„Nachgefragt“

„Wir kommen nicht mit dem Panzer. Bei uns macht das der Mensch“

„Wir kommen nicht mit dem Panzer. Bei uns macht das der Mensch“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Sie arbeiten in kleinen Teams hinter feindlichen Linien, operieren häufig im Verborgenen und durchlaufen eine der härtesten Ausbildungen, die das Militär zu bieten hat: die Spezialkräfte der Bundeswehr. Wozu Kampfschwimmer und Kommandotrupps eingesetzt werden, weiß Kapitän zur See Henrik Riechert vom Einsatzführungskommando der Bundeswehr.

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Kapitän zur See Henrik Riechert ist stellvertretender Abteilungsleiter für Spezialoperationen im Einsatzführungskommando. Der Kampfschwimmer spricht mit „Nachgefragt“-Moderator Hauptmann Jan Czarnitzki über die Spezialkräfte der Bundeswehr.

Die Bundeswehr hat in den Teilstreitkräften Heer, Marine und Luftwaffe jeweils eigene Spezialkräfte. „Das ist in der Luftwaffe die 4. Staffel des Hubschraubergeschwaders 64 in Laupheim, das ist in der Marine das Kommando Spezialkräfte der Marine in Eckernförde und das ist im Heer das Kommando Spezialkräfte in Calw“, so Riechert zum Moderator von „Nachgefragt“, Hauptmann Jan Czarnitzki.

Geeignet seien sie für ein weites Spektrum an Einsätzen: Zum Beispiel für die Aufklärung hinter feindlichen Linien, für Geiselbefreiungen im Ausland oder zur Unterstützung von Evakuierungsoperationen. Wenn es erforderlich sei, werde dabei auch im Geheimen gearbeitet, so der stellvertretende Abteilungsleiter für Spezialoperationen im Einsatzführungskommando der Bundeswehr. „Erforderlich ist es immer dann, wenn wir feststellen, dass wir für den Gegner ein Überraschungsmoment generieren müssen. Wir kommen nicht mit dem Panzer, der viel Wirkung hat. Sondern bei uns macht das der Mensch, das Individuum.“

Mitdenken ist gefragt

Kandidatinnen und Kandidaten für die Spezialkräfte müssten körperlich sehr leistungsfähig und seelisch sehr stabil sein, so Riechert. Schon in der Ausbildung würden die angehenden Spezialkräfte darauf vorbereitet, mit Unwägbarkeiten umzugehen. „Diese vielen, vielen Ungewissheiten werden dazu genutzt, um auszubilden auf eine Situation, die uns der Gegner im späteren Leben natürlich auch bereitet“, sagt Riechert. „Auch da wissen wir nicht, wie er wohl reagiert oder was er für uns parat hat.“

Zudem müssten Kandidatinnen und Kandidaten für die Spezialkräfte äußerst teamfähig sein und ein „sehr gesundes Maß an Kameradschaft“ mitbringen, so der Kapitän zur See: „Das ist tatsächlich das, was bei uns die Basis ausmacht.“ Bislang gebe es zwar noch keine Kommandosoldatinnen oder Kampfschwimmerinnen in der Bundeswehr, so der Offizier. Er sei aber zuversichtlich, dass sich das ändern werde. „Es wird der Tag kommen – auf den ich mich dann schon sehr freue – an dem wir Frauen tatsächlich als Kommandosoldatinnen oder Kampfschwimmer sehen werden.“

Anpassung ist das A und O

Spezialkräfte könnten erheblichen Einfluss auf den Verlauf militärischer Operationen nehmen, so Riechert. „Dadurch, dass ich nicht weiß, was sie tun, wo sie etwas tun und wann sie etwas tun, sind sie in ihrer Bedeutung von unermesslichem Wert in solchen Einsätzen“, sagt er. Beispielsweise könnten Spezialkräfte durch Scheinoperationen für zusätzliche Aktionsspielräume sorgen – oder wichtige Akteure des Gegners so beeinflussen, dass Entscheidungsprozesse gestört würden.

Deshalb werde auch in Deutschland ganz genau beobachtet, wie Spezialkräfte im Ukrainekrieg eingesetzt würden. „Wir versuchen tatsächlich, alle Informationen, alle Erkenntnisse, die in diesem Krieg gewonnen werden, für uns selber so nutzbar zu machen, dass wir sie unmittelbar in unsere Ausbildung einfließen lassen können“, sagt Riechert. Die ständige Anpassung an sich verändernde Gegebenheiten sei für Spezialkräfte Alltag. „Wir müssen in jeder Situation so angepasst sein, dass wir dort perfekt reagieren können – und immer auch so, dass wir hinterher als Gewinner vom Platz gehen können.“

von Timo Kather

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