Cyber- und Informationsraum
Übung Vigilant Owl in Litauen

Gemeinsam trainieren für den elektromagnetischen Kampf

Gemeinsam trainieren für den elektromagnetischen Kampf

Datum:
Ort:
Litauen
Lesedauer:
4 MIN

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Erfassen, auspeilen und identifizieren: Bei der Übung Vigilant Owl in Litauen bilden deutsche Radaraufklärer ihre litauischen Kameradinnen und Kameraden in der elektromagnetischen Aufklärung aus.

Eine Antenne ragt aus dem Unterholz neben einer Birke in den Himmel.

Hier arbeiten die Radaraufklärer: Unter dem Tarnnetz befindet sich ein Transportpanzer Fuchs KWSKampfwertsteigerung RMBRadio Multiband

Bundeswehr/Michael Rupertus

Irgendwo in Litauen, nahe der Grenze zu Belarus, endet die asphaltierte Straße und wird zu einem breiteren Feldweg. In einiger Entfernung irritiert etwas in der Landschaft: Neben einer Birke ragt eine Antenne mit einem tonnenartigen Aufsatz in den Himmel. Hier, auf einer kleinen Anhöhe mitten im Nichts, hat einer der Radaraufklärer-Trupps des Bataillons Elektronische Kampfführung 912 aus Nienburg mit seinem Spezialfahrzeug Stellung bezogen.

Es handelt sich um einen Transportpanzer Fuchs, ausgerüstet mit dem System Kampfwert Steigerung Radio Multiband (KWSKampfwertsteigerung RMBRadio Multiband), mit ausgefahrenem Radarerfassungssystem. Damit können elektromagnetische Ausstrahlungen erfasst, geortet und ausgewertet werden. Als passives System ist es schwer aufzuklären, findet aber die Stellungen anderer Radarsysteme. Zwei litauische Soldaten bewachen und sichern rund um die Uhr das Gelände.

Gemeinsame Fähigkeiten des Elektromagnetischen Kampfes ausbilden

Seit mehreren Wochen sind die Radaraufklärer aus Nienburg hier vor Ort. Sie arbeiten in Zweierteams, die sich alle zwölf Stunden mit der Aufklärung abwechseln. Das Besondere an den Teams ist die Mischung aus jeweils einem deutschen Soldaten als Ausbilder und einem litauischen Soldaten als Auszubildenden. Seit 2022 besteht diese Zusammenarbeit mit den litauischen Streitkräften. Anfangs sind die Litauer für eine Woche am Ausbildungszentrum Cyber- und Informationsraum am Standort Flensburg. Das Zentrum bildet die Kräfte der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung sowie des Elektronischen Kampfes aus. 

Dort beginnen die Kameradinnen und Kameraden aus Litauen ihre eher theoretische Ausbildung: Es geht um Radarerfassung, also das Suchen, Finden und bestenfalls Identifizieren von Radarsystemen in einem bestimmten Areal. „Ihr erworbenes Wissen können die litauischen Soldatinnen und Soldaten dann hier in Litauen mit uns zusammen in der Praxis anwenden und trainieren“, sagt Feldwebel Leo B. Der Radaraufklärer am System KWSKampfwertsteigerung RMBRadio Multiband ist Schichtführer und Ausbilder der litauischen EloKaElektronische Kampfführung-Soldatinnen und -Soldaten und zum wiederholten Male bei der Übung Vigilant Owl dabei.

Aufgaben der Radaraufklärer: Erfassen, Sofortauswerten, Melden

Ein litauischer und drei deutsche Soldaten sitzen vor einem Fahrzeug unter einem Tarnnetz.

Schichtwechsel nach zwölf Stunden: Im Übergabegespräch der Teams werden alle wichtigen Informationen besprochen

Bundeswehr/Michael Rupertus

Hinten im KWSKampfwertsteigerung RMBRadio Multiband gibt es zwei Arbeitsplätze: Ein Haupt- und ein Nebenerfasser, auch Operateure genannt, sitzen nebeneinander vor Bildschirmen, die sie permanent im Blick haben. Beide tragen Kopfhörer, denn die erfassten Signale sind nicht lautlos, sondern gehen mit spezifischen Geräuschen einher. Sie sehen und hören das ganze Spektrum der aufgefangenen Signale, machen eine Erstanalyse und melden dann die Parameter, also die einzelnen erfassten Radargeräte.

