BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr beschafft neue SARah-Satelliten
BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr beschafft neue SARah-Satelliten
- Datum:
- Ort:
- Koblenz
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Ohne Satelliten sind Aufklärung, Kommunikation und Navigation heutzutage nahezu unmöglich. Daher ersetzt die Bundeswehr ihre bisherigen SARSynthetic Aperture Radar-Lupe Aufklärungssatelliten durch das SARah-System. Der erste von insgesamt drei Satelliten wird derzeit in den USA für den geplanten Start am 18. Juni 2022 vorbereitet.
Fährt man heute an einen unbekannten Ort oder möchte man miteinander kommunizieren, dann sind fast immer Satelliten im Spiel. Auch die Streitkräfte werden bei der Erfüllung ihres Auftrages durch Satelliten unterstützt. In den Gefechtsständen werden beispielsweise die eigenen Truppenteile und die gegnerischen Kräfte angezeigt oder Fahrzeuge finden den Weg zur nächsten Versorgungsstelle. Die neuen SARah-Satelliten sichern der Bundeswehr die Fähigkeit zur weltweiten, tageszeit- und wetterunabhängigen abbildenden Aufklärung. Gleichzeitig unterstützen sie bei der Krisenfrüherkennung und Krisenbewältigung. SARSynthetic Aperture Radar steht dabei für Synthetic Aperture Radar, ein bildgebendes Radarverfahren.
Im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) in Koblenz herrscht in diesen Tagen Hochbetrieb. In der Abteilung Luft bereiten sich einige Mitarbeitende auf eine ganz besondere Mission vor. „Wir fliegen in Kürze in die USA, zur Vandenberg Space Force Base. Dort soll am 18. Juni 2022 eine Rakete mit dem ersten von drei Satelliten starten“, erklärt ein Mitarbeiter. „Ende des Jahres folgen nach jetzigem Stand noch zwei sogenannte Reflektor-Satelliten. Sie komplettieren dann die SARah-Satellitenkonstellation und stellen die weltweit abbildende Aufklärung fortlaufend für die Bundeswehr sicher.“
BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr beschafft SARah-Satelliten
„Ein solches Projekt ist äußerst komplex und nicht in kurzer Zeit umzusetzen. Neben der Koordination zwischen Industrie und dem zukünftigen Nutzer, die Zentrale Abbildende Aufklärung, mussten die Ausschreibung sowie die dazugehörigen Verträge vorbereitet und geschlossen werden. Im Anschluss wurde durch die Projektmitarbeitenden natürlich auch die Umsetzung der technischen Vorgaben überwacht. Neue Vorgehensweisen im Bereich Kryptographie als Beispiel haben im Laufe der Realisierung Änderungen an den Kryptosystemen gefordert, welche dann gleichzeitig zu einer Vertragsanpassung mit all seinen programmatischen Konsequenzen geführt haben“, so der zuständige Referent für den Bereich Kryptosystem. Das SARah-Projektteam hat das Projekt über die letzten Jahre durchgehend begleitet. „Nachdem feststand, dass das Vorgängersystem SARSynthetic Aperture Radar-Lupe ersetzt werden soll, haben wir uns zusammen mit den zukünftigen Nutzern überlegt, was das neue Satelliten-System können muss“. Im Rahmen des Vergabeprozesses stellten die Beamtinnen und Beamten fest, dass kein bestehendes Satellitensystem die Nutzerforderungen vollumfänglich erfüllen könne. Aufgrund dessen war auch eine Anmietung von Satelliten, beispielsweise bei einem NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner, nicht möglich. Kein Bündnis-Mitglied konnte zur damaligen Zeit die gestellten Anforderungen erfüllen. So beschafften die Fachleute im BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr eine individuelle Lösung, bestehend aus einem Phased Array-, zwei Reflektor-Satelliten und dem dazugehörigen Bodensegment.
Satelliten Made in Germany
Alle drei Satelliten samt der dazugehörigen Bodensegmentanteile wurden bei deutschen Herstellern entworfen und im Anschluss gebaut. Einzelne Komponenten und Baugruppen entstanden allerdings bei internationalen Zulieferern und wurden dann auf „Bits und Bytes“ getestet. Erst mit der erfolgreichen Abnahme wurden alle Satellitenkomponenten bei und durch die deutschen Hersteller integriert.
Während dieser sogenannten Integrationsphase mussten sich alle Komponenten und Subsysteme zahlreichen Interface- und Funktionstests unterziehen. „Ab dem Start des Satelliten und später im Weltraum ist der Satellit auf sich alleine gestellt. Wir können dann nur noch mittels Datenlinks mit ihm kommunizieren und Anpassungen an der Software vornehmen. Aber bei Hardwareproblemen, zum Beispiel bei Problemen an den Solarpanelen oder an den Kabelsträngen, können wir nicht mehr eingreifen“, erklärt ein Projektmitarbeiter. Damit die Satelliten beim Raketenstart keinen Schaden nehmen und beim späteren Betrieb im Weltraum sicher die Daten zum SARah Bodensegment senden können, wurde diese mehrmonatigen Testkampagnen unterzogen. Bei dieser Umwelttestkampagne werden die Auswirkungen von thermalen-, akustischen- und mechanischen Lasten auf die Satelliten simuliert.
Von Deutschland über die USA ins All
Mittlerweile befindet sich der erste Satellit in den USA. Nach einem ersten Stopp an der Ostküste in Baltimore, wurde er weiter zur Vandenberg Space Force Base in Kalifornien transportiert. Auf dem Startgelände wird der Satellit zunächst in eine Vorbereitungshalle gebracht und letzten systemeigenen Tests unterzogen. Im Anschluss geht es in die Betankungshalle und dann weiter zur Integration in die Falcon 9 Rakete von SpaceX. Erst kurz vor dem Launch wird die Rakete mit dem Satelliten zur Startrampe transportiert.
Dort wartet sie auf die Betankung und abschließend auf den Start am 18. Juni 2022 – sofern das Wetter mitspielt. Aber auch auf eine solche Situation hat sich das SARah Projektteam aus dem BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr gemeinsam mit allen Beteiligten vorbereitet „Für den Fall, dass es beim Wetter zu Komplikationen kommt, wurde ein Zeitfenster für weitere Starts abgesprochen. Aber Stand heute sieht es für einen Start am besagten Termin gut aus“, heißt es aus dem Fachreferat.
Rund 40 Minuten wird die Trägerrakete vom Zünden der Triebwerke bis zum Aussetzen des SARah-Satelliten im Weltall benötigen. Die Orbithöhe wurde so ausgelegt, dass alle an das System geforderten Leistungsparameter, zum Beispiel die Bildqualität auch erreicht werden können.
„Genau wie bei SARSynthetic Aperture Radar-Lupe sollen auch die drei SARah-Satelliten wieder für mindestens zehn Jahre den operationellen Betrieb sicherstellen. Für die Zeit danach, arbeiten wir im BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr schon jetzt an der Technologie von morgen, der SARah-Nachfolge“, blickt Heiko Weiß als Projektleiter in die Zukunft.
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