrastrukturen liegen in der Dimensionsverantwortung der Teilstreitkraft CIRCyber- und Informationsraum.

von Martin Hellmann und Kai Busch   E-Mail schreiben

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