CITECCyber/IT Evaluation Center ausführlich erklärt
CITECCyber/IT Evaluation Center ausführlich erklärt
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Seit November 2019 stellen sich Offiziere aus allen Teilstreitkräften dem Test-Screening im Cyber/ITInformationstechnik Evaluation Center (CITECCyber/IT Evaluation Center) an der ITInformationstechnik-Schule der Bundeswehr. Mit diesem Rekrutierungsprozess soll bewertet werden, ob die Soldatinnen und Soldaten für eine Fachkarriere im Cyber/ITInformationstechnik-Dienst in Frage kommen. Im September endete mit dem letzten Testdurchgang nun die Pilotphase.
Die zunehmende Bedeutung der Digitalisierung in unserer Gesellschaft erfordert ein striktes Mitdenken dieser in allen Bereichen der Gesellschaft. Doch ständige Veränderungen und immerwährender Fortschritt, sorgen dafür, dass die Digitalisierung nie abgeschlossen werden kann. Somit stellt dieser Prozess vor allem auch Arbeitgeber vor enorme Herausforderungen, da es einer Fülle an spezialisierten Arbeitskräften bedarf, um Digitalisierung in bestehenden Strukturen zu etablieren und voranzutreiben. Auch die Bundeswehr hat ein großes Interesse an der Hochwertressource ITInformationstechnik-Fachkraft. Denn auch für die Bundeswehr stellt die digitale Transformation einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar. In einer globalisierten und sich zunehmend digitalisierenden Welt wirken sich Cyberangriffe und gezielte Desinformationskampagnen auf die sichere und freie Nutzung des Cyber- und Informationsraumes aus. Der Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum wurde unter anderem mit dem Auftrag aufgestellt, die Cyberverteidigung auf der einen und die Digitalisierung der Bundeswehr andererseits vorranzutreiben.Um diesem Auftrag gerecht zu werden, werden ITInformationstechnik-Fachkräfte in allen Bereichen der Cyber/ITInformationstechnik benötigt.
Bundeswehrgemeinsamer Werdegang Cyber/ITInformationstechnik
Die Bundeswehr konzentrierte sich bei ihrer Nachwuchsgewinnung aber bisher darauf, Offiziere als militärische Führungskräfte zu gewinnen und einzusetzen. Um einen möglichst breiten Erfahrungsschatz aufbauen zu können, wurden Offiziere grundsätzlich in relativ kurzen Zeitabständen versetzt und mit neuen Aufgaben betraut. Auch im Cyber/ITInformationstechnik-Dienst der Bundeswehr wird dieses Führungspersonal weiterhin benötigt. Neben dieser Führungskarriere gibt es seit Anfang 2020 zusätzlich die Möglichkeit im bundeswehrgemeinsamen Werdegang des Cyber/ITInformationstechnik-Dienstes Karriere als Offizier und ITInformationstechnik-Experten zu machen. Die in dieser Fachkarriere eingesetzten Offiziere haben von Beginn an die Möglichkeit in einer rein fachlichen Verwendung aufzuwachsen – und das bis zum Dienstgrad Oberst. Den hier eingesetzten Offizieren wird die Möglichkeit geboten, sich intensiv und langfristig mit fachlichen Herausforderungen zu beschäftigen und ihre Fähigkeiten ins längeren Verwendungszeiten zu vertiefen. Im Cyber/ITInformationstechnik-Dienst führen Fachkräfte Fachkräfte. Dies gilt ebenso für das ITInformationstechnik-Bataillon des Heeres in Prenzlau, als auch für die Fachzentren für Softwareentwicklung und Cyber-Operationen im Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum.
Fachkräfte aus den eigenen Reihen
„Um dem Ziel gerecht zu werden, Fachkräfte für die Bundeswehr zu gewinnen“, mussten die Verantwortlichen aber gar nicht so weit Ausschau halten, sagt Oberstleutnant i.G. Alexander Strelau. Er ist Referent im Kommando Cyber- und Informationsraum und in dieser Tätigkeit unter anderem als Projektleiter für das CITECCyber/IT Evaluation Center verantwortlich. Bei der Evaluierung des eigenen Binnenarbeitsmarktes erkannte das Projektteam, dass durchaus Potentiale in der Bundeswehr vorhanden sind. „Die Bundeswehr hat MINT*-Studierte, also hochqualifiziertes Personal, die aber nicht in diesem Bereich eingesetzt sind“, nennt Strelau die interne Zielgruppe.
