Fregatte „Hamburg“ in der Instandsetzung
Fregatte „Hamburg“ in der Instandsetzung
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Militärschiffe müssen in festgelegten Intervallen einer technischen Überprüfung unterzogen werden. Dabei werden gleichzeitig notwendig gewordene Modernisierungsarbeiten durchgeführt. Im Marinearsenal Wilhelmshaven durchläuft die Fregatte „Hamburg“ gerade eine sogenannte Depotinstandsetzung.
Während der Liegezeit werden alle Verschleißteile des Schiffes „auf Herz und Nieren“ geprüft und gegebenenfalls ausgetauscht. Daneben werden notwendig gewordene Produktänderungen oder -ergänzungen ebenso umgesetzt wie umfangreiche sicherheitstechnische Überprüfungen. Dazu gehört beispielsweise auch die Kontrolle der Tanks und Lüftungsanlagen. Sogar Umbauten, die aufgrund geänderter allgemeiner Standards erfolgen müssen, zählen zu den Herausforderungen bei der Depotinstandsetzung.
Sorgfältige Planungen
Am Anfang aller notwendigen Arbeiten steht jedoch immer die konkrete Planung der Abläufe.
Denn wenn ein Schiff erst einmal im Bauhafen des Marinearsenals eingelaufen ist, muss jeder Handgriff sitzen. Alle Maßnahmen müssen reibungslos und ohne große zeitliche Verzögerungen durchgeführt werden können, Hand in Hand. Eine große Herausforderung, denn an manchen Tagen sind immerhin mehrere hundert Personen gleichzeitig auf oder am Schiff beschäftigt.
Der Instandsetzungsbeauftragte und sein Team arbeiten daher ein ganzes Jahr auf diesen Zeitpunkt hin und planen alle Abläufe minutiös. Was wann und wo auf dem Schiff passiert, wird eben nicht dem Zufall überlassen werden.
Außerdem werden schon weit im Vorfeld einer Depotinstandsetzung alle erforderlichen Gewerke nach den gesetzlichen Vorgaben extern ausgeschrieben. Denn die eigentliche Umsetzung der Arbeiten erfolgt größtenteils durch Fachfirmen, deren Leistungen logistisch aufeinander abgestimmt sein müssen.
Aufwändige Vorbereitung auch an Bord
Im Inneren der Fregatte erkennt man schnell, dass sie sich in eine Großbaustelle verwandelt hat. In fast jeder freien Ecke sind Metallgitterboxen mit demontierten und zuvor sorgfältig gekennzeichneten Rohren und Abdeckungen zu finden.
Überall sind provisorische, durchsichtige Schläuche verlegt. Durch diese erfolgt die externe Klimatisierung des Schiffes beziehungsweise die Absaugung von Stäuben und Gasen, die bei Heißarbeiten entstehen.
Durch das geregelte Klima an Bord wird auch sichergestellt, dass kein Kondenswasser entstehen kann. Dies ist wichtig für die Konservierungsarbeiten am Schiffsrumpf, aber auch für die gesamte Elektronik an Bord, die ansonsten Schaden nehmen könnte.
Ebenso sind unzählige vorübergehende Kabel für die Beleuchtung und zum Betreiben der Arbeitsgeräte verlegt.
Militärische Komponenten werden vom Marinearsenal gewartet
Bevor die Firmenangehörigen auf das Schiff gelangen und loslegen können, sind aber zunächst die Fachleute des Marinearsenals gefragt.
In der sogenannten „Marinearsenalliegezeit 1“ bauen diese Fachleute sämtliche militärischen Waffen-, Radar-, Sonar- und Elektroniksysteme aus dem Schiff aus: Denn diese werden als Kernaufgabe des Marinearsenals immer im „Arsenalbetrieb“ gewartet und instandgesetzt.
