Kriegsschiffbau-Meilenstein

Taufe der Korvette „Emden“

Taufe der Korvette „Emden“

Datum:
Ort:
Hamburg
Lesedauer:
4 MIN

Die künftig siebte Korvette der Marine hat am 4. Mai in Hamburg einen Traditionsnamen erhalten. 

Fünf Personen stehen vor einem Kriegsschiff. Eine Frau hält einen Blumenstrauß.

Feierliche Taufe: v. l. n. r.: Tim Wagner, CEOChief Executive Officer der NVL, Blumenmädchen Philine, Taufpatin Annette Lehnigk-Emden, Vizeadmiral Frank Lenski, Tim Kruithoff, Oberbürgermeister von Emden

Bundeswehr/Nico Theska

Taufpatin des neuen Schiffs ist Annette Lehnigk-Emden, seit dem 27. April Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Für sie war die Taufe in doppelter Hinsicht besonders: Einerseits war die Zeremonie in der Werft Blohm+Voss ihre erste Schiffstaufe als neue Amtschefin. Andererseits verbindet ihre Familiengeschichte sie mit dem traditionsreichen Schiffsnamen.

Nach der Stadt Emden in Ostfriesland waren bereits drei Kreuzer der Kaiserlichen Marine und der Reichsmarine sowie zwei Fregatten der Marine der Bundesrepublik benannt worden. Zehn Jahre nach der Außerdienststellung der letzten „Emden“, einer Fregatte der Bremen-Klasse, trägt nun erstmals wieder ein deutsches Kriegsschiff diesen Namen.

Eine Frau steht an einem Rednerpult mit zwei großen Mikrophonen.

Die Präsidentin des BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr Annette Lehnigk-Emden tauft mit Stolz die neue Korvette auf den Namen „Emden“

NVL Group

„Ich bin stolz, dass ich so kurz nach meiner Ernennung zur Präsidentin des BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr dieses Schiff auf den Namen „Emden“ taufen durfte“, so Lehnigk-Emden. Ihr Großvater hatte zur Besatzung der „Emden (I)“ gehört. Der Kleine Kreuzer der Kaiserlichen Marine hatte zu Beginn des Ersten Weltkriegs eine erfolgreiche Kaperfahrt im Indischen Ozean geführt, war aber im November 1914 von einem Schiff der Royal Australian Navy versenkt worden.

Großvater Richard Lehnigk hatte das Gefecht überlebt und den Krieg in Gefangenschaft überstanden. Wie die ganze Besatzung hatten er und seine Nachfahren, als Erinnerung an die Leistungen des Kreuzers, vom Kaiser persönlich die Erlaubnis erhalten, den Zusatz „-Emden“ ihrem Familiennamen beizufügen.

Seine Enkelin Annette Lehnigk-Emden trägt heute eine ganz andere Verantwortung. Bereits als langjährige leitende BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr-Mitarbeiterin war sie, neben vielen anderen Vorhaben, seit 2016 mit der Ergänzungsbeschaffung der Korvetten der Klasse 130 befasst gewesen.

Zeitenwendemotor BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr am Beispiel Korvettenbau

„Wir erleben eine Zeitenwende und ein Umdenken bei der Bundeswehr mit dem Ziel, eine wehrhafte Demokratie in unserem Land sicher zu stellen“, so Lehnigk-Emden in ihrer Taufrede. In der Umsetzung verlange diese Zeitenwende vom BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr auch ein effizienteres und gleichzeitig rechtssicheres Handeln, um schnell sichtbare Ergebnisse im Hinblick auf Qualität und Quantität der Ausrüstung zu erreichen.

„Wir im Amt sind der ‚Zeitenwendemotor‘“, erklärte sie zu dieser Verantwortung. Die Vorgaben des BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr seien, die fast 26 Milliarden Euro zu verausgabenden Haushaltsmittel für 2023 wie auch das Sondervermögen von 100 Milliarden Euro effektiv umzusetzen. „Gelingt es uns also, die maritime Schlagkraft zu erhöhen, indem wir neue und einsatzbereite Schiffe und Boote für die Marine bereitstellen – dann können diese auch ihre zukünftigen Aufgaben der Landes- und Bündnisverteidigung als Teil einsatzfähiger Streitkräfte wahrnehmen.“

Ein großes, graues Schiff liegt neben einer Hafenpier.

