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Die WTDWehrtechnische Dienststelle 61 blickt zurück auf die Bell UH-1D (Huey)

Die WTDWehrtechnische Dienststelle 61 blickt zurück auf die Bell UH-1D (Huey)

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H-U-E-Y……man könnte sagen, das ist der Rufname des wohl erfolgreichsten und bekanntesten Helikopters der Bundeswehr bzw. der ganzen Welt.
In Deutschland ist sie bekannt als Bell UH 1-D. Was eigentlich von der Historie, von der Industrie, eigentlich der falsche Begriff wäre. Es ist eigentlich die Bell UH-1H, weil die Hueys die wir haben, die haben ein anderes Triebwerk drauf, als die UH – 1D hatte.
Von daher wäre der es eigentlich die UH-1H - „Hotel“.

Aufgrund der typischen Frequenz, die die Hauptrotorblätter verursachen, die klopfen so schön harmonisch in einem relativ guten Takt und dadurch, dass es so schön laut ist, kam es halt  historisch von früher, weil früher hat man Teppiche noch geklopft und nicht einfach neu gekauft. Das hat sich sehr ähnlich zu dem angehört, dass man Teppiche geklopft hat. Daher kommt sicherlich die Assoziation im Deutschen „Teppichklopfer“.

Der Hubschrauber, der weltweit am meisten gebaut wurde. Neben ein paar Anderen. Aber ich denke, die Huey führt wirklich die Spitze voran.
Und das Interessante ist halt: Jeder Filmemacher, Regisseur, der was auf sich hält, hat einen Hubschrauber drinnen. Auch wenn es nicht die Huey ist, wird es immer mit dem Huey-Ton vertont, weil es einfach der eingängigste Ton für einen Hubschrauber ist. Das ist schon ganz schön interessant, wenn man das heutzutage in den neuesten Filmen sieht. Die Hueys fliegen dann nicht mehr. Aber trotzdem, der Sound von der Huey ist immer noch da.
Was 1954 mit einer Ausschreibung der USUnited States Army begann, wurde sehr schnell ein riesen Erfolg.

Die Einfachheit des Luftfahrzeuges und auch die Robustheit des Luftfahrtzeuges.

Wenn man mal vergleicht: Ein NHNATO-Helicopter-90: Die Zelle ist auf 6.000 Flugstunden ausgelegt und danach ist die Zelle „tot“ laut Herstellerangaben. Das heisst, der Hubschrauber wird entweder komplett verschrottet. Oder aber es kommt eine neue Zelle hin, und das Innenleben von dem alten Hubschrauber wird in die neue Zelle eingebaut.
Was „die Huey“ so gar nicht kennt. Die Zelle der Huey hat keine Lebenszeitbeschränkung auf die Zelle, auf die Außenhaut, auf die tragenden Teile des Luftfahrzeuges. Solange man die ganze Instandhaltungs- und Wartungsmaßnahmen durchführt, kann der Hubschrauber nahezu unendlich fliegen.
Auch der Bundeswehr waren die Vorteile der UH-1D schnell klar. 1963 befürwortete das „Heeresführungskommando“ einen Truppentauglichkeitsversuch.

Es ist wahrscheinlich auch der Tätigkeit der WTDWehrtechnische Dienststelle 61 zu verschreiben: Dadurch, dass wir als Testpiloten viele verschiedene Luftfahrzeugmuster fliegen, können wir uns ein gutes Urteil bilden, wie das Luftfahrzeug im Vergleich zu anderen Luftfahrzeugen performt. Und zur damaligen Zeit war es ein interessanter Punkt herauszufinden, wo sind die „deficiencies“, also die Nachteile oder die Schwachpunkte des Luftfahrzeuges. Und wo sind die „enhancing features“, also die Eigenschaften des Luftfahrzeuges, die es zu der Zeit noch nicht gab und die zukunftsweisend waren. 
Man tut immer gut daran, unabhängige Stellen ein Luftfahrzeug erproben zu lassen, testen zu lassen. Um diese ganzen Sachen, gut wie schlecht, herausstellen zu können.

Die technische Erprobung der Huey lag von da an in den Händen der Erprobungsstelle 61 Oberpfaffenhofen, der heutigen Wehrtechnischen Dienststelle 61 in Manching.
Nach der Erprobung und einer positiven Bewertung des UH-1D war die Sache klar: Die Huey wird in die Bundeswehr eingeführt. Lediglich die Anpassungen einiger Bordsysteme waren noch erforderlich.

402 Hueys wurden Anfang 1965 in Auftrag gegeben, wovon 365 an die Bundeswehr gingen und die restlichen an den Bundesgrenzschutz.
Die sind gefertigt worden bei Dornier in Lizenz. Eben von Bell Industries.
Dann...im Februar 1967 wurde die erste Huey ausgeliefert.

