Bundeswehr-Challenge als Finale bei Hacker-Wettbewerb
Bundeswehr-Challenge als Finale bei Hacker-Wettbewerb
- Datum:
- Ort:
- Rheinbach
- Lesedauer:
- 3 MIN
Finstere Gestalten in Kapuzenpullis vor endlosen Zeilencodes am Bildschirm: So hat Hollywood das Bild von Hackern gezeichnet. Die Realität sieht gänzlich anders aus. Bei einem Wettbewerb der Industrie- und Handelskammer Bayreuth wurde jetzt „Deutschlands bester Hacker“ gesucht und gefunden. An der letzten Challenge beteiligte sich auch die Teilstreitkraft Cyber- und Informationsraum.
Das Browserfenster öffnet sich, die E-Mail wird verschickt, der Rechner funktioniert. Für die meisten Menschen ist das völlig ausreichend und Teil ihres Alltags. Nicht so für die Teilnehmenden des Wettbewerbs „Deutschlands bester Hacker“ der Industrie- und Handelskammer Bayreuth am 28. September 2024. Ihnen reicht das nicht. Für sie sind es der Blick auf den dahinterliegenden Code und das Ausreizen der Möglichkeiten ihrer Systeme, die den Reiz an ihrer Passion Hacking ausmachen. Denn längst nicht alle Hacker haben kriminelle Absichten.
„Raus aus der Schmuddel-Ecke“
Ihre Fähigkeiten macht die „White Hats“ auch für die Bundeswehr interessant. Hacking müsse deshalb „raus aus der Schmuddelecke“, forderte Vizeadmiral Thomas Daum. Er ist Inspekteur und ranghöchster Soldat des Cyber- und Informationsraumes, der jüngsten Teilstreitkraft der Bundeswehr. Dass er sich in einer Videobotschaft an die Teilnehmenden des Wettbewerbs wandte, hatte auch einen zweiten Grund: Die Final-Challenge des diesjährigen Wettbewerbs wurde durch CIRCyber- und Informationsraum in Zusammenarbeit mit Unternehmen und Militärs aus der befreundeten Nation Singapur gestellt.
Ziel der Beteiligung der Bundeswehr ist es, das Interesse der anwesenden „White Hats“ auf eine Betätigung in der staatlichen Cyberabwehr zu lenken. Fähige Hacker, gewillt auf der guten Seite zu „kämpfen“, sind besonders für eine Dienststelle des CIRCyber- und Informationsraum interessant – das Zentrum Cyber-Operationen der Bundeswehr (ZCOZentrum Cyber-Operationen). Daher war neben dem Inspekteur CIRCyber- und Informationsraum unter anderem auch dessen Kommandeur Oberst Oliver Esdar vom ZCOZentrum Cyber-Operationen vor Ort.
„Ich habe bereits die Besten, aber wir brauchen auch weiterhin die Besten – deswegen bin ich hier!“
Aufstellung für die Zukunft
Die Frage, was sich die Bundeswehr und speziell das ZCOZentrum Cyber-Operationen von der Beteiligung bei „Deutschlands beste Hacker“ erhofft, beantwortet Esdar ganz klar: Nachwuchsgewinnung. So seien die meisten Hacker im Auftrag des Dienstherrn Informatiker in Uniform, ausgebildet an den Universitäten der Bundeswehr. Ein ziviler Hacking-Wettbewerb böte sich daher besonders an, auch auf den Weg eines Seiteneinstiegs aus dem Zivilleben ins ZCOZentrum Cyber-Operationen hinzuweisen. Wer die geforderte hohe Affinität zu moderner ITInformationstechnik, Motivation und herausragende Teamfähigkeit mitbringe, dürfe sich gemäß dem Kommandeur auf eine aufregende Tätigkeit samt Weiterbildungsmöglichkeiten freuen.
Täglich unter Beschuss
Ein stetiger personeller Aufwuchs der Cyberabwehr ist heute wichtiger denn je. Spätestens seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine und der deshalb eingeleiteten Zeitenwende sieht sich Deutschland mit immer weiter steigenden Cyberangriffen auf staatliche wie auch zivile Netzwerke gleichermaßen konfrontiert. Auch wenn dieser Konflikt ohne Panzer, Schiffe und Flugzeuge ausgetragen wird, ist sein Schadenspotenzial enorm.
Das fehlgeschlagene Update des ITInformationstechnik-Dienstleisters Crowdstrike im Sommer 2024 hat bei Unternehmen und Behörden weltweit gezeigt, welch einschneidende Konsequenzen bereits ein vermeintlich kleiner Fehler im System haben kann, der sich sogleich auch in die reale Welt auswirkt. Um dem Rechnung zu tragen, muss daher auch die Cyberabwehr als essenzieller Teil der Landes- und Bündnisverteidigung verstanden werden.