Die Korvette „Emden“ des zweiten Bauloses der Braunschweig-Klasse

Bundeswehr/Nico Theska

Anerkennung und Respekt, so Lehnigk-Emden, hätten alle am Korvetten-Projekt Beteiligten verdient. Zu den bisher Involvierten gehören vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung See im BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr sowie die der Schiffbau-Arbeitsgemeinschaft K130 (ARGE K130) als Auftragnehmer. Hinzu kommt bald die Erstbesatzung des 1. Korvettengeschwaders. Letztere war mit einer Delegation zur Taufe ihres Schiffs nach Hamburg gekommen. Sie werden im Herbst an Bord kommen, um im Frühjahr 2024 gemeinsam mit einer Fahrmannschaft der Werft mit der Erprobung der „Emden (VI)“ zu beginnen.

Davor liegt heute schon die Ausrüstung des Schiffs. Auf der Hamburger Werft der Naval Vessels Lürssens bringen Hunderte Subunternehmer der ARGE K130 ihre Arbeit ein, um aus einem komplexen System eine funktionierende Korvette zu machen. Beispielsweise liefert die bayrische Hensoldt AGAktiengesellschaft das Seeraumüberwachungsradar TRS-4D, ein Upgrade im Vergleich zu den Korvetten des ersten Loses. Ein neues Rechnernetzwerk, das sogenannte Führungswaffeneinsatzsystem, in der Operationszentrale der Korvette soll als Schnittstelle zwischen Sensoren wie dem Seeraumüberwachungsradar, den Waffen des Schiffs und den übrigen Anlagen dienen.

Ein Ansporn für die Überwindung von ITInformationstechnik-Problemen

Der Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Frank Lenski, sprach damit verbundene Pobleme der Informationstechnik bei der Taufzeremonie offen an. Er sei sich aber sicher, dass öffentliche Auftraggeber und Industrie das Projekt gemeinsam, „trotz der Verzögerungen aufgrund fehlender Bereitstellung eines ITInformationstechnik-sicherheitskonformen Führungswaffeneinsatzsystems, zu einem guten Ende führen“ werden.

Ein Soldat in dunkelblauer Uniform spricht an einem Rednerpult mit zwei großen Mikrophonen.

Der Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Frank Lenski, war als Stellvertreter des Inspekteurs der Marine ranghöchster Gast der Seestreitkräfte

Bundeswehr/Nico Theska

Der „Stolperstein“ ITInformationstechnik-Sicherheit zwinge zu weiterer Geduld, so Lenski. Dies solle seinen Dank an das Projektteam jedoch nicht schmälern, sondern solle vielmehr ein Ansporn sein. Denn die Marine brauche diese wichtigen Einheiten schnell.

Für Lenski findet die Braunschweig-Klasse angesichts der angespannten sicherheitspolitischen Lage zu ihrer ursprünglichen Bestimmung aus den späten 1980er Jahren zurück. „Unsere Korvetten waren ursprünglich konzipiert als ‚Warfighter‘ in den Randmeeren“, so der Admiral. „Ihr vorgesehener Einsatzraum wird heute wieder in der Hauptsache die Nordflanke des Bündnisgebietes werden.“ Denn die russische Marine als potentieller Gegner der NATO in diesem Seeraum habe die Zeit nicht tatenlos verstreichen lassen. Aus dem Krieg gegen die Ukraine werde sie nach jetziger Lage der Dinge sogar eher gestärkt hervorgehen.

Zuversichtlich zeigten sich alle Verantwortlichen, die zur Taufe der neuen Korvette sprachen. Vor allem aber, dass es nicht auf Technik allein ankommt, macht gerade die Tradition eines Marineschiffes mit dem Namen „Emden“ deutlich. Das drückte der Oberbürgermeister der Patenstadt, Tim Kruithoff, aus: „Die ‚Emden‘ verkörpert die Stärke und den Mut unserer Marine.“

BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr-Präsidentin Lehnigk-Emden erinnerte zum Schluss daran, sich aufs Ganze beim Korvettenbau zu fokussieren, und blickte gleichzeitig voraus: „Der Gesamtauftrag ist noch nicht erledigt, das zweite Los ist noch nicht vollständig abgearbeitet. Und mit dem elften Boot steht bereits das dritte Los in den Startlöchern.“

von Marcus Mohr, PIZ Marine

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