Das Feldjägerwesen der Bundeswehr beteiligt sich mit Feldjägern aus Leipzig an der Übung Wettiner Schwert 2024 und bringt dort seine einzigartigen militärpolizeilichen Fähigkeiten ein. An Tag eins der Übung geht es darum, den Gefechtsverband bei der Gewässerüberquerung nahe des Truppenübungsplatzes Klietz zu unterstützen, bevor es weiter zum Gefechtsübungszentrum Heer geht.
Militärpolizeiliche Unterstützung in jeder taktischen Lage: Infanteristische Robustheit beweisen Feldjäger aus Leipzig beim Gewässerübergang
Bundeswehr/Lena Speckheuer
Am Morgen liegen die Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt und der Himmel klart langsam auf. Der kleine Ort Hohengöhren in Sachsen-Anhalt liegt geruhsam direkt an der Elbe im Biosphärenreservat Mittelelbe. Hier in dieser Idylle, wo sich normalerweise Fuchs und Hase „gute Nacht“ sagen, deutet an diesem ruhigen Morgen nichts darauf hin, dass gleich ein etwas anderer Fuchs– der Transportpanzer – mit mehreren 100 anderen Fahrzeugen und rund 1.000 deutschen Soldatinnen und Soldaten bei der Übung Wettiner Schwert 2024 den Nebel durchschneidet, um dann die Elbe zu überqueren.
Die Herausforderung: Es existiert keine Brücke oder sonstige Möglichkeit, das Gewässer an dieser Stelle zu überwinden. Umkehren aber ist keine Alternative. Stattdessen werden Pioniere die Kampftruppe mit Fähren über den Fluss setzen – eine Aufgabe, die viel Koordination erfordert. Entscheidend unterstützt werden Pioniere und Gefechtsverband dabei von den FeldjägernFeldjäger sind die Militärpolizei der Bundeswehr. Sie gehören als Truppengattung zur Streitkräftebasis und haben vielfältige Aufgaben: Militärischer Ordnungs- und Verkehrsdienst sowie die Wahrnehmung von Sicherheitsaufgaben sind nur einige Felder, in denen die Soldaten tätig sind..
Intensive Vorbereitung ist die Basis
Bei der Übung Wettiner Schwert 2024, die zur Übungsreihe Quadriga 2024 gehört, sind die Feldjäger als Möglichmacher der Streitkräfte vorn mit dabei und fest in die Übung integriert. Die Feldjäger aus der 9. Kompanie des Feldjägerregiments 1 aus Leipzig verlegten bereits am Vortag mit mehreren gepanzerten Fahrzeugen im Landmarsch zum Truppenübungsplatz Klietz, um alle vorbereitenden Maßnahmen vor Ort bis zum Übungsbeginn abzuschließen.
Neben der Verbindungsaufnahme mit dem Gefechtsverband, der Panzergrenadierbrigade 37, lebte die Feldjägerkompanie im Verfügungsraum „im Feld“, um die letzten Voraussetzungen für die anstehenden schwierigen und fordernden Aufgaben als Kampfgemeinschaft zu schaffen. Wegen der geringen Entfernung zwischen beiden Standorten besteht bereits seit mehreren Jahren eine enge Beziehung zwischen der 9. Kompanie des Feldjägerregiment 1 und der Panzergrenadierbrigade 37. Das bringt Vorteile bei der Zusammenarbeit sowohl im Grund- als auch im Übungsbetrieb. Man kennt sich und trainiert gemeinsam die notwendigen Verfahren und Techniken, jetzt bei der Übung gebraucht werden.
Unterstützung mit einzigartigen Fähigkeiten
Die Feldjäger bringen verschiedene elementare militärpolizeiliche Fähigkeiten bei der Übung Wettiner Schwert ein. Schwerpunkt ist dabei die Förderung von Bewegungen der eigenen Kräfte für einen Gewässerübergang. Zudem betreiben sie bei der Übung das Verkehrsleitnetz. Dazu zählt unter anderem die Abstimmung mit den Pionierkräften am Engineer Regulation Point, einem Kontrollpunkt, der die Bewegungen über den Fluss regelt und überwacht.
Auch nach erfolgreicher Überquerung der Elbe im Pendelverkehr mithilfe der Schwimmschnellbrücke Amphibie M3 wirken die Feldjäger beim Betreiben eines Verkehrsleitnetzes – grundsätzlich bestehend aus Verkehrsleitstellen, Verkehrsleitpunkten und Verkehrsregelungspunkten – mit. Die Marschbewegungen des Gefechtsverbands werden koordiniert und so abgestimmt, dass alle beteiligten Truppenteile verzugslos in die jeweiligen Einsatzräume verlegen können. Feldjägerkräfte, Pioniere und die Zelle Verkehr und Transport arbeiten dabei Hand in Hand, denn das geht nur gemeinsam im Team.
