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Porträt

Ein Pionier der Klimapolitik

Ein Pionier der Klimapolitik

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Fachwissen, besonderes Engagement und die Möglichkeit sich einzubringen. Oberregierungsrat Hartmut Behrend ist Klimatologe im Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen und konnte diese Punkte in einer langen Karriere der Klimapolitik zusammenbringen.

Frontalaufnahme des Herrn Behrend.

Oberregierungsrat Hartmut Behrend ist Klimatologe am Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen

Bundeswehr/Ralf Keller

1986 trat Behrend als Wetterberater in die Bundeswehr ein, beim Geophysikalischen Beratungsdienst der Bundeswehr (GeoPhysBDBw), der 17 Jahre später mit dem damaligen Militärischen Geo-Dienst zum heutigen Geoinformationsdienst der Bundeswehr (GeoInfoDBw) fusionierte. Neben seiner Tätigkeit bei der Bundeswehr macht er sich seit 1988 als Pionier der Klimapolitik in Deutschland, Europa, aber auch international einen Namen und setzt sich maßgeblich dafür ein, Maßnahmen gegen den Klimawandel auf all diesen Ebenen zu entwickeln und umzusetzen. Hierzu hat die Bundeswehr ihn bisher siebenmal vom regulären Dienst freigestellt. Für insgesamt 20 seiner mittlerweile 37 Dienstjahre konnte er sich auf diesem Gebiet verdient machen.

Erste Erfolge und frühe Grundlagen

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Eröffnungsrede von Oberregierungsrat Behrend auf der malisch-marokkanischen Konferenz über Klimafinanzierung im Rahmen der Süd-Süd Kooperation am 05.07.2018 in Bamako, Mali

GIT Mali

Nachdem Behrend ein gutes Jahr als Wetterberater in Traben Trarbach, Rheinland-Pfalz, tätig war, richtete der Deutsche Bundestag die Enquetekommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ ein, die nach Antworten auf die globalen Umweltprobleme wie den Klimawandel suchte. Da Behrend bereits seine Diplomarbeit zu dieser Thematik geschrieben hatte und darauf brannte, an politischen Lösungen beteiligt zu sein, bewarb er sich mit Erfolg auf die Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter dieser Kommission zum Klimawandel. Die Enquetekommission schlug weltweit die erste Klimapolitik vor, die der Feder von Behrend entsprang und 1990 in Deutschland implementiert wurde. Sie legte auch die Grundsteine für die Klimarahmenkommission der Vereinten Nationen und für den Weltklimarat. Aufgrund seines Verdienstes in diesem Bereich, wurde Hartmut Behrend 1992 von der deutschen Delegation zur Teilnahme an der ersten United Nations Conference on Environment and Development (UNCED) in Rio de Janeiro eingeladen, auf der die drei Rio-Konventionen (Klima, Biodiversität und Wüste) beschlossen wurden. So wurde Behrend ein fester Bestandteil der neu entstandenen internationalen Klimapolitik.

Nach seiner Tätigkeit in der Enquete-Kommission leitete Oberregierungsrat Behrend sein erstes Projekt in der Entwicklungszusammenarbeit, damals für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung in der Türkei, wo er ebenfalls die Grundlagen für die Problematik der Klimawandels schuf.  

Von 1994 bis 2001 kehrte er in den GeoPhysBDBw zurück, wo er zunächst im II. Korps in der Abteilung Geophysik in Ulm tätig war und ab 1996 die Leitungen der Geophysikalischen Beratungsstellen in Cottbus und Neuburg an der Donau übernahm.

EUEuropäische Union, Bundeswehr und NATO: Internationale Klimapolitik

2001 wurde er erneut vom Dienst freigestellt, um zunächst in Ungarn eines der ersten Twinning-Projekte zur Implementierung des Acquis Communautaire der EUEuropäische Union im Umweltbereich zu leiten. Diese Projekte dienten der Vorbereitung der EUEuropäische Union-Beitrittsländer zu deren EUEuropäische Union-Beitritt. 2003 ging er zur Europäischen Kommission, wo er wieder an der Implementierung der ersten europäischen Klimapolitik beteiligt war und 2005 nach Rumänien in derselben Funktion wie in Ungarn.

Die Protagonisten auf einer Bühne, sitzend auf Stühlen, der Mittlere mit einem Mikrofon.

Haroon Sharif, ehem. Staatsminister für Investitionen von Pakistan spricht auf einem Panel, ausgerichtet von Oberregierungsrat Behrend rechts neben ihm

GIZ Pakistan

Als ab 2007 die Brisanz des Klimawandels in Deutschland immer mehr thematisiert wurde, kehrte er in den GeoInfoDBw zurück, um im Dezernat Geopolitik des ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr zur Thematik der sicherheitspolitischen Auswirkungen des Klimawandels zu arbeiten, zu beraten und in diesem Bereich Public Awareness zu betreiben. Behrend schrieb Studien und führte in der Bundeswehr Seminare und Fortbildungen zum Thema durch. Das Dezernat Geopolitik untersucht und bewertet Wechselbeziehungen zwischen räumlichen Gegebenheiten (Geofaktoren) und politischen Prozessen sowie die daraus resultierenden Krisen- und Konfliktpotenziale. Mit einer Verwendung bei der NATO von 2010 bis 2013 im Supreme Headquarters Allied Powers Europe, kurz SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe, konnte er ebenfalls zu dieser Thematik beraten, bis er 2015 wieder zurück in die Entwicklungshilfe ging, diesmal mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Entwicklung (GIZGesellschaft für internationale Zusammenarbeit) GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung nach Mali.

Einsätze in Mali und Pakistan

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Die erste Stakeholder Konsultation der jugendlichen Klimaaktivistinnen und -aktivisten von Pakistan und Deutschland, organisiert durch die Pakistanisch-Deutsche Klima- und Energiepartnerschaft, am 24.11.2022 in Islamabad, Pakistan.

In Mali leitete er zwei Pionierprojekte zur Anpassung an den Klimawandel, die von der Internationalen Klimainitiative der Bundesregierung finanziert waren. Im ersten Projekt wurden erstmals auch die ländlichen Gebiete bei der Anpassung an den Klimawandel in einem Partnerland unterstützt, im zweiten wurden Politiken und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel erstmals sektorübergreifend implementiert. In beiden Projekten standen öffentliche Auftritte und Public Awareness im Mittelpunkt.

2021 ging es schließlich für Behrend weiter nach Pakistan, wo er im Auftrag der GIZGesellschaft für internationale Zusammenarbeit GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung, die Koordination der ersten Klima- und Energiepartnerschaft des BMZBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung übernahm. Behrend: „Pakistan war zu Recht das Pionierland, mit dem das BMZBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung eine Klima- und Energiepartnerschaft abgeschlossen hatte. Schon im ersten Jahr dieser Partnerschaft erlitt Pakistan mit der großen Überflutung eine Klimakrise historischen Ausmaßes. Das Land ist das vielleicht eindrücklichste Beispiel, warum die Klimaschäden, die es heute schon gibt, so ein dringendes Thema für die Weltklimakonferenzen sind.“ Aus Pakistan kehrte er im Frühjahr 2023 vorübergehend nach Euskirchen in das ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr zurück, bevor er ab Juni die Koordination der nächste Klima- und Entwicklungspartnerschaft des BMZBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dieses Mal in Bangladesch, übernimmt.

von Ralf Keller  E-Mail schreiben

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