Viel mehr als bloß ein Schwimmbecken – Die Multifunktionstrainingshalle des KSKKommando Spezialkräfte

Viel mehr als bloß ein Schwimmbecken – Die Multifunktionstrainingshalle des KSKKommando Spezialkräfte

Datum:
Ort:
Calw
Lesedauer:
4 MIN

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Kommandosoldaten müssen ein breites Fähigkeitsspektrum beherrschen, um ihre Aufträge erledigen zu können. Da sind kurze Wege bei der Ausbildung gefragt. Die Multifunktionstrainingshalle des Kommandos Spezialkräfte (KSKKommando Spezialkräfte) bündelt Nahkampfbereich, amphibisches Ausbildungsbecken und modernes Fitnessstudio in einem Gebäude. Und der Komplex wächst weiter.

Vier KSK-Soldaten in einer Schwimmhalle mit einem zusammengerollten Schlauchboot auf einem Sprungturm über einem Schwimmbecken

Und los: Das zusammengerollte Schlauchboot macht den Anfang, die Kommandosoldaten springen hinterher. Die Abläufe des Absprunges aus einem Hubschrauber ins Wasser ganz ohne Hubschrauber trainieren? In der Mehrzwecktrainingshalle in Calw geht das.

Bundeswehr/Jana Neumann

Vier Kommandosoldaten stehen auf dem Sprungturm, vor ihnen liegt ein zusammengerolltes Schlauchboot – das Rollduck. Was auf den ersten Blick wie eine normale Schwimmhalle anmutet, ist in Wirklichkeit der amphibische Trainingsbereich der Multifunktionstrainingshalle am Standort des Kommandos Spezialkräfte (KSKKommando Spezialkräfte) in Calw.

Standardbahnlänge 25 Meter bei 15 Metern Beckenbreite, das ergibt 375 Quadratmeter Trainingsfläche. Maximal sechs Meter Wassertiefe bieten Sicherheit auch bei Sprüngen vom Fünfmeterturm mit voller Ausrüstung. An den Längsseiten unter der Wasserlinie eingefügte Sichtfenster erlauben den Ausbildern, alles zu Analysezwecken zu beobachten.

Training jederzeit und bei jedem Wetter

Augenblicke später klatscht das Rollduck aufs Wasser, die Kommandosoldaten springen hinterher. Im Wasser wird das Boot dann binnen kurzer Zeit mithilfe einer Pressluftflasche entfaltet und bemannt. „So üben wir in der Halle zum Beispiel das Absetzen eines Teams vom Hubschrauber ins Wasser“, erklärt Stabsfeldwebel Eric Geyer. Er ist der Beauftragte für amphibische Operationen beim KSKKommando Spezialkräfte und somit der Hauptnutzer der Schwimmhalle. „Wir sind zwar keine Kampfschwimmer, aber eine Mission kann jederzeit die Infiltration über das Wasser erforderlich machen. Dazu haben wir hier perfekte Übungsvoraussetzungen“, sagt er.

Mit der realen Übungssituation im Freiwasser ist das zwar nur bedingt vergleichbar. Aber in der Halle bleibt allemal ausreichend Zeit, korrekte Sprünge oder die Basishandgriffe für den Aufbau des Bootes drillmäßig zu üben. Ohne Beschränkungen durch das Wetter oder knappe Hubschrauberflugstunden. Ohne mühsames und zeitaufwendiges Aufwinschen nach dem Sprung – dafür schnell und flexibel, sogar mal für ein paar Ausbildungsstunden zwischendurch.

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Amphibisches Training, Nahkampf und Fitness

Neben dem amphibischen Ausbildungsbecken beherbergt die multifunktionale Trainingshalle zudem einen modern ausgebauten Nahkampfbereich. Hier werden die Kommandosoldaten von versierten Ausbildern im militärischen Nahkampf geschult. Neben einem Athletikbereich mit Crossfit und Hanteln gibt es genügend Matten zum Training und sogar ein Oktagon für Trainingskämpfe.

