Drohnenpilot: „Die Bewaffnungsfähigkeit war für uns sehr, sehr wichtig“
Drohnenpilot: „Die Bewaffnungsfähigkeit war für uns sehr, sehr wichtig“
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 4 MIN
Der flächendeckende militärische Einsatz von Drohnen prägt nicht nur den Krieg in der Ukraine, sondern auch den Konflikt in Nahost. Die ferngesteuerten Systeme werden sowohl zur Aufklärung als auch zum Angriff eingesetzt. Mit der German Heron TP bekommt nun auch die Bundeswehr eine bewaffnungsfähige Drohne. Wie ist der Stand der Dinge?
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- © Bundeswehr (Produktionsnummer: 24A29101)
Der Begriff „Drohne“ werde seit vielen Jahren für alle Arten ferngesteuerter Fahrzeuge genutzt, sagt Oberstleutnant Peter Bernewasser von der Luftwaffe. „Tatsächlich nennen wir die Luftfahrzeuge eigentlich ‚remotely piloted aircraft' – also Luftfahrzeuge, die ferngesteuert werden.“ Die Bandbreite reiche dabei von frei erhältlichen Kleindrohnen bis hin zu Langstreckendrohnen von der Größe eines Passagierflugzeugs, so der Oberstleutnant. Viele Jahre flog Bernewasser Tornado-Kampfjets der Luftwaffe, bevor er Drohnenpilot wurde. Sein Arbeitsgerät ist die Heron TP-Langstreckendrohne aus Israel, die von der Bundeswehr geleast wurde und nun von den Streitkräften als „German Heron TP“ genutzt wird.
Bundeswehr hat fünf Heron-Drohnen
„Wir betreiben fünf Systeme davon“, sagt Bernewasser zu Frau Hauptmann Janet Watson, der „Nachgefragt“-Moderatorin. Gesteuert würden sie aus einer Container-Bodenstation. „Die sind ausgestattet mit dem sogenannten Cockpit: sehr, sehr viele Bildschirme müssen Sie sich vorstellen, Tastaturen, Maus und natürlich auch ein Joystick“, beschreibt Bernewasser den Arbeitsplatz einer Heron-Crew.
Eine solche Crew bestehe aus drei Personen, so Bernewasser: Neben dem Piloten seien dies der sogenannte „Sensor-Operator“, der die Drohnensensorik bediene, und ein Analyst, der die Aufklärungsdaten auswerte. Geflogen werde die Heron wie ein normales Flugzeug: Sie besitze ein Flugmanagementsystem und einen Autopiloten und sei „steuerbar genauso wie ein Airliner, programmierbar genauso wie ein Airliner“, so der Oberstleutnant.
Der Steuerknüppel komme allerdings nur noch selten zum Einsatz: „Das wird alles durch Tastaturen oder mit dem Finger eingegeben, weil das alles Touchscreens sind“, sagt Bernewasser. Der Hauptunterschied zur klassischen Fliegerei sei der Umstand, dass der Pilot nicht im Flugzeug sitze. Das habe zwar den Vorteil, dass die körperliche Belastung geringer sei, so der Drohnenpilot. „Aber kognitiv muss ich mir viel mehr Gedanken um das Flugzeug machen, weil ich eben nicht mit dabei bin.“
Drohnenausbildung in Israel
Drohnen würden schon seit Jahrzehnten für militärische Zwecke eingesetzt, stellt Bernewasser heraus. „Sie sind schon viel länger, als es eigentlich in der Gesellschaft wahrgenommen wird, in Einsätzen tätig.“ Die Bundeswehr beispielsweise nutzt die israelischen Heron-Drohnen seit 2010 in ihren Auslandseinsätzen; allerdings nur zur Aufklärung und ohne Waffen an Bord. Das soll sich nun ändern: Letzten Sommer wurde die German Heron TP von den deutschen Behörden für den internationalen Flugverkehr zugelassen, bald soll die Drohne auch bewaffnet werden können.
„Die Bewaffnungsfähigkeit war für uns sehr, sehr wichtig“, sagt Drohnenpilot Bernewasser. So könne man aus der Luft eingreifen, falls Truppen am Boden attackiert würden – und müsse nicht wie bisher auf die Luftnahunterstützung warten. Ausgebildet würden die deutschen Heron-Piloten bei der israelischen Luftwaffe, die im taktischen Einsatz von Drohnen führend sei. Noch in diesem Jahr soll mit der Ausbildung begonnen werden.
Auch die Eurodrohne wird Waffen tragen können
Die Bundeswehr will die Heron-Drohnen als Übergangslösung nutzen, bis die sogenannte „Eurodrohne“ zur Verfügung steht. Diese wird von Deutschland im Verbund mit Frankreich, Italien und Spanien entwickelt. „Die Eurodrohne ist die Ziellösung in Europa“, sagt Bernewasser. Ihre Fähigkeiten ähnelten jenen der Heron, so der Oberstleutnant: „Sie wird Sensorik haben für optische Aufklärung, für Infrarotaufklärung und Radaraufklärung. Auch im elektromagnetischen Bereich wird sie aufklären können. Aber sie wird auch bewaffnungsfähig sein.“
21 Eurodrohnen wurden von der Bundeswehr bestellt, 2030 soll das System eingeführt werden. Er gehe davon aus, dass angehende Pilotinnen und Piloten der Bundeswehr über kurz oder lang auch Drohnen fliegen würden, schließt Bernewasser. Die Vorteile lägen auf der Hand: „Wir können viel, viel länger in der Luft bleiben als bemannte Systeme. Und wir müssen die Crew nicht direkt ins gefährdete Gebiet bringen – das heißt, die direkte Bedrohung fällt weg.“