CIRCyber- und Informationsraum in der Dimension Weltraum
CIRCyber- und Informationsraum in der Dimension Weltraum
- Datum:
- Ort:
- Bonn
- Lesedauer:
- 5 MIN
Der Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr ist mit raumgestützten Systemen der Satellitenkommunikation sowie der weltweit abbildenden Aufklärung Hauptnutzer des Weltraums innerhalb der Streitkräfte. Damit ist er, wie kein anderer Bereich der Bundeswehr, abhängig von der ständigen Nutzbarkeit dieses Operationsraums.
Moderne Gesellschaften sind von der freien und friedlichen Nutzung des Weltraums und weltraumbasierten Diensten und Produkten stark abhängig. Unzählbar viele Informationen werden über weltraumgestützte Verbindungen ausgetauscht. Ihre verlässliche Funktion ist ausschlaggebend für ein stabiles Bankenwesen, für die Satellitennavigation und eine ortsunabhängige mobile Kommunikation. Verlässlichkeit und Verfügbarkeit gerade der beiden letztgenannten Funktionen ist für Erhalt und Beschleunigung militärischen Handelns von großer Bedeutung.
Warum ohne eine militärische Nutzung des Weltraums schon heute Wirkungsmöglichkeiten der Bundeswehr stark eingeschränkt wären und in welchem Verhältnis der Weltraum und die Dimension Cyber- und Informationsraum zueinanderstehen, sind zentrale Fragestellung, denen dieser Beitrag nachgeht.
Weltraumnutzung – Bedeutung für die Streitkräfte und Grundlage militärischen Handelns
Das militärische Ziel, Wirkung zu entfalten, zwingt Streitkräfte im Rahmen der Digitalisierung und des Technologietrends zur umfassenden Nutzung weltraumgestützter Fähigkeiten. Diese sind nicht zuletzt zentraler Schlüssel für die militärische Einsatz- und Wirkfähigkeit. Deutlich wird dies unter anderem daran, dass Streitkräfte im Grundbetrieb und in allen Szenarien vom Internationalen Krisenmanagement bis zur Landes- und Bündnisverteidigung in Operationen aller Intensitäten die Führung ihrer Kräfte über große Entfernungen sicherstellen müssen. Eine Kommunikation über Satelliten ist daher unverzichtbar. Darüber hinaus verfügen die Streitkräfte mit den weltraumgestützten Fähigkeiten zur Positionsbestimmung, Navigation und Zeitfestlegung über unerlässliche Möglichkeiten, um zum Schutz und zur Sicherheit ihrer Kräfte beizutragen. Auch trägt die satellitengestützte Aufklärung ohne hoheitliche Grenzverletzung weltweit und flexibel wesentlich zur Erstellung von Lagebildern bei, um die Truppe im Einsatz bis hinab zur taktischen Ebene zu unterstützen. Zeitgleich liefert sie Beiträge zur Krisenfrüherkennung auf strategischer Ebene. Mit ihrem signifikanten Beitrag zur Operationsführung tragen die obigen Fähigkeiten zur Wirkung bei. Die Abhängigkeiten von weltraumgestützten militärischen Fähigkeiten lassen vielfältige Verschränkungen in unterschiedlichen Handlungsfeldern erahnen. Die Nutzung des Weltraums ist eine wesentliche Voraussetzung für den gezielten Einsatz moderner Streitkräfte.
Die Bundeswehr hat mit dem Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum den zentralen militärischen Nutzer des Weltraums etabliert, der konkrete Handlungslinien zur Unterstützung von Einsätzen und Aufgaben der Bundeswehr verfolgt. In diesem Rahmen leisten weltraumgestützte Systeme einen wesentlichen Beitrag zur Informations- und Wirkungsüberlegenheit im dimensionsübergreifenden Zusammenwirken. Durch eine enge Zusammenarbeit des Organisationsbereichs CIRCyber- und Informationsraum mit dem in der Bundeswehr aufgestellten und im Organisationbereich Luftwaffe verorteten Weltraumkommando der Bundeswehr erfolgt eine koordinierte und auf militärische Bedarfe ausgerichtete Nutzung des Weltraums.