„Was von der Fregatte übrig ist, kann man in etwa so beschreiben: Stellen Sie sich ein Kreuzfahrtschiff von gut 300 Metern Länge und fast 45 Metern Breite mit all der darin verbauten Technik vor, das jetzt auf 143 Meter Länge und gut 17 Meter Breite geschrumpft wird. Heraus kommt ein kleines, extrem dicht gepacktes Schiff“, erklärt ein Ingenieur des Teams.
Auch wenn sie diese nicht selbst durchführen - sämtliche Maßnahmen der schiffstechnischen Instandsetzung werden von den Fachleuten des Marinearsenals intensiv begleitet.
Sie sorgen zum Beispiel dafür, dass alle Arbeiten im vorgesehenen Zeitrahmen erledigt werden. Und sie sind zur Stelle, wenn auf unvorhersehbare Herausforderungen schnell reagiert werden muss.
Fachkundige Firmen für unterschiedlichste Gewerke
Die Art und der Umfang einer Depotinstandsetzung kann von Schiff zu Schiff sehr unterschiedlich sein.
So werden an der Fregatte „Hamburg“ die Motoren getauscht. Die bisher eingebauten werden nach rund 30.000 Betriebsstunden generalüberholt - dem Vielfachen der gesamten Laufleistung eines normalen Pkw-Motors. Für diese Aufgabe sind Fachleute für Motor- und Schiffsmaschinenbau gefragt.
Ganz anders verhält es sich bei der Renovierung der Unterkunftskabinen. Für deren Rückbau müssen zum Beispiel nicht nur Wände entfernt, sondern zuvor alle elektrischen und wasserführenden Leitungen professionell unterbrochen werden. Außerdem sind – fast wie in einem Haus – auch Fachkräfte für den Innenausbau sowie für Mal- und Lackierarbeiten mit dabei.
Aufgrund eines inzwischen höheren Hygienestandard in der Lebensmittelverarbeitung muss auch die Ausstattung der Kombüse auf der Fregatte „Hamburg“ angepasst werden. Über eine neu geschaffene Öffnung in der Außenhaut des Schiffes werden Kochgruppe und Theke ersetzt. Dazu müssen die gesamte Innenverkleidung inklusive der Isolierung der Schiffshülle entfernt und sämtliche Strom- und Wasseranschlüsse zurück gebaut werden.
Nach Instandsetzung und Umbau folgt die Abnahme
Nach dem Einbau der neuen Ausstattungen und dem Schließen von temporären Öffnungen in der Außenhaut des Schiffes sowie dem Wiederherstellen der Innenverkleidung ist wieder die „Bauleitung“ des Marinearsenals gefordert. Sie führt die Qualitätssicherung durch und erstellt die Fertigmeldung aller Instandsetzungsarbeiten. Die abschließende Abnahme der gewerblichen Leistungen führt der Instandsetzungsbeauftragte kurz nach der mehrtägigen Werftprobefahrt durch.
Während der Werftprobefahrt wird das Schiff im normalen Seefahrtbetrieb bis ins Detail geprüft. Danach schließt sich die sogenannte „Marinearsenalliegezeit 2“ an, in der die reparierten und geprüften Waffen-, Radar-, Sonar- und militärischen Elektroniksysteme vom Fachpersonal des Marinearsenals wieder eingebaut werden.
Nach umfangreichen Tests im Hafen sticht das Schiff dann schließlich in See, um die Einsatzfähigkeit in mehrtägigen Funktionsnachweisen unter Beweis zu stellen. Erst nach erfolgreichem Abschluss aller Tests wird das Schiff dann wieder an die Deutsche Marine übergeben.
„Wir begleiten ein Schiff nicht nur während der gesamten Dauer der Instandsetzung. Auch die Werftprobefahrt als Abschluss der durch die gewerbliche Wirtschaft erbrachten Leistungen gehört dazu - und natürlich die Übergabe des generalüberholten Schiffs an die Deutsche Marine,“ erklärt der Instandsetzungsbeauftragte.
Viel Zeit bleibt dem Team des Marinearsenals danach aber nicht. Das nächste Schiff der Marine ist bereits zur Depotinstandsetzung angemeldet.