Jobporträt

Sport mal anders – Sportsoldat im Motorsport

Sport mal anders – Sportsoldat im Motorsport

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Morgens um 05:30 Uhr klingelt bei Stabsunteroffizier Tim A. der Wecker. Nach einem ersten Kaffee gibt es eine kurze Morgenmeditation oder einen Moment der Stille. Damit bereitet sich A. auf seinen anstrengenden Tag vor: als Sportsoldat der Bundeswehr im Motorsport.

Eine Person auf einem Motocross-Motorrad in der Luft während eines Sprungs

Während eines Rennens kann die aktuelle Herzfrequenz von Tim A. auf bis zu 95 Prozent seiner maximal möglichen steigen. Durch die Sprünge mit der Maschine verbraucht er auch viel körperliche Energie. Bis zu 900 Kilokalorien pro Stunde verbrennt er.

privat

Mit dem Motocross hat Stabsunteroffizier und Feldwebelanwärter Tim A. schon als Kind angefangen. Motocross bedeutet, dass seine Motorradrennen nicht auf glatter Straße stattfinden, sondern auf dutzenden Lkw-Ladungen Sand oder Erde und hunderten Flusssteinen, Baumstämmen und Holzscheiten. Auch Autoreifen und viele Raummeter Holz werden auf einer Strecke von einigen hundert Metern Länge verbaut.  

Sein Vater sei schon im Motorsport aktiv gewesen und habe ihn zum Sport ermutigt, berichtet A. „Als Kind kann man sich nicht einfach ein eigenes Motorrad kaufen.“ Allein deshalb war er auf die Unterstützung seiner Familie angewiesen gewesen. Und sein Vater war es auch, der sogar an Wochenenden vor den Abiturprüfungen mit seinem Sohn zu Rennen gefahren ist. „Der hat mich dann in der Nacht von Sonntag auf Montag nach einem Rennen zu Hause abgesetzt – und am nächsten Morgen war dann Abiturprüfung.“ So anstrengend das klingt: Für A. bedeutete dies eine Europameisterschaftsteilnahme, während er noch die Schulbank drückte.

Später ist Tim A. über Umwege zur Bundeswehr gekommen:  Fast hätte er bei einem Autohersteller ein duales Studium begonnen – sogar die Wohnung in der Stadt war schon besorgt. Aber der Sport sei ihm da schon zu wichtig geworden, erzählt der Sportsoldat. Ein Nachbar habe ihn auf die Spitzensportförderung der Bundeswehr aufmerksam gemacht. „Ich wusste, dass es Plätze bei der Bundeswehr für verschiedene Sportarten gibt.“ Über den Spitzensportfachverband muss man als Sportler empfohlen werden. Der Deutsche Olympische Sportbund entscheidet dann gemeinsam mit der Bundeswehr darüber, ob diese einen Platz in der Spitzensportförderung anbietet. Und den hatte sie für den Motorsportler Tim A. Jetzt konnte er sich auch hauptberuflich um seinen Sport kümmern.

Die Ausbildung eines Profisportlers in der Bundeswehr (Feldwebellaufbahn)

LehrgangInhaltDauerOrt
Allgemeinmilitärische AusbildungSchießausbildung, Ersthelferausbildung, militärische Grundfertigkeiten4 WochenSchule für Feldjäger und Stabsdienst in Hannover
Feldwebelanwärterlehrgang Teil 1Pflichten und Aufgaben in der Vorgesetztenrolle 4 WochenSchule für Feldjäger und Stabsdienst in Hannover
Feldwebelanwärterlehrgang Teil 2Ausbildung zum Sportübungsleiter3 WochenSportschule der Bundeswehr in Warendorf
Feldwebelanwärterlehrgang Teil 3Ausbildung zum Trainer5 WochenSportschule der Bundeswehr in Warendorf
FeldwebellehrgangVertiefung der Ausbildung zum militärischen Vorgesetzten4 WochenSchule für Feldjäger und Stabsdienst in Hannover

Grundausbildung auch als Sportsoldat 

Die Grundausbildung verbrachte A. zusammen mit anderen Sportsoldatinnen und -soldaten. Dies schweiße die Kameradinnen und Kameraden zusammen, erklärt der Stabsunteroffizier, denn alle Sportler müssten da durch. Dabei lerne man auch andere Sportarten und die verschiedenen Trainingsabläufe kennen. Er sei anfangs erst einmal von den anderen Sportlern beäugt worden, denn seine Sportart sei eben nicht so typisch für einen Sportsoldaten oder eine Sportsoldatin. In der Sportfördergruppe der Bundeswehr Berlin ist er der einzige Motorsportler. Ausgebremst hat ihn das nicht.