„Leben im Feld“: Der Einsatzoffizier der 9. Kompanie des Feldjägerregiments 1 führt die Befehlsausgabe im Verfügungsraum durch. Dafür nutzt er das neue Führungsinformationssystem SitaWare.
Bundeswehr/Lena Speckheuer
Die Aufnahme von eigenen Kräften ist elementarer Bestandteil der taktischen Lage
Bundeswehr/Lena Speckheuer
Feldjägerkräfte warten mit ihrem Geschützten Führungs- und Transportfahrzeug Dingo am Ufer der Elbe auf ihre Überfahrt mit einer Fähre aus Schwimmschnellbrücken Amphibie M3
Bundeswehr/Lena Speckheuer
Das Personenschutzkommando der 9. Kompanie des Feldjägerregiments 1 stimmt das weitere Vorgehen mit der Schutzperson, Brigadegeneral Krone, ab
Bundeswehr/Lena Speckheuer
Damit die Marschbewegungen des Kampfverbands reibungslos laufen, nutzen die Feldjäger militärische Symbole für die Beschilderung der Marschstraßen
Bundeswehr/Lena Speckheuer
Die „Dreifachrolle“ der Feldjäger
Der Kompaniechef der 9. Kompanie des Feldjägerregiments 1 ist eingesetzt im Brigadegefechtsstand als militärpolizeilicher Berater des Kommandeurs der Panzergrenadierbrigade 37. Der Major ist also Brigadefeldjägerführer. Im Gefechtsstand wird auch die digitale Lagekarte geführt, mit der alle Marschbewegungen überwacht werden. Lageänderungen erfordern in diesem Zusammenhang ein hohes Maß an Flexibilität und reaktionsschnelle Entscheidungen durch den eingesetzten Brigadefeldjägerführer vor Ort.
Ein weiteres Steuerungselement bei der Übung ist der Zugführer des Feldjägerzugs der Kompanie, der den Zuggefechtsstand und somit gleichzeitig einen Verkehrsleitpunkt abbildet. Dieser ist parallel die Schnittstelle mit der Zelle Verkehr und Transport der Brigade. Über den Verkehrsleitpunkt werden die stationär eingesetzten Feldjägerstreifen, sprich die Verkehrsregelungspunkte, koordiniert. In der Übung besteht die wesentliche Leistung der Feldjägerstreifen darin, den zivilen Verkehr zu warnen, um so möglichen Gefahrenquellen präventiv entgegenzuwirken. In einem Spannungs- oder Verteidigungsfall können die Rechtsgrundlagen der eingesetzten Feldjäger in dieser Aufgabe ausgeweitet werden.
Vielseitiges Einsatzspektrum
Das Fähigkeitsportfolio der Feldjäger bei der Übung Wettiner Schwert 2024 ist facettenreich. Neben den querschnittlichen militärischen Fähigkeiten und der Abbildung der militärpolizeilichen Kernaufgaben unterstützen sie mit „polizeiähnlichen Spezialisierungen“. In diesem Fall stellt die 9. Kompanie des Feldjägerregiments 1 den Personen- und Begleitschutz für den Brigadekommandeur während der Übung sicher. Reaktionsfähigkeit und Interoperabilität sind die Basis, um bei der einwöchigen Übung taktisch zu bestehen.
Im weiteren Verlauf verlegt der Gefechtsverband in das Gefechtsübungszentrum Heer in die Letzlinger Heide. Dort werden weitere Fähigkeiten der Feldjäger in den Fokus gestellt. Der Kommandeur der Panzergrendadierbrigade 37 setzt auf die streitkräftegemeinsame Zusammenarbeit der Pionierkräfte der Brigade mit den Feldjägern. Dies erfolgt in deren Spezialisierung „Erhebung und Ermittlung“, um bei möglichen Übungsszenarien, wie beispielsweise Anschlägen auf eigene Kräfte, einen unverzichtbaren Beitrag zur Aufklärung des Sachverhalts beizutragen.
Interview mit:
Major René N.
Kompaniechef der 9. Kompanie des Feldjägerregiments 1
Welche militärpolizeilichen Fähigkeiten bringen Sie bei der Übung ein?
Major René N.
Eine Feldjägerkompanie stellt alle militärpolizeilichen Fähigkeiten mit der Befähigung zur Wahrnehmung des gesamten Aufgabenspektrums einer Brigade bereit.