„Signale werden aufgefangen. Dann kommt die schnelle Sofortauswertung: Was sind das für Signale? Schließlich geben wir die Informationen an eine Auswertekomponente im Kommando Aufklärung und Wirkung weiter, die eine tiefergehende Analyse der Daten vornimmt“, erläutert Leo B. die Aufgabe der beiden Operateure. Durch die Radarerfassung tragen sie zu einem echtzeitnahen Lagebild bei. Letztlich gilt für sie: Lernen durch Erfahrung. Erfahrene Operateure können dann beispielsweise das Geräusch eines aufgefangenen Signals einem bestimmten Flugzeugtyp zuordnen.

Vielfältige Signalquellen: Von Luftfahrzeugen bis zur feindlichen Artillerie

Aber in der Regel zählt Geschwindigkeit. „Wir liefern Daten für ein Lagebild nach dem Grundsatz ,quick and dirty‘, damit in einer Gefechtssituation schnell gehandelt werden kann“, unterstreicht der Feldwebel. Die Operationszentrale übernimmt die Vorauswertung der Informationen, die von den Radaraufklärern geliefert werden. Sie legt zudem die Standorte fest, von denen das Radaraufklärungssystem KWSKampfwertsteigerung RMBRadio Multiband eingesetzt wird. „Wir sind sozusagen der Sensor für Informationen über Radarsysteme. Bei der Landes- und Bündnisverteidigung heißt das für uns: ganz schnell herausfinden, was das Signal ist, dann sofort weitermelden“, erklärt Leo B. 

Letztlich geht es darum, die Radarsituation aufzunehmen. „Gibt es einen Ausschlag im Spektrum, weiß ich, da ist etwas“, verdeutlicht er. Aufgabe des Operateurs ist es, die Richtung zu bestimmen und eine Erstbewertung vorzunehmen. Kommt das Signal aus der Hauptaufklärungsrichtung, erfolgt eine grobe Analyse des Signals. „Zusammen mit den anderen Standorten des KWSKampfwertsteigerung RMBRadio Multiband können wir den Ort des aufgeklärten Systems bestimmen“, so der Feldwebel. Auf die Frage, woher die Radarsignale stammen, antwortet er: „Zum Beispiel von Luftfahrzeugen, Flugabwehr, Flugplatzdaten, Schiffen oder feindlichen Artilleriegeschützen.“

Elektromagnetischer Kampf: Schlüsselfähigkeit in modernen Konflikten

Der elektromagnetische Kampf und die elektromagnetische Aufklärung, zu der die Radaraufklärung zählt, spielen nicht nur eine immer wichtigere Rolle in modernen Konflikten mit hybriden Bedrohungen oder im Gefecht der verbundenen Waffen. Moderne Waffensysteme sind hochkomplex und oftmals vernetzt. Die eingesetzte Technik ist nicht nur anfällig für Cyberangriffe, sondern auch für Störungen aus dem elektromagnetischen Bereich.

Die elektromagnetische Aufklärung erkennt, identifiziert und lokalisiert feindliche Radarsysteme: Dadurch können potenzielle Bedrohungen frühzeitig erkannt werden. Zu den Fähigkeiten des Elektronischen Kampfes gehören aber auch das Stören von Kommunikationssystemen und die Manipulation elektronischer Ausrüstung bis hin zur Desorientierung des möglichen Gegners.

Freundschaft und Respekt in der militärischen Zusammenarbeit

Drei Soldaten hocken unter einem Tarnnetz vor einer Landkarte, auf die einer mit einem Stock zeigt.

Wo steht der Feind: Lagebesprechung an der Karte für die Neuen im Team

Bundeswehr/Michael Rupertus

Seit 2021 findet auf Grundlage eines binationalen Abkommens zwischen Litauen und Deutschland jährlich die Übung Vigilant Owl in Litauen statt. Dabei geht es auch um den Aufbau einer litauischen EloKaElektronische Kampfführung-Truppe. Deutschland ist hier ein starker Partner mit einem Alleinstellungsmerkmal, da in der NATO sonst niemand über diese speziellen Aufklärungssysteme verfügt.

Die Zusammenarbeit in der Ausbildung der Radaraufklärer ist von gegenseitigem Respekt geprägt. Leo B. formuliert das so: „Es ist, als würden wir die gleiche Uniform tragen: In erster Linie sind wir Radaraufklärer. Der Austausch untereinander läuft gut. Durch die Erfahrungen der letzten Jahre haben wir uns eingespielt und es sind Freundschaften entstanden.“ Der Radaraufklärer ist sich mit seinem litauischen Kameraden einig: „Wir bauen auf die Litauer und die Litauer auf uns.“

von Martina Pump  E-Mail schreiben

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