Der Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum als Nutzer im Weltraum
Im militärischen System der Dimensionen hat der Weltraum eine besondere Bedeutung und ist eng verschränkt mit der Dimension CIRCyber- und Informationsraum. Die Weltraumnutzung ist ohne das elektromagnetische Spektrum und die Abstützung auf den Cyberraum nicht möglich. Der Weltraum ist der physische Raum, in dem Hardware des elektromagnetischen Umfelds und des Cyberraums in Form von Satelliten und deren funktionaler Nutzlast positioniert ist. Die Bundeswehr unterscheidet zwischen Weltraumoperationen (Space Operations) und der Einsatzunterstützung aus dem Weltraum (Space Support to Operations). Beide ordnet sie der Dauereinsatzaufgabe Weltraumnutzung zu. In der Bundeswehr ist der Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum für die Einsatzunterstützung aus dem Weltraum zuständig. Dies umfasst unter anderem die Bereitstellung von Satellitenkommunikation, weltweiter Aufklärung, Positionsbestimmung, Navigation und Zeitfestlegung, Erdbeobachtung und Wetterbeobachtung als Beitrag zur Operationsführung und Entscheidungsfindung auf allen Ebenen. Das, im Organisationsbereich Luftwaffe verortete, Weltraumkommando der Bundeswehr nimmt hier eine koordinierende Rolle ein.
Weltraumsicherheit aus der Dimension CIRCyber- und Informationsraum heraus
Im Rahmen ihres Einsatzes unterliegen weltraumgestützte Fähigkeiten unterschiedlichen Bedrohungen. In militärischen Konflikten sind sie dem Wirken eines gleichwertigen Gegners im und in den Weltraum ausgesetzt. Weltraumsysteme können jedoch auch am Boden der Wirkung aus anderen Dimensionen ausgesetzt werden. Die Vektoren der Wirkmittel sind vielfältig, denn die Verwundbarkeit der Weltraumnutzung liegt im Gesamtsystem aus Raum-, Link- und Bodensegment. Wird im Rahmen eines gegnerischen Angriffs die Nutzbarkeit des Weltraums eingeschränkt, führt dies zu unmittelbaren und signifikanten Konsequenzen bis hin zum Verlust der staatlichen Ordnung. Daraus abgeleitet ist der Schutz von Weltrauminfrastrukturen, insbesondere in einem von hybridem Vorgehen bedrohten Umfeld, erforderlich. Cyberoperationen gegen jene Weltrauminfrastrukturen oder das Stören der Nutzung des elektromagnetischen Spektrums können praktikable Mittel für einen potentiellen Aggressor sein, dies auch unterhalb der Schwelle eines bewaffneten Angriffs.
Fähigkeiten des Organisationsbereichs CIRCyber- und Informationsraum sind grundsätzlich in der Lage, gegen verschiedene Bedrohungen von Weltraumsystemen zu wirken. Vor allem reversible und nicht-kinetische Maßnahmen gegen gegnerische Raumsegmente sind hier gefordert, um der politischen Zielsetzung der Vermeidung von Weltraumschrott (Debris) zu entsprechen. Es ist, soweit möglich, von Maßnahmen abzusehen, die gegnerische Satelliten zu einer potentiellen Gefahr für die friedliche Nutzung des Weltraums werden lassen. Nach derzeitiger Vorstellung kommen Elektromagnetische Operationen und Cyberoperationen als Fähigkeiten der Dimension CIRCyber- und Informationsraum in Betracht, um einem Gegner die Nutzung des Weltraums zu verwehren oder diese einzuschränken. Als Träger des nicht-waffensystemspezifischen Elektronischen Kampfes – und damit auch in der Zuständigkeit für Elektromagnetische Operationen – fallen nicht-kinetische Wirkfähigkeiten gegen Weltrauminfrastrukturen in die Dimensionsverantwortung des Organisationsbereichs CIRCyber- und Informationsraum.
Nicht nur die Resilienz militärischer Weltraumfähigkeiten oder die Abwehr von Bedrohungen, sondern ganz besonders auch die Resilienz der Operation als solches hängen vom richtigen Verständnis des Weltraums und dem unmittelbaren Zusammenhang mit der Dimension CIRCyber- und Informationsraum ab. Der Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum hat ein eindeutiges Interesse an der Sicherheit von Satelliten, von denen seine militärische Leistungserbringung abhängt. Daher ist eine widerstandsfähige Ausgestaltung der militärischen Nutzung des Weltraums von erheblicher Bedeutung, zumal davon auszugehen ist, dass Systeme zur Einsatzunterstützung aus dem Weltraum ein priorisiertes Ziel potentieller Gegner darstellen. Die Weltraumnutzung ist ohne die Dimension CIRCyber- und Informationsraum nicht möglich. Gleichzeitig ist die Leistungserbringung des Organisationsbereichs CIRCyber- und Informationsraum auf den Weltraum angewiesen. Weltraum und Cyber- und Informationsraum sind untrennbar miteinander verwoben.