Fackeln in der Luft: Scheinziele für Hubschrauber erprobt
Fackeln in der Luft: Scheinziele für Hubschrauber erprobt
- Datum:
- Ort:
- Manching
- Lesedauer:
- 2 MIN
Der Selbstschutz von Luftfahrzeugen hat oberste Priorität. Anfang September erprobte daher ein Team der Wehrtechnischen Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät (WTDWehrtechnische Dienststelle 61) im bayerischen Manching modifizierte Scheinziele für Hubschrauber. Unterstützung leisteten dabei auch weitere Bundeswehr-Dienststellen.
Täuschkörper zur Ablenkung
Um im Ernstfall anfliegende Lenkwaffen vom eigentlichen Ziel abzulenken und dadurch das ursprüngliche Ziel zu schützen, werden sogenannte Täuschkörper als Scheinziele eingesetzt. Dazu zählen unter anderem „Flares“ und „Chaffs“.
„Flares“, zu Deutsch „Fackeln“, sind pyrotechnische Täuschkörper – zum Beispiel heiße Magnesiumfackeln – und dienen zur Abwehr von Lenkflugkörpern mit Infrarot-Zielsuchkopf. Das Ziel: Sie sollen durch ihre Infrarot-Strahlung die vom Flugzeug ausgestoßenen heißen Triebwerksabgase simulieren oder überdecken.
„Chaffs“ hingegen, die wörtlich übersetzt so viel wie „Spreu“ bedeuten, werden gegen Lenkflugkörper mit Radar-Zielsuchkopf ausgestoßen. Sie bestehen beispielsweise aus beschichteten Glasfasern, die Radarwellen stören.
Kombination zweier Tests
Die WTDWehrtechnische Dienststelle 61 verband mit ihren Tests über dem Erprobungsgelände Feilenmoos der Dienststelle gleich zwei Erprobungsaufträge: Zum einen wurden die Scheinziele auf Luftfahrzeugverträglichkeit getestet. Zum anderen wurden sogenannte „Flächen-Flares“ erprobt. Das sind „Flares“ mit einer pyrophoren – griechisch für feuertragenden – Wirkmasse, die im Vergleich zu gewöhnlichen, punktuell wirkenden „Flares“ eine größere Fläche zur Täuschung aufbauen. Die pyrophoren Stoffe entzünden sich auch in kleinen Mengen spontan bei Kontakt mit dem Sauerstoff in der Luft, hinterlassen eine heiße Infrarot-Signatur – und sind somit als Objekt auf einem Infrarotsensor sichtbar.
Für die Versuche stellte das Hubschraubergeschwader 64 der Luftwaffe aus dem oberschwäbischen Laupheim einen mittleren Transporthubschrauber CH-53 zur Verfügung. Ziel der Erprobungen war es, eine dauerhafte Zulassung für modifizierte beziehungsweise pyrophore Scheinziele an Hubschraubern zu erlangen. Dafür mussten alle Parameter mittels spezieller Erprobungsmesstechnik erfasst und aufgezeichnet werden.
Unterstützung aus Meppen
Da die entsprechende Anlage zur Flugbahnvermessung der WTDWehrtechnische Dienststelle 61 bei einer zeitgleich stattfindenden Erprobung anderenorts benötigt wurde, kam ein Team der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition (WTDWehrtechnische Dienststelle 91) aus Meppen zur Hilfe. Dieses reiste für die Erprobung mit seiner Multisensor-Plattform MSPMultisensorplattform-2000 an.
Mit auf den beiden Plattformen befindlichen speziellen Infrarot- und visuellen Kameras, unter anderem Highspeed-Kameras, wurde Videomaterial mit einem Datenvolumen von mehreren Terabyte aufgenommen. Dieses wird nun im Rahmen des Zulassungsprozesses ausgewertet.