Digitale Kriegstüchtigkeit: Bestens vernetzt für den Ernstfall
Digitale Kriegstüchtigkeit: Bestens vernetzt für den Ernstfall
- Datum:
- Ort:
- Bydgoszcz
- Lesedauer:
- 3 MIN
Das Federated Mission Networking, kurz FMNFederated Mission Networking, soll die militärische Zusammenarbeit revolutionieren. Es vernetzt Daten, Dienste und Infrastrukturen der verschiedenen Bündnis-Nationen in der NATONorth Atlantic Treaty Organization für eine optimale Missionsführung. Auf der Übung Coalition Warrior Interoperability Exercise (CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise) im Juni bewies das FMNFederated Mission Networking sein enormes Potenzial.
Das gemeinsame Training mit dem FMNFederated Mission Networking im NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnis läuft unter dem Begriff FMNEx, wobei Ex für Exercise, also Übung, steht. Ein typisches Szenario zum Einsatz dieses föderierten Missionsnetzwerkes im Rahmen der jährlich stattfindenden multinationalen Übung CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise könnte folgendermaßen aussehen:
Militärische Einheiten und Verbände verschiedener NATONorth Atlantic Treaty Organization-Länder befinden sich auf dem Gebiet eines Bündnispartners, der seit längerem durch einen Aggressor an der Ostflanke bedroht wird. Es kommt zum Angriff auf das Gebiet des Bündnispartners. Sofort schließen sich die Kräfte der vor Ort befindlichen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Nationen im bestehenden FMNFederated Mission Networking zusammen, fest entschlossen, den Angriff abzuwehren.
Ein allumfassendes Lagebild
Die verschiedenen Einheiten tauschen nun in Echtzeit ihre Informationen über die Bewegungen der feindlichen Kräfte aus. Dabei können dank des gemeinsamen Missionsnetzwerkes beispielsweise Aufklärungsergebnisse, Satellitenbilder, Drohnenaufnahmen oder auch Geheimdienstberichte sofort zur Verfügung gestellt und in ein gemeinsames Lagebild integriert werden. Und das über alle Ebenen: vom einzelnen Trupp an der Frontlinie bis zum Korpsgefechtsstand, der im multinationalen Verband bis zu 80.000 Soldatinnen und Soldaten führt.
Die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kräfte koordinieren so gemeinsam ihre Reaktion, planen Gegenangriffe und teilen sich so möglichst effektiv ihre Ressourcen. Auch zivile Infrastruktur kann in das FMNFederated Mission Networking-System eingebunden werden. Krankenhäuser und Notfalldienste vor Ort bereiten sich damit frühzeitig auf weitere Angriffe vor, um die Zivilbevölkerung bestmöglich zu schützen.
Die perfekte Plattform
Die Anwendung des FMNFederated Mission Networking ist integraler Bestandteil der CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise, bei der nicht nur neue Systeme entwickelt und getestet werden, sondern auch gemeinsam im NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbund an deren Integration in den jeweiligen Armeen gearbeitet wird. Während im Bereich Future Core Services (FCS) mit zukünftigen Technologien experimentiert wird, werden diese im Bereich FMNFederated Mission Networking Core Services (FMNCS) erprobt und validiert und letzten Endes im Bereich FMNEx zur operativen Anwendung gebracht.
Auf diese Weise deckt die Übung am selben Ort gleich mehrere Schritte hin zur digitalen Kriegstüchtigkeit ab und ist für die beteiligten Einheiten verschiedenster Länder somit von unschätzbarem Wert. Wie jedes Jahr fand die CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise auch 2024 in Bydgoszcz in Polen statt. 42 teilnehmende Nationen und 7 Partnernationen waren beteiligt.
Fliegender Wechsel
Geht man auf der CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise einige Meter aus dem FCS-Zelt hinaus, ist man schon mitten drin im Übungsbetrieb zu FMNEx. Dort trainiert ein deutsches Team aus Administratoren und Betriebsführungspersonal gerade die Verlegung eines Divisionsgefechtsstandes – zuständig für die Führung von circa 25.000 Soldatinnen und Soldaten im Gefecht.
Durch Verschiebung der Frontlinie zu den feindlichen Kräften ist der deutsch-geführte Command Post (CP) der Division gezwungen, seinen Standort zu wechseln. Das Team muss seine Aufgabe und die für die Partner bereitgestellten ITInformationstechnik-Services nun temporär an einen Bündnispartner übergeben, während die deutschen Soldatinnen und Soldaten samt der ITInformationstechnik-Infrastruktur zu einem anderen Standort verlegen. Die Einheit kann so die für einen Gefechtsstandwechsel notwendigen Betriebsführungsprozesse üben.
Weiterhin proben die Soldatinnen und Soldaten dabei missionskritische ITInformationstechnik-Services, wie zum Beispiel das gemeinsame Lagebild auch im Ernstfall weiterhin verlustfrei für das Netzwerk zur Verfügung stellen zu können.
CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise als Erfolgsrezept
Es ist genau dieses Zusammenspiel aus der Erprobung von neuer Technologie bei gleichzeitigem Training von Anwendungsfällen in möglichst realitätsnahen Szenarios, das die CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise einzigartig als größte Interoperabilitäts-Übung der NATONorth Atlantic Treaty Organization macht.
Durch kontinuierliches Üben, Testen und Verbessern nach dem Prinzip Trial and Error ist die nun schon zum 25. Mal stattgefundene Übung ein wesentlicher Baustein, um Personal wie auch Material bestmöglich auf die hohen Anforderungen moderner Militäroperationen im multinationalen Verbund vorzubereiten und die digitale Kriegstüchtigkeit im westlichen Bündnis voranzutreiben.