Seitdem ich hier an der WTDWehrtechnische Dienststelle bin, hatten wir grundsätzlicher Weise nur zwei Hueys. Einmal den MAT, den wir mit der Firma ESG betrieben hatten. Ehemals Forschungs- und Entwicklungsträger. Und eine normale Huey, mit der wir uns fliegerisch professionalisiert haben und fit gehalten haben.
Weil das ist natürlich das wichtigste bei der Huey. Sie hat nur ein Triebwerk. Wenn ein Triebwerk ausfällt, hat man kein anderes. Also muss man die Notverfahren üben und sich fit halten.
Von der damaligen Zeit ist es von den „flight and handlingqualities“ einer der Hubschrauber, die an der Speerspitze standen. Heutzutage natürlich durch die neuen Hubschrauber teilweise überholt worden.
Leicht, schnell, wendig und ausreichend Platz. Eine Allzweckwaffe der Luft.
An der WTDWehrtechnische Dienststelle selbst wurde sie schnell als Erprobungsträger unentbehrlich. 

Diverse andere Sachen. Es sind auch verschiedene Versionen umgerüstet worden. Dort hat die WTDWehrtechnische Dienststelle auch wieder federführend unterstützen können. 
Seitdem ich an der WTDWehrtechnische Dienststelle bin, hat sich dann im Prinzip die Tätigkeit mit der Huey darauf beschränkt, mit der Firma ESG als Forschungs- und Entwicklungsträger diesen Hubschrauber nutzen zu können. Für die Integration von neuen Helmsystemen oder von Kameras, Erkennungsgeräten, „optical warningsystems“ oder Landungssystemen, die dann sensorisch mit dem neuen Helm und Symbolen fusioniert worden sind. Um eine deutlich höhere Informationsdichte dem Luftfahrzeugführer zur Verfügung stellen zu können. 
Querschnittlich hatten wir dann noch ein paar Radarerprobungen um Bodenradare als Luftziele mit unterstützen zu können. Aber so weiterführend hatten wir nichts mehr die letzten elf Jahre, die ich an der WTDWehrtechnische Dienststelle bin.

Am 19.07.2022 fand ein Event zu Ehren des letzten Flugs der Huey statt. 
Eine kleine Abschiedsfeier. 
Was sagen die letzten Fluggäste, die Crew, Piloten dazu. Wie war’s?

Sehr traurig. Ich habe meine ersten Flugstunden auf der UH-1D absolviert. Damals noch in Fort Rakka, Alabama. War meine erste Flugstunde und jetzt die letzte Stunde auf der UH-1D. Das tut schon irgendwie weh.

Traurig, natürlich traurig, aber es gibt ja schon was Neues. Weil da hinten steht ja schon das neue Gerät. Und ich hoffe, da haben wir ähnlich viel Spaß mit.

Zu unserem letzten Flug mit unserer UH-1D hier an der Dienststelle, kann man nur eines sagen: Schön war es und schade drum. Schade ist es, dass wir sie verabschieden müssen.

Vorbei ist es…
Schon traurig oder?
…ja, ja, auf jeden Fall. Es ist mega schade.

Traurig, ein bisschen. Aber schön, dass ich es mit Gerrit machen durfte. Weil wir haben die ganze Offiziersausbildung zusammen gemacht. Sind auch zusammen auf der Huey geschult worden und haben jetzt den letzten Flug auf der Huey gemacht. Und wahrscheinlich sind wir diejenigen, die am meisten zusammen geflogen sind bei der Bundeswehr, denke ich.
Auf der Huey, denke ich auch. Also eigentlich sind es zwei weinende Augen…und zwei lächelnde vielleicht auch.

Nach nun Rund 60 Jahren geht die Dienstzeit der Huey zu Ende…und dann???

Bei uns an der WTDWehrtechnische Dienststelle haben wir jetzt schon den LUHLight Utility Helicopter SARSearch and Rescue, als unser neues „Arbeitspferd“, welches wir haben um uns fliegerisch querschnittlich professionell halten zu können. Also sprich, Notverfahren durchführen zu können, Instrumentenflug durchführen zu können, etc., etc...
Und einen LUH SOFLight Utility Helicopter – Special Operation Forces, also sprich, SOFSpecial Operation Forces steht dabei für „Special Operation Forces“.
Das ist die Version, die die Luftwaffe hat, und den haben wir als Erprobungsträger. Eben um Typen begleitend das Luftfahrzeug hier auch für die Luftwaffe unterstützen zu können.

Zwar fliegen nun andere Helikopter bei der Bundeswehr. Aber ohne den „Teppichklopfer“, die UH-1D, der Huey, würde es Ihre Nachfolger bestimmt nicht geben. Oder zumindest ohne die guten Eigenschaften, die aus ihr gewonnen werden konnten.

Letzte Worte:
The best, the rest, the rare … 
…genau.

Das einzige was bleibt…sind die Errungenschaften aus ihrer Dienstzeit und natürlich der unvergessliche Sound.

von WTD 61 

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