Mehr als 150 Offiziere wurden angeschrieben, die einen entsprechenden Studienhintergrund mitbringen, aber nicht fachspezifisch eingesetzt sind – beispielsweise in einer Stabsverwendung, oder als Zugführer in Ausbildungskompanien. Alle Angeschriebenen eint zudem, dass sie als Zeitsoldaten nur noch eine geringe Rest-Dienstzeit hatten. Den Offizieren sollte eine Möglichkeit geboten werden, das im Studium erlangte Fachwissen künftig noch gezielter in den Streitkräften einbringen zu können und diesen so erhalten zu bleiben.
Experten testen Experten
Damit die Experten zukünftig auch gezielt auf Dienstposten eingesetzt werden, ist es notwendig ihre Fähigkeiten richtig einschätzen zu können. „Daraus haben wir abgeleitet, dass wir ein fachlich geprägtes Screening brauchen, mit dem wir das Wissen von ITInformationstechnik-Fachkräften erkennen“, erläutert Oberstleutnant Strelau die weitere Vorgehensweise seines Teams. Zu diesem Zweck wurde ein Testverfahren entwickelt, dass alle Bereiche des Cyber/ITInformationstechnik-Dienstes abdeckt, um konkrete Aussagen darüber zu liefern, in welchem Bereich eine Bewerberin oder ein Bewerber Stärken hat. „Und damit wir zielgerichtet sagen können, das ist eher ein Cybersicherheits-Mann, das ist eher eine Softwareentwicklerin“, konkretisiert der Projektleiter die Absicht seines Teams.
Um die Ergebnisse des Screenings direkt auszuwerten und daraus konkrete Karriereangebote abzuleiten, besteht das Testteam am CITECCyber/IT Evaluation Center aus Vertretern der Testentwickler, einer Auswertekommission und Personalführern. Dadurch sei der komplette Prozess des Einstellungsverfahrens für die Bewerberinnen und Bewerber transparenter, vor allem aber münde dieser häufig in konkreten Angeboten für eine bestimmte Fachkarriere. Bei den Offizieren kommt dieser Umstand sehr gut an. Einige waren begeistert „wie genau die Auswertung lief“ und positiv überrascht „welche Bandbreite an Möglichkeiten aufgezeigt wurden.“
Erste Erfolge und Weiterentwicklung
Seit November 2019 läuft das ITInformationstechnik-Screening am CITECCyber/IT Evaluation Center in der ITInformationstechnik-Schule der Bundeswehr. In mehreren Durchgängen durchliefen bereits 60 Offiziere das zweitägige Verfahren. Mehr als die Hälfte von ihnen entschied sich für die angebotene Fachkarriere, bspw. als Cyberoperateur. Ein Ergebnis mit dem die Verantwortlichen durchaus zufrieden sind. Insbesondere, da die ersten Offiziere bereits ihren Dienst im Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum leisten. „Wir haben also schon die ersten konkreten Ergebnisse erzielt. Mit dem CITECCyber/IT Evaluation Center führen wir die personelle Unterstützung der bundeswehrweiten Digitalisierung konsequent fort –für den Cyber- und Informationsraum in seiner Gesamtheit und damit auch für andere Bereiche, beispielsweise für die Digitalisierung der Landstreitkräfte,“.“, berichtet Oberstleutnant Strelau zufrieden über den Erfolg seines Teams. „Dies ist unser Auftrag und unsere Verpflichtung zugleich.“
Um auf die sich ständig ändernde Arbeitsumgebung im Cyber/ITInformationstechnik-Bereich reagieren zu können, entwickeln die Testentwickler das ITInformationstechnik-Screening fortlaufend weiter. Schon Ende des Jahres soll der Wissenstest um einen Fähigkeitstest erweitert werden, bei dem die Teilnehmer dann in unterschiedlichen Simulationen konkretes Fachwissen auch anwenden müssen. Wie der Projektleiter verrät kann das „eine Hackingchallenge sein, oder dass wir sehen wollen, wie jemand Cyber-Sicherheit herstellt.“ Darüber hinaus wird es ein Experten-Panel zusätzlich zum Screening geben, bei dem tiefer gehende Fachgespräche geführt werden. So sollen Potentiale erkannt werden, die im Screening vielleicht durchgerutscht sind. Damit der Bedarf an Offizieren im Cyber/ITInformationstechnik-Bereich gedeckt werden, sollen künftig auch gezielt Seiteneinsteiger angesprochen werden. Für sie wird es in der neuen Testphase erstmals die Möglichkeit zur Teilnahme geben.