Cyber- und Informationsraum

Der stellvertretende Koordinator – Oberstleutnant Dr. Christian Czosseck

Der stellvertretende Koordinator – Oberstleutnant Dr. Christian Czosseck

Datum:
Ort:
Bonn
Lesedauer:
3 MIN

In der Weiterentwicklung des Nationalen Cyber-Abwehrzentrums (Cyber-AZ), das beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik in Bonn als gastgebende Behörde verortet ist, wurde Ende 2019 die Funktion eines Koordinators bzw. einer Koordinatorin etabliert und besetzt. Diese einer Leitungsfunktion gleichstehende Position übernahm für zwei Jahre das Bundeskriminalamt. Unterstützt wird der Koordinator dabei durch zwei Stellvertreter. Einer wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz gestellt, der andere durch die Bundeswehr. Oberstleutnant Dr. Christian Czosseck  studierter Informatiker, der später zum Thema Botnetze promovierte  ist seit 1997 Angehöriger der Bundeswehr. Die Funktion des stellvertretenden Koordinators übte Dr. Czosseck von Dezember 2019 bis Oktober 2021 aus. Wir sprachen mit ihm über das Cyber-AZ und seine Erfahrungen nach dem ersten Jahr.

Ein Porträtbild eines Soldaten

Oberstleutnant Dr. Christian Czosseck ist der stellvertretender Koordinator im Nationalen Cyber-AZ

Bundeswehr/Stefan Uj

Wie kam es zu Ihrer Ernennung zum stellvertretenden Koordinator?

Die Benennung auf diesen Posten erfolgte sehr kurzfristig durch den damaligen Inspekteur CIRCyber- und Informationsraum, Herrn Generalleutnant Ludwig Leinhos. Mit ausschlaggebend war sicherlich meine relativ lange und verwendungsreiche Historie in der Informationssicherheit der Bundeswehr, etwa als Leiter des CERTBwComputer Emergency Response Team der Bundeswehr im Zentrum für Cybersicherheit der Bundeswehr (ZCSBwZentrum für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr). Das Zentrum hatte ich zuvor als Angehöriger des Aufbaustab CIRCyber- und Informationsraum beim BMVgBundesministerium der Verteidigung maßgeblich mit ausgestalten dürfen. Beim Vorgänger des ZCSBwZentrum für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr, dem ITInformationstechnik-Zentrum der Bundeswehr, war ich über mehrere Jahre Leiter der ITInformationstechnik-Forensik. Auch konnte ich als Gründungsmitglied des NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence#en in Tallinn, Estland, wertvolle Erfahrungen sammeln. Diese Erfahrungen haben sich mittlerweile als sehr hilfreich für die aktuelle Verwendung herausgestellt.

Wie sieht denn ein typischer Arbeitstag für Sie als stellvertretender Koordinator aus?

Im Cyber-AZ gibt es unterschiedliche Arbeitsgruppen zu den Themen KRITISKritische Infrastrukturen, Übungen, Lage und operative Fallbearbeitung, die unterschiedliche Bedarfe abdecken und Produkte liefern.

Im Rahmen der AGArbeitsgruppe Lage findet die „Tägliche Lage“ statt, in der alle Behördenvertreter – zurzeit per Telefonkonferenz – zusammenkommen und sich über aktuelle Ereignisse und Beobachtungen mit Cyber- und Deutschlandbezug austauschen. Hierbei wird auch beraten, ob weitere Maßnahmen behördenübergreifend abgestimmt oder eingeleitet werden müssten.

In diesem Kontext ist es insbesondere die Aufgabe der Koordinatoren, diesen Austausch aktiv mitzugestalten, die Arbeitsabläufe und Hilfsmittel weiterzuentwickeln oder den behördenübergreifenden Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zu motivieren; wo nötig durch das Setzen geeigneter Impulse bei den Behördenvertretungen oder in den Behörden selber.  

Weiterhin findet mindestens wöchentlich und darüber hinaus nicht selten anlassbezogen die „Operative Fallbearbeitung“ statt. In dieser werden aktuelle Sachverhalte besprochen und vor allem auch jene Informationen im Rahmen der gesetzlichen Regelungen ausgetauscht, die nicht öffentlich bekannt sind; dieses sind nicht selten sensibel und hoch eingestuft. Hierbei werden auch Maßnahmen der jeweilig befassten Sicherheitsbehörden untereinander abgestimmt. So beschäftigte sich das Cyber-AZ in den letzten Monaten unter anderem mit Cyber-Angriffen oder Vorfällen im Zusammenhang mit der Bundeswehr Fuhrpark Service GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung, Satellitenbetreibern, Rüstungsunternehmen oder vielfältigen Sachverhalten mit COVID-19Coronavirus Disease 2019-Bezug, um nur einige zu nennen.

Sind Sie tatsächlich täglich mit allen hier vertretenen Behörden im Gespräch?

Eine Sodlatin sprich mt anderen Personen vor mehreren Rechnern

Bei der Cyber-Sicherheit gilt es gesamtstaatlich zusammenzuarbeiten, denn nur gemeinsam lässt sich den Gefahren im Cyber-Raum begegnen

Bundeswehr/Martina Pump

Grundsätzlich ja; alle unsere Aktivitäten wie die täglichen Lagebesprechungen finden auch unter den aktuellen Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie und natürlich unter Einhaltung aller Hygienevorgaben statt. Hierbei greifen wir insbesondere in der aktuellen Situation auf Telefon- oder Videokonferenzen zurück, wo immer es geht. Darüber hinaus gibt es weitere Aktivitäten, die den unmittelbaren Austausch zwischen einzelnen Behörden erfordern, nicht selten in Anwesenheit mindestens eines der Koordinatoren. Kürzlich hatte uns zum Beispiel die Deutsche Bundesbank angesprochen. Dieses endete in einer ad hoc eingerichteten behördenübergreifenden Arbeitsgruppe zu Gefährdungsszenarien für den Bankensektor.

In meiner Rolle als stellvertretender Koordinator ist es meine Aufgabe, die Zusammenarbeit der Behörden im Cyber-AZ und die Erstellung der Produkte des Cyber-AZ sicherzustellen und auch zu fördern, ohne hierbei über ein Weisungsrecht zu verfügen. Dieses gilt selbstverständlich für das gesamte Koordinatoren-Team.

Ähnliches gilt für die Verbindungspersonen, ohne die dieser behördenübergreifende Austausch gar nicht funktionieren würde, und das Geschäftsstellenteam, welches stets einen wertvollen Beitrag im Hintergrund leistet.

 

von Martina  Pump  E-Mail schreiben

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