Bezogen auf die Einzelübung Wettiner Schwert 2024 kann man sicherlich den feldjägertypischen Mobility Support, also die Unterstützungsleistungen zur Förderung von Bewegungen eigener Kräfte beispielsweise während der Gewässerübergangsorganisation oder dem Verkehrsleitnetz, die unterstützende Funktion von Feldjägerkräften im Umgang mit Kriegsgefangenen sowie den Personenschutz für den Brigadekommandeur als prominenteste Aufgabe hervorheben.
Wie kann man sich Feldjägerunterstützung beim Gewässerübergang vorstellen?
Major René N.
Unser Auftragsschwerpunkt liegt in der Erkundung, der Einrichtung und dem Betrieb eines Verkehrsleitnetzes. Gemäß den Vorgaben der Brigade sind die Abruforganisation, die Organisation im Warteraum sowie die Einhaltung der Abmarsch- und Durchlaufzeiten prinzipiell Aufgaben der marschierenden Einheit. Selbstverständlich unterstützen wir auch hier bei der Umsetzung nach Kräften. Hierzu zählt zum Beispiel das Erkunden und Ausschildern von Marschstraßen, das Freihalten der Gewässerzone und auch die Durchsetzung von Befehlen und Auflagen. Selbstgestecktes Ziel ist immer, die Geschwindigkeit der Verlegung über eine Engstelle aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Kräftekonzentration durch Verzögerung zu vermeiden.
In welcher Form haben Sie ihre Soldatinnen und Soldaten darauf vorbereitet?
Major René N.
Wir konnten in den zurückliegenden gut dreieinhalb Jahren viel Erfahrung in der Zusammenarbeit auf allen Führungsebenen sammeln, vor allem auf NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ebene. Die Gewässerübergangsorganisation und der Brigademarsch sind analog zu den taktischen Grundsätzen bei offensiven oder defensiven taktischen Aktivitäten ständige Wegbegleiter aller Brigadeübungen in diesem Zeitraum. Als Kompaniechef habe ich festgelegt, dass Feldjägerzüge ausschließlich als geschlossenes Element eingesetzt werden. Folglich ist die vorbereitende Ausbildung, die Durchführung und auch die Nachbereitung des Feldjägerpersonals auf der Ebene des Zugführers verortet.
Der Kompanieeinsatzoffizier VJTFVery High Readiness Joint Task Force ist für die taktische Ausplanung von Aufträgen zuständig und letztlich auch der Verantwortliche für die Harmonisierung der Ausbildungsstände der drei Feldjägerzüge.
Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit anderen Einheiten bei der Übung aus?
Grundlegend ist die Position des Kompaniechefs klar als Brigadefeldjägerführer und damit in räumlicher Nähe zum Kommandeur definiert.
Der Kompanieeinsatzoffizier, als Führer des Kompaniegefechtsstands, ist somit die Vernetzung und Schnittstelle in der Koordination mit den Gefechtsverbänden, in der Regel Bataillone, und der nach Kräfte, Raum und Zeit verfügbaren Feldjägerzüge. Auf allen vorbezeichneten Ebenen sind wir auf Zusammenarbeit mit der Brigade angewiesen. Dadurch gewinnen wir zusätzliche Kräfteflexibilität und können noch zielgerichteter auf die formulierten Bedarfe eingehen.
Major René N.
Auf allen Ebenen wird dabei klar definiert, dass aufgrund des verhältnismäßig kleinen Kräfteumfangs der Kompanie die Unikatfähigkeiten der Feldjäger der Bundeswehr sehr begrenzt und damit nur nach einer sauber durchgeführten Beurteilung der Lage zur Verfügung gestellt werden. Diese Form der Exklusivität sorgt neben den eingebrachten Fähigkeiten und Beratungsleistungen zusätzlich für die Wahrnehmung der Wichtigkeit von militärpolizeilichen Aufgaben für alle Truppenführer.
Wie ist Ihr Fazit nach dem ersten Tag?
Major René N.
Ein gutes Sprichwort besagt ja: „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.“ Bis zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich aber zweifelsfrei festhalten, dass wir als Fähigkeitsbeitrag Feldjäger unsere Hausaufgaben in Form von Vorbereitung und Umsetzung im Rahmen des Verkehrsleitnetzes deutlich gemacht haben.
Besonders stolz macht es einen selbstverständlich, wenn über die Verlegung vom Heimatstandort, dem Beziehen des Verfügungsraums und der tatsächlichen Umsetzung des Anteils Mobility Support alles nach den erforderlichen taktischen Grundsätzen erfolgt und dabei das Motivationslevel des Personals ungebrochen auf einem hohen Level verbleibt. Denn auch das gilt es hier noch einmal zu unterstreichen: der heutige Tag ist lediglich der Einstieg in eine Woche Gefechtsübungszentrum.
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