Cyber- und Informationsraum
Digitale Kriegstüchtigkeit

Mit dem Tablet an die Front

Mit dem Tablet an die Front

Datum:
Ort:
Bydgoszcz
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Schnell, einfach und sicher – diese Eigenschaften sind der Schlüssel für ein funktionierendes Kommunikationssystem im Militär. Bei der NATO-Übung CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise im polnischen Bydgoszcz werden daher neue Techniken der Übertragung von Informationen gemeinsam mit den Bündnispartnern getestet.

Zwei Soldaten stehen jeweils mit Tablet in der Hand zusammen und vergleichen die beiden Geräte.

Bei der CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise werden die Tablets verschiedener Anbieter auf Funktionalität und Ergonomie im Übungsbetrieb getestet. So soll am Ende die für die Truppe am besten geeignete Lösung ihren Weg in die Hände der Soldatinnen und Soldaten finden.

Bundeswehr/Lea Bacherle

Direkt von vorderster Front eine sensible Information an den Gefechtsstand schicken und das, ohne erst eine komplexe Infrastruktur aufbauen zu müssen? Mit neuer Technologie und Digitalfunk könnte dies bald Realität werden. Im polnischen Bydgoszcz probten dafür deutsche Soldatinnen und Soldaten bei der Übung „Coalition Warrior Interoperability Exercise“, kurz CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise, wie der Informationsfluss auf dem Gefechtsfeld der Zukunft gelingen kann.

Stronger together

Erst der Verbund aus verschiedenen Nationen mit ihren individuellen Fähigkeiten macht die NATO zum stärksten Militärbündnis der Welt. Die Zielsetzung, mit allen Nationen trotz unterschiedlicher Landessprachen und Ausrüstung gemeinsame Operationen durchführen zu können, nennt man „Interoperabilität“. Diese beginnt schon bei der Einigung auf Englisch als die gemeinsame Sprache zur Verständigung. Neben multinational abgestimmten Prozessen und Verfahren müssen auch technisch einheitliche Standards geschaffen werden, um im Gefecht miteinander sprechen zu können und dabei gleichzeitig die militärische Sicherheit zu wahren.

„Adler ruft Löwe, Kommen!“

So oder so ähnlich kennen die meisten Soldatinnen und Soldaten eine verschlüsselte Kommunikation im Feld. Anstatt Einheiten mit Klarnamen anzusprechen, wird mit Hilfe von Sprechtafeln aus Papier „verschleiert“. Dieses System ist in Zeiten der Digitalisierung überholt, fehleranfällig, respektive zeitaufwendig und könnte von Feindkräften leicht durchschaut werden, sobald diese eine Sprechtafel in die Hände bekommen. Stattdessen setzt die NATO auf neue Digitalfunkgeräte, mit denen die übertragenen Daten wie zum Beispiel Sprache mithilfe komplexer Algorithmen verschlüsselt und abhörsicher übertragen werden. Die Kräfte an den jeweiligen Enden der Leitung bekommen davon nichts mit, sie können sich in ganz normaler Klarsprache unterhalten.

Einsetzen, anstecken, fertig

Natürlich braucht es für diese Zeitenwende bei der Interoperabilität auch neue Hardware. Meist sind solche Umrüstungen von Militärfahrzeugen zeitaufwendig, komplex und entsprechend teuer. Umso erfreulicher ist es, wenn es in der Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Industrie gelingt, die neue Funk-Technologie im größentechnisch exakten Nachbau der bereits vorhanden Funkgeräte SEM 80 und -90 und zusätzlich mit den gleichen Anschlüssen zu verpacken. Der vorhandene Prototyp zeigt: Eine Umrüstung jedes Bundeswehrfahrzeugs, vom Kleinbus bis zum Kampfpanzer, auf Digitalfunk-Standard gelingt auf diese Weise in weniger als zehn Minuten und kann ganz einfach von den Soldatinnen und Soldaten im Feld durchgeführt werden. Zusätzlich zu den fest im Fahrzeug verbauten Geräten, bietet das System auch die Möglichkeit für den sogenannte „Man Pack“-Transport, also das Mitführen eines vollwertigen Funkgeräts im Rucksack. Ist das noch nicht mobil genug, steht den Soldatinnen und Soldaten schließlich auch noch ein hochmodernes ESSOR-fähiges Handfunkgerät im bekannten Format zur Verfügung.

Ein Handfunkgerät steht auf einem Tisch, daneben stehen größere Funkgeräte.

Gemeinsam mit zivilen und militärischen Kräften des Bündnispartners Spanien testet das deutsche Team verschiedene Versionen der neuen Digitalfunkgeräte

Bundeswehr/Lea Bacherle
Ein Analogfunkgerät sowie die neue digitale Variante sind übereinander in einem Fahrzeug verbaut.

Das neue Funkgerät THC 9315G samt digitalem Lagedarstellungssystem direkt über seinem analogen Vorgänger montiert. Dank identischer Abmessungen gelingt das Upgrade auf Digitalfunk-Standard in nur zehn Minuten und ohne teure Umbauten am Fahrzeug.

Bundeswehr/Lea Bacherle

Den Gesamtüberblick in einer Hand

Abgesehen von einer sicheren Sprechfunkverbindung bietet die Technologie jedoch noch deutlich mehr Möglichkeiten: Auch die Lagedarstellung und kontinuierliche Lage-Aktualisierung im Gefecht kann mit den neuen Übertragungsmöglichkeiten nun digitalisiert werden. Die Soldatinnen und Soldaten der Focus Area „Communications“ auf der CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise erproben hierzu beispielsweise gemeinsam mit dem Bündnispartner Spanien moderne, robuste Tablets zur Lagedarstellung oder auch zur Kommunikation untereinander. Damit kann die Truppe vor Ort in Echtzeit beispielsweise den Standort eigener und aufgeklärter Feindkräfte auf der Landkarte einsehen und mit benachbarten NATO-Einheiten austauschen. Die Informationen gelangen dabei entweder über Digitalfunk oder, bei weniger sensiblen Daten, sogar über das zivil vorhandene 5G-Handynetz auf das Gerät. So ist die Truppe an vorderster Front zu jeder Zeit voll ins Missionsnetzwerk eingebunden und kann sich auf ein aktuelles Lagebild verlassen.

Nagelneu und doch schon kriegserprobt

Testen und im Austausch miteinander Schwachstellen ausmerzen – darum geht es bei CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise. Entsprechend sind viele der dargestellten Systeme noch in einem Prototypen-Stadium und noch einige Tests von ihrer Beschaffungsreife entfernt. Bei den Digitalfunk-Geräten ist das anders: Seit 2022 werden diese bereits von ukrainischen Soldatinnen und Soldaten in deren Verteidigungskrieg gegen Russland eingesetzt und haben sich dabei bewährt. Unter Federführung des CIRCyber- und Informationsraum mit seinem Zentrum Digitalisierung der Bundeswehr und Fähigkeitsentwicklung Cyber-und Informationsraum wird aktuell auch die Truppe in Litauen im Rahmen der „enhanced Forward Presence“ (eFPenhanced Forward Presence) und in der Folge die gesamte Bundeswehr mit den neuen Geräten ausgestattet, um die Führungsfähigkeit im multinationalen Verbund zu jeder Zeit gewährleisten zu können.

von Maximilian  Bosse  E-Mail schreiben

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