Projektmanagement Avionik am A400M: Oberleutnant Franziska Pinnow
Projektmanagement Avionik am A400M: Oberleutnant Franziska Pinnow
Oberleutnant Franziska Pinnow ist Luftfahrzeugtechnische Offizierin im Projektmanagement Avionik am militärischen Transportflugzeug A400M. Sie arbeitet als Produktbearbeiterin im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr).
Ihre militärische Karriere begann im Jahr 2008 als Technikerin und Stabsunteroffizierin für das Kampfflugzeug „Tornado“. Nach der Ausbildung zum Unteroffizier mit Portepee wurde sie Industriemeisterin für Luftfahrzeugelektronik und machte anschließend ihren Abschluss zur staatlich geprüften Elektrotechnikerin. Als Luftfahrzeugtechnische Offizierin wechselte sie schließlich ihre Verwendung und begann ihre Tätigkeit am A400M. Seit 2018 ist sie im BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr beschäftigt und setzt ihre Arbeit am Transportflugzeug nun im Projektmanagement fort.
Frau Pinnow, was machen Sie als Produktbearbeiterin „Avionik“?
Also: Unter Avionik versteht man die Gesamtheit der elektronischen und elektrischen Komponenten in Flugzeugen. Dazu gehören Sensoren, Computer und Anzeigegeräte. Mein Sachgebiet ist für die Weiterentwicklung und Produktverbesserung dieser Komponenten des Transportflugzeugs A400M zuständig. Mein Team und ich kümmern uns darum, dass Schwachstellen am System beseitigt, Produktänderungen integriert und das Avionik-System des A400M an die verschiedensten Anforderungsprofile der Luftwaffe weiter angepasst werden. Dafür leiten wir entsprechende Beschaffungsprozesse ein und befassen uns mit den notwendigen Modernisierungsmaßnahmen für die Elektronik beziehungsweise Avionik des A400M.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit und Ihrem Umfeld besonders?
Die Mitwirkung und Präsenz im gesamten Entwicklungsprozess des A400M stellen für mich ein umfangreiches, spannendes und effizientes Arbeitserlebnis dar. Obwohl ich im Schwerpunkt meinen Dienst vom Schreibtisch aus verrichte, wird es mir dennoch ermöglicht, weiterhin Erfahrungen im Flugbetrieb und in der Nutzung des A400M sammeln zu können. Das war zum Beispiel in Auslandseinsätzen der Bundeswehr in Mali, im Niger oder in Jordanien der Fall. Die Erfahrungen aus dem Einsatz fließen unmittelbar in meine Beschaffungsvorhaben im BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr ein. Von der Theorie zur Praxis und zurück, getreu dem Motto:
...beschaffen, was wirklich benötigt wird….
Wie war es für Sie, als „Amtssoldatin“ in den Auslandseinsatz am Lufttransportstützpunkt Niamey zu gehen?
Anfangs wurde ich als „geschwaderfremde“ Soldatin aus dem Amt tatsächlich etwas skeptisch beäugt. Daher galt es zunächst, Vorurteile abzubauen und zwar anders als gewohnt: Nicht „Frau in der Technik“, sondern „Amtssoldatin an der Front“. Die Erfahrungen meines Arbeitsalltags aus der Verwaltungsbehörde, mein anderer Blickwinkel und auch das von mir eingebrachte Netzwerk trugen zu einer nachhaltigen Verbesserung bei. Das sorgte für eine schnelle Akzeptanz. Letztendlich geht ja es darum, gemeinsam einen Beitrag zur Stabilisierung eines Landes zu leisten und zum Schutz der Bevölkerung vor Terrorismus beizutragen. Und das zu jeder Zeit und an jedem Ort - auch bei widrigen Witterungsbedingungen.
Was können wir uns unter widrigen Witterungsbedingungen vorstellen?
Die extremen Temperaturen von teilweise bis zu +50°C - und das im Dezember -, die trockene Luft und der heftige Staub waren meine ständigen Begleiter. Überall zwängte sich der feine Wüstensand hindurch. Das stellt nicht nur für den Menschen eine besondere Herausforderung dar, sondern auch für die Luftfahrzeugtechnik. Ich erinnere mich daran, wie sich einmal eine dunkle Wand aus Sand und Staub rasant näherte. Diese begrub einfach alles unter sich. Anfangs waren die Luft und die Umgebung ganz orange eingefärbt. Und nur wenig später war alles in ein tiefes Schwarz getaucht. Es war so dunkel wie in der Nacht, obwohl es 12 Uhr mittags war. Wie schutzlos man den Mächten der Natur ausgeliefert ist, merkt man erst, wenn man sie selbst erlebt hat.
Wie geht man mit den Herausforderungen solcher Sandstürme um?
Vor jedem Flugauftrag wird immer mit derartigen Sandstürmen geplant. Ausweichrouten werden in Abhängigkeit der aktuellen Sicherheitslage festgelegt. Die Besatzung ist so für alle Eventualitäten vorbereitet. Zu viel Sand in der Luft, zu viel Wind, zu schlechte Sicht bedeuten: Sofort umdrehen und kurzfristig versuchen, mit dem restlichen Treibstoff im Tank einen möglichst sicheren Ausweichflughafen anzufliegen. Dort verweilt man dann, bis die Sandwand vorbeigezogen ist. Auf solche Situationen sind die Kameradinnen und Kameraden zwar immer eingestellt. Allerdings müssen diese außergewöhnlichen Wetterbedingungen auch durch das BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr in den Leistungsbeschreibungen und den Verträgen für die Beschaffung der Geräte immer berücksichtigt werden.
Was haben Sie für sich aus den Einsatzerfahrungen mitgenommen?
Wenn man im Einsatzland auf so viele alltägliche Dinge verzichten oder sich einschränken muss, fällt einem das anfangs oft schwer. Aber alles verblasst angesichts des Lebensstils der im Einsatzland lebenden Bevölkerung. Die eigenen „Luxusprobleme“ spielen im Vergleich zu den Problemen der Einheimischen plötzlich überhaupt keine Rolle mehr. Eines ist mir an dieser Stelle wichtig, zu sagen: Die dort erlebten Entbehrungen und Eindrücke haben nicht nur meinen persönlichen Lebensstil und meine Wertschätzung nachhaltig verändert, sondern auch die von vielen Kameradinnen und Kameraden. Ich achte jetzt wesentlich mehr auf die kleinen Dinge im Leben und bin dankbarer für die Annehmlichkeiten, die ich in meinem Alltag zu Hause in Deutschland erleben darf. Die Einsatzerfahrungen helfen mir im Projektmanagement A400M, den Fokus auf die Beschaffungen zu legen, die für die Truppe wirklich wichtig sind.
Impressionen aus dem Einsatz