
Die Spezialkräfte der Bundeswehr
Was sind Spezialkräfte? Wie operieren sie?
Was sind Spezialkräfte? Wie operieren sie?
„Lerne leiden, ohne zu klagen” ist das Motto der ersten Spezialeinheit der Bundeswehr, der Kampfschwimmer. Und leidensfähig müssen die Soldatinnen und Soldaten sein. Überall auf der Welt trainieren die Spezialkräfte ihre Fähigkeiten. Ob in der Arktis, in der Wüste oder im Dschungel.
Jedes mögliche Einsatzszenario wird immer wieder geübt. Spezialkräfte gewinnen Informationen, befreien Staatsangehörige aus Gefahrensituationen und treiben den Austausch mit Spezialkräften verbündeter Armeen voran. Zu den Kommandosoldaten gehören aber auch die Unterstützer. Zwar hat noch keine Frau die harte Ausbildung zum Kampfschwimmer oder Kommandosoldaten geschafft – Frauen in den Spezialkräften gibt es dennoch.
So vielseitig wie die Aufträge der Spezialkräfte ist auch deren Ausrüstung. Mehr zur Ausrüstung erfahren Sie hier.
Wenn sich Bedrohungsszenarien ändern, ändern sich auch die Werkzeuge des Militärs, um darauf zu reagieren. Welche Technologien werden die Spezialkräfte der Zukunft nutzen?
Träge Kampfroboter, die aufwendig transportiert werden müssen, passen nicht in unsere Einsatzszenarien.
Seit der Aufstellung der Kampfschwimmer als erste Spezialeinheit der Bundeswehr haben die Spezialkräfte stetigen Wandel erlebt. Einige Meilensteine können Sie der Chronik entnehmen.
Spezialkräfte entscheiden keine Kriege. Trotzdem verfügt fast jeder Staat über sie. Warum sind sie so wichtig? Welche Ursprünge und Vorläufer haben die deutschen Spezialkräfte? Militärhistoriker Sönke Neitzel erklärt ihre Hintergründe und Entwicklung.
Die Bandbreite möglicher Einsätze von Spezialkräften ist groß. Sie lässt sich grob in drei Einsatzarten zusammenfassen: Spezialaufklärung, direkter Einsatz und Einsätze zur Ausbildung, Unterstützung und Beratung.
Die Spezialkräfte decken drei Einsatzarten ab.
Special Reconnaissance (Spezialaufklärung) | Direct Action (Direkter Einsatz) | Military Assistance (Ausbildung, Unterstützung, Beratung) |
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Spezifische, zeitkritische Schlüsselinformationen über strategische Ziele mit operativer Bedeutung gewinnen
| Offensive, klar definierte Spezialoperationen unter Vermeidung von Kollateralschäden durchführen, um deutsche Staatsangehörige aus Gefahrensituationen zu befreien oder zu bergen, bestimmte Personen festzusetzen oder Material, Objekte oder Einrichtungen in Besitz zu nehmen, zu zerstören oder zu beschädigen
| Fähigkeit zur weltweiten Ausbildung, Beratung, Ertüchtigung und Begleitung der Entwicklungsprozesse im Einsatz von Sicherheits- und Streitkräften anderer Staaten – insbesondere Spezialkräften
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Stabsfeldwebel, Kommando Spezialkräfte
© Bundeswehr/Jana NeumannWie sehr haben die Auslandseinsätze Sie geprägt?
Es gibt Faktoren, die im Einsatz sehr wichtig sind, zum Beispiel die Zusammenarbeit im Team und das unbedingte Vertrauen zu den Kameraden. Auch eine ausgeprägte Menschenkenntnis und ein Gespür für die Situation sind sehr wichtig. Das ist mir alles in Fleisch und Blut übergegangen. Zudem habe ich festgestellt, dass ich seit meinen Einsätzen alle Menschenansammlungen meide.
Welches Erlebnis ging Ihnen besonders nahe?
Das Karfreitagsgefecht. Zu dieser Zeit befand ich mich gerade in der Ausbildung zum Kommandosoldaten. Ich kannte die meisten der beteiligten Soldaten persönlich von der Ausbildung her. Das hat mich stark berührt.
Was treibt Ihnen den Puls nach oben?
Die Einsatzlage kurz vor einem Zugriff. Wir haben die Ausbildung und wir haben das Mindset, um Missionen erfolgreich zu bestehen. Dennoch bin ich in so einer Situation sehr angespannt. Es ist eine Art Respekt vor dem Unwägsamen.
Welches ist die gefährlichste Situation, die Sie erlebt haben?
Das war vermutlich 2007 in Afghanistan, damals noch als Falllschirmjäger bei der internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe ISAFInternational Security Assistance Force. Während einer Patrouillenfahrt fauchte plötzlich eine Granate aus einer RPG-7 zwei Meter an unserem Dingo vorbei. Wir haben das Teil sogar im Fahrzeug gehört.
Welche Eigenschaften helfen Ihnen, im Einsatz zu bestehen?
Definitiv Humor. Wenn der flöten geht, wird es eng.
Im August startete die Bundeswehr die größte Evakuierungsoperation ihrer Geschichte. Mittendrin: Kommandosoldaten des KSKKommando Spezialkräfte, spezialisierte Kräfte und zwei Hubschrauber der 4./HSGHubschraubergeschwader 64. Kurz nach dem Rückzug der westlichen Truppen aus Afghanistan übernahmen die Taliban die Macht. Am Kabuler Flughafen versammelten sich Zehntausende Menschen, um zu fliehen. In kürzester Zeit verlegte ein Kontingent der Bundeswehr nach Kabul, um eine Luftbrücke zu errichten.
Die rund 500 Soldatinnen und Soldaten hatten in dem Chaos den Auftrag, so viele deutsche Staatsangehörige, afghanische Ortskräfte und Hilfsbedürftige anderer Länder wie möglich zu evakuieren. Sie sorgten dafür, dass sechs Transportflieger mehrmals am Tag landen und 5.347 Menschen aus 47 Nationen nach Usbekistan ausfliegen konnten.
Die Spezialkräfte sicherten die Landeplätze und führten Geheimoperationen durch, um Menschen außerhalb des Flughafens zu retten. Die elftägige Evakuierungsmission war sehr gefährlich. Die deutschen Kräfte waren an Schusswechseln beteiligt, um Angreifer abzuwehren. Am letzten Tag kam es an einem Zugang zum Flughafen, der von USUnited States-Einheiten gesichert wurde, zu Anschlägen. Dabei starben mehr als 100 Menschen, darunter 13 USUnited States-Soldaten. Die letzten deutschen Kräfte befanden sich zu dem Zeitpunkt bereits auf dem Rollfeld und konnten Kabul wohlbehalten verlassen.
Auch die besten Kommandosoldaten brauchen Unterstützungskräfte. Diese sind besonders ausgebildet und ausgerüstet und mit den Taktiken der Kommandosoldaten vertraut. Beispielsweise als Pioniere, Fallschirmjäger, Aufklärer oder Fernmelder geben sie tagtäglich ihr Bestes.