Außerdem ist in der Halle noch ein Fitnessstudio mit angeschlossenem Labor für Leistungsdiagnostik und Analyse untergebracht. Auch in diesem Bereich genügt alles höchsten Ansprüchen. Zusätzlich stehen Bereiche für Reha-Maßnahmen und für die Erholung der Soldaten zur Verfügung.

Ein langer Weg

Die Idee für ein amphibisches Ausbildungsbecken in der Graf-Zeppelin-Kaserne hatte Thomas von Müller. Ein KSKKommando Spezialkräfte-Mann der ersten Stunde und zugleich ausgebildeter Kampfschwimmer. Bereits Ende der 90er-Jahre hatte er den Bedarf des Verbandes an amphibischen Trainingsmöglichkeiten erkannt und auf die Umsetzung hingearbeitet.

Als er vor einigen Jahren im Rang eines Oberstleutnants nach schwerer Krankheit starb, war das Projekt auf dem Weg. Seit ihrer Fertigstellung und Inbetriebnahme 2020 trägt die Multifunktionstrainingshalle nun seinen Namen: Thomas-von-Müller-Halle.

Herr über die Anlage ist Stabsfeldwebel Robert Gote. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter verwaltet er die Halle. „Das macht uns zu den ersten Ansprechpartnern“, sagt er. „Für die Ausbilder und unsere Kommandosoldaten, die hier trainieren wollen. Aber wir fungieren auch als Bindeglied zu den Betreibern.“ Damit ist das zuständige Bundeswehrdienstleistungszentrum gemeint, das etliche Beschäftigte in den verschiedenen Bereichen hat. „Wir halten den Betrieb am Laufen und es ist immer etwas zu tun.“

Ein Soldat trainiert mit einem Seil in einer Halle mit Sportgeräten

Kraft und Ausdauer: Im Athletikbereich des Hallenteils für den militärischen Nahkampf arbeitet ein Kommandosoldat an seiner Physis

Bundeswehr/Jana Neumann

Noch mehr Funktionen

Bislang hat sich die Bundeswehr den modernen Bau rund 28 Millionen Euro kosten lassen. Eine Investition in die Einsatzfähigkeit der Truppe. Und seit einigen Monaten wird wieder gebaut. „Derzeit laufen die Arbeiten am Rohbau unserer Hypoxiekammer“, sagt Gote. Darin können sich Kommandosoldaten künftig auf Einsätze in größeren Höhen vorbereiten.

In so einer Kammer wird Höhentraining simuliert, indem der Sauerstoffgehalt reduziert wird. Wenn sich die Kommandosoldaten dort eine gewisse Zeit aufhalten, akklimatisiert sich ihr Körper an die Bedingungen und sie erfahren eine temporäre Leistungssteigerung. Etwa zehn Millionen Euro wird der Bau kosten. In zwei Jahren soll die Kammer einsatzbereit sein.

Ab 2024 soll den KSKKommando Spezialkräfte-Angehörigen zudem ein Erweiterungsbau des Nahkampfbereiches zur Verfügung stehen, der bestens für das Üben taktischer Durchgänge geeignet ist. Im Klartext: kein Dojo wie für die Unterrichtung in Kampfkünsten, sondern ein Übungsbereich, in dem die Soldaten in voller Ausrüstung in einsatzähnlichen Szenarien mit Situationen konfrontiert werden, die ihre Nahkampffähigkeiten fordern.

Kostenpunkt: Weitere rund sechs Millionen Euro. Gut investiertes Geld, ist Stabsfeldwebel Gote sicher: „Wenn alles fertig ist, haben wir hier einen hochmodernen Ausbildungskomplex. Und der ist vollständig darauf ausgerichtet, aus ohnehin sehr gut trainierten Leuten das Maximum rauszuholen.“

von Markus Tiedke

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