Wäre er heute kein Motocross-Fahrer, würde er vielleicht Schulklassen in Geografie oder Sport unterrichten. Denn parallel zu seiner internationalen Sportkarriere hat A. ein Lehramtsstudium absolviert. Seine Eltern wollten, dass der Sohn etwas lernte, falls es mit dem Sport irgendwann nicht mehr weiterginge. „Motorsport ist schnelllebig und es gibt ein gewisses Verletzungsrisiko. Vielleicht hätte über die Jahre aber auch die Motivation nachgelassen. Ich habe den Sport aus Leidenschaft und Spaß angefangen. Wenn es aber zum Muss wird, macht es irgendwann vielleicht keinen Spaß mehr“, erklärt Stabsunteroffizier A. seine Gründe für das Studium. 

Aber Lehrer zu sein, kann sich der Motocross-Fahrer nicht mehr wirklich vorstellen: Durch den Sport sieht er sich mittlerweile eher als Botschafter des Motorsports. Trotzdem ist aus Tim A. eine Art Ausbilder geworden: Seit er den Trainerschein besitzt, trainiert er den Jugendkader und genießt die Zeit mit den jungen Sportlerinnen und Sportlern. In einer Schulklasse habe man oftmals 25 Schüler und Schülerinnen, sagt er, und davon sei vielleicht nicht jeder motiviert. Dies sei im Sport anders. Die jungen Fahrerinnen und Fahrer seien alle motiviert und wüssten, worauf es ankomme.

Einen richtigen „Feierabend“ kennt der Sportsoldat nicht. Stattdessen nutzt er die freien Tage zwischen den Rennen. Dann geht er mit Freunden Tennis oder Golf spielen oder besucht seine Familie: „Zu Weihnachten und zu Geburtstagen versuche ich immer, bei meiner Familie zu sein, und ich besuche auch meine Oma so oft wie möglich.“

Einfach anfangen 

Für zukünftige Sportsoldatinnen und -soldaten hat der Feldwebelanwärter und Stabsunteroffizier Tim A. einen Ratschlag: „Leidenschaft zu entwickeln macht viel aus.“ Die Fragen, wie es vorangehe und der Weg, der dann gegangen werden müsse, kämen von ganz alleine. Jeder solle machen, was ihn oder sie glücklich mache. „Keine Zeit damit verschwenden, Dinge zu tun, die man nicht braucht, und einfach anfangen“, bekräftigt der Sportsoldat, bevor er sich ins nächste Training des Tages stürzt.

Drei Fragen an Sportsoldaten Stabsunteroffizier Tim A.

Wie körperlich fit muss man als Sportsoldat im Motorsport sein?

Zu meinen Tagen gehört ein Trainingsplan, den mein Trainer zusammenstellt. Yoga, Intervalltraining und ich muss auch auf das Ergometer. Vor Rennen jongliere ich auch schon einmal Tennisbälle, um meine Reaktionsfähigkeit auf den Punkt zu bringen. Der Motorsport besteht zu 40 Prozent aus Motorradfahren und zu 60 Prozent aus Fitness für den Körper. Nur Rennwochen können entspannter sein – da mache ich eher Yoga und kleine Läufe, damit ich fit für das nächste Rennen bin.

Wie sieht ein normaler Tag als Motocross-Fahrer aus?

Vier bis fünf Tage in der Woche fahre ich Motorrad. Gegen 05:30 Uhr klingelt der Wecker und nach einem Kaffee mache ich eine Morgenmeditation. Da läuft dann entweder ein Programm oder es ist Stille. Dabei kann ich mich auf das nächste Rennen fokussieren. Nach dem Frühstück geht es ins erste Training. Nachmittags wird dann wieder trainiert.

Wie anspruchsvoll ist Motorsport?

Der Sport ist anspruchsvoller, als man vielleicht denkt. Man muss nicht nur körperlich, sondern auch geistig sehr fit sein. Gewöhnungsbedürftig ist auch das Klima in einigen Ländern. In den USA war ich in Tennessee und dort gab es eine hohe Luftfeuchtigkeit und es war sehr warm. Um mich daran zu gewöhnen, reise ich oft auch ein paar Tage vor dem Rennen an.

*Namen zum Schutz des Soldaten abgekürzt.

von Janet Watson

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema