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Bundeswehr erprobt im eigenem Innovationslabor Drohnen der nächsten Generation

Bundeswehr erprobt im eigenem Innovationslabor Drohnen der nächsten Generation

Datum:
Ort:
Erding
Lesedauer:
4 MIN

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Drohnen schwirren in der Luft, unbemannte Fahrzeuge fahren auf dem Hallenboden: Willkommen in einem Labor der nächsten Generation, einem Ort, an dem Innovation greifbar wird: dem Innovationslabor System Soldat der Bundeswehr im bayerischen Erding. Beschaffung, Forschung und Truppe gehen hier Hand in Hand auf dem Weg zu zukunftsweisenden Lösungen.

Eine weiße Drohne wird in einer großen Halle durch eine Reihe von Hindernissen gesteuert.

In der großen Halle des Innovationslabors System Soldat wird der Umgang mit der Drohne sicher trainiert

Bundeswehr/Heike Westhöfer

Das Ziel des Innovationslabors: der Truppe die bestmögliche, technisch überlegene Ausrüstung zur Verfügung stellen. Einen Anteil daran haben zunehmend unbemannte Systeme. Diese können und sollen in der Luft und am Boden verschiedene Funktionen übernehmen. Dazu gehört bei fliegenden Drohnen vor allem Aufklärung, Abwehr und Wirkung. Am Boden können die Systeme darüber hinaus unter anderem den Transport von Material und Ausrüstung oder die Verwundeten-Rettung unterstützen.

Vorsprung durch Souveränität

Die Technologie selbst hat dabei eine Besonderheit: Die Bundeswehr setzt bei diesem bedeutendem Thema auf Software-Souveränität. Das sind bundeswehreigene Software-Anteile in den Systemen, wodurch diese unabhängig, schnell anpassbar sowie sicher sind. Und: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Innovationslabor System Soldat programmieren diese selbst.

Im Vorfeld nahm das Team des Innovationslabors im Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe, kurz WIWeBWehrwissenschaftliches Institut für Werk- und Betriebsstoffe, deshalb die unbemannten Flugobjekte auch softwareseitig komplett auseinander, um diese zu verstehen und dann eigene Anteile zu programmieren und zu entwickeln. „Das Ziel ist, der ausschließlich deutschen Industrie konkrete Forderungen zu nennen, was die verschiedenen unbemannten Systeme können sollen“, erklärt Projektleiter Christoph P. Seine Forschungsgruppe wisse mittlerweile ganz genau, was gebraucht wird. „Dafür ist das Innovationslabor auch ein mehr als gut geeigneter Ort“, fügt der Forscher hinzu. Hier habe man einen Platz geschaffen, der kreative Ideen, Forschung und Innovationen im Einklang mit der Industrie und der Truppe auf eine neue Ebene bringe.

Projekt Drohnen: Neuer Ansatz

Doch was müssen die unbemannten Flugobjekte können? Was genau braucht die Truppe? Wer soll die Drohnen innerhalb der Truppe nutzen? Und wie sollen sie eingesetzt werden? Für das Heer ist das Amt für Heeresentwicklung verantwortlich, diese Fragen zu beantworten. Hierbei wurde der Fähigkeitsbedarf des Heeres entlang der Domänen Führung, Aufklärung, Wirkung und Unterstützung identifiziert. Darauf aufbauend wurde das Konzept „Einsatz UxS/LMS im Heer“ 2023 begonnen und im Mai 2024 finalisiert. Es ist das umfassende und ganzheitliche Dokument zum Einsatz unbemannter Systeme zu Lande, zu Wasser und in der Luft (UxS) sowie von Loitering Munition Systems (LMS) des Heeres. Im Konzept werden konkrete Forderungen an die unbemannten Systeme gestellt, die notwendigen Stückzahlen benannt sowie grundsätzliche Einsatzmöglichkeiten aufgezeigt. 

Die Bedarfe wurden bei den für die Beschaffung zuständigen Stellen durch das Heer eingebracht. Der Ansatz hierbei ist neu: Projektteams aus dem Amt für Heeresentwicklung erproben gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Beschaffung die Technologie direkt in der Truppe, also ganz praktisch unter anderem mit Prototypen. In der Panzerbrigade 21 werden gerade die Mittleren Kräfte aufgestellt. Diese sollen hochmobil und gleichzeitig radbeweglich sein. Die Brigade wurde daher beauftragt die Tests durchzuführen. Offen für neue Technologien testen die Soldatinnen und Soldaten die neuartigen Drohnen im eigenen Verband in einer experimentellen Phase des Projekts.

Zwei uniformierte Personen stehen auf einer Wiese und bereiten den Einsatz einer Drohne vor.

Teamwork ist gefragt beim Training mit unbemannten Flugsystemen

Bundeswehr/Heike Westhöfer

Erstmal in die Ausbildung

Bevor die Drohnen aber als Leihgabe in die Truppe kommen, müssen die zukünftigen militärischen Anwenderinnen und Anwender erstmal die „Schulbank“ drücken. Sie lernen im Innovationslabor System Soldat, unterstützt durch die kooperierenden Industriepartner, wie die hochmodernen Flugsysteme funktionieren. Dabei üben sie das Starten, das Vorwärts- und Rückwärtsfliegen sowie das Lenken – alles, was dazu gehört, um die Drohnen sicher zu bedienen. 

Die Ausbildung findet theoretisch und praktisch statt. Da lohnt sich auch die Nähe zum stillgelegten Fliegerhorst Erding. Hier ist genug Platz, um zu lernen, wie sich die unbemannten Systeme im Verbund verhalten. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit führen auf allen Seiten zu wertvollen Erkenntnissen. Schon jetzt ist klar: Die frühe Einbeziehung der Nutzenden und die direkte Zusammenarbeit mit der Industrie bringen einen enormen Zeitvorsprung und sorgen für eine hochmoderne, praxistaugliche und überlegene Ausrüstung.

von Heike Westhöfer

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