Der Eskortefahrer hält in der Eskortenformation millimetergenau die Abstände mit dem Motorrad ein und ist auch im Hauptstadtverkehr auf die Sekunde pünktlich. Hauptfeldwebel Thomas M. ist Eskortefahrer bei den Feldjägern der Bundeswehr. Seine Kameraden und er begleiten Staatsgäste zu ihren offiziellen Terminen in Berlin und sogar deutschlandweit. Die Ansprüche an alle eingesetzten Motorradfahrer sind hoch.
Bei der Eskortenformation 1/7 (Eins-Sieben-Formation) fahren sieben Motorräder der Feldjäger in einer Keilformation vor dem Staatsgast. Hier sind viel Feingefühl und Präzision auf dem Motorrad gefragt.
Bundeswehr/Benny Gahrmann
Ein gleichmäßiges Brummen erfüllt eine der breiten Straßen Berlins. Mit exakt 45 Kilomentern pro Stunde fahren sieben Motorräder der Feldjäger in einer Keilformation vorbei. Hinter ihnen fährt das VIPvery important person-Auto mit dem Staatsgast, gefolgt von mehreren schwarzen Limousinen und kleinen Bussen. Ihr Ziel: der Bendlerblock in Berlin, wo das Wachbataillon und der Verteidigungsminister die Staatsgäste aus dem Konvoi – zum Beispiel Verteidigungsminister oder hohe Militärvertreter aus anderen Ländern – empfangen werden.
An der Spitze der Formation fährt Hauptfeldwebel Thomas M. Als Spitzenfahrer der Ehreneskorte der Bundeswehr führt er nicht nur die Kolonne sicher durch die Straßen der Hauptstadt, sondern bildet auch angehende Eskortefahrerinnen und Eskortefahrer aus.
Ausbildung zum Instruktor Krad, Recht, Fahrphysik, Geschicklichkeitsparcours, Formationsfahren, Taktik
10 Wochen
Berlin
Mit Blaulicht durch den Stadtverkehr
Zwei Wochen vor einem Einsatz treffen sich die Fahrerinnen und Fahrer der Ehreneskorte der Bundeswehr zum sogenannten Ansitzen im Dienstzimmer. Sie besprechen, welcher Staatsgast zu Besuch kommt und wann und wo dieser seine Termine hat. Anschließend werden Fotos des Ehrenbesuchs herumgegeben – schließlich müssen die Eskortefahrer wissen, um wen es geht.
Anschließend planen die Militärpolizeikräfte die Strecken. Neben der Hauptstrecke werden auch mehrere Ausweichstrecken geplant, um den Ehrenbesuch in jedem Fall pünktlich an seinen Zielort zu bringen. „Wenn wir um 12 Uhr ‚militärische Ehren‘ haben, dann sind wir nicht um 11:59 Uhr und nicht um 12:01 Uhr, sondern Punkt 12 Uhr da“, sagt Hauptfeldwebel M.
Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, fährt Hauptfeldwebel M. sämtliche Routen bereits vorher ab. Dann folgen Absprachen mit der Hauptstadtpolizei und dem Lagezentrum. Sind Demonstrationen angekündigt? Sind Baustellen geplant? Nur wenn sie im Vorfeld über alle Hindernisse entlang der Strecke Bescheid wissen, können die Feldjäger eine reibungslose Fahrt garantieren.
Die Ehreneskorte der Bundeswehr holt den Ehrenbesuch vom Flughafen ab und begleitet ihn auf dem Weg zu allen seinen Terminen. Am Ende seines Besuches bringt sie ihn wieder zurück zum Flughafen.
Im Gegensatz zu einer Polizeieskorte dürfen die Militärpolizeikräfte den Verkehr nicht regeln, sondern nur warnen, um ihrer Kolonne freie Bahn zu verschaffen. Mit ihrem Blaulicht und der Außensprechanlage warnen sie die anderen Verkehrsteilnehmenden, dass sie sich nähern. Die Eskorte fährt dabei immer etwas langsamer als der übrige Verkehr – so ist die Strecke vor ihr meistens frei.
Fahren in der Formation
Das Fahren in der Formation wird regelmäßig trainiert. Dazu nutzen die Eskortefahrerinnen und Eskortefahrer einen besonderen Geschicklichkeitsparcours. Zuerst werden Mensch und Maschine auf Touren gebracht: „Bevor wir auf den Geschicklichkeitsparcours fahren, beginnen wir mit der Erwärmung. Bei uns heißt das immer ‚Motorradballett‘“, erklärt Thomas M. Das bedeutet: Akrobatik auf dem fahrenden Zweirad. „Die Königsdisziplin ist der Liegestütz während der Fahrt“, führt der Hauptfeldwebel aus. Das sei nur möglich, wenn die Fahrerinnen und Fahrer das Spiel mit Gas und Bremse genau beherrschten und gleichzeitig die fast 300 Kilogramm schwere Maschine in perfekter Balance hielten.
Der Geschicklichkeitsparcours besteht aus 14 verschiedenen Elementen, zum Beispiel Slalom, Wendebox und Spurengasse. Sie gehören zu den möglichen Herausforderungen. Bei einer Station stehen sich zwei Verkehrskegel gegenüber, wobei auf dem ersten ein Tennisball abgelegt ist. „Man muss heranfahren, den Tennisball aufnehmen und auf dem nächsten Kegel wieder ablegen. Man fährt das mit gezogener Kupplung und spielt ein wenig mit der Hinterradbremse, um sich so sicher zu bewegen“, beschreibt Thomas M. den Ablauf.
Ausbildung zum Eskortefahrer
Der Job als Eskortefahrerin oder Eskortefahrer steht allen Feldjägerinnen und Feldjägern der Mannschafts- und Feldwebeldienstgrade offen. Es braucht noch nicht einmal einen Motorradführerschein – dieser kann im Kraftfahrausbildungszentrum in Kümmersbruck gemacht werden.
Anschließend beginnt die Ausbildung in der 13. Feldjägerregiment 1 in Berlin. In der Vorausbildung fahren die Anwärter drei Wochen lang die ersten Formationen, um sich an die bevorstehenden Aufgaben zu gewöhnen. Tausend Kilometer müssen die angehenden Eskortefahrer in diesen drei Wochen mit ihren Maschinen zurücklegen. Ihre ersten Runden drehen sie auf dem Geschicklichkeitsparcours, um den Umgang mit dem Dienstmotorrad zu üben.
Dabei werden sie von den Vorgesetzten genau beobachtet: Hitzköpfige Heizer sind für das langsame Fahren in der Formation nicht geeignet. „Man muss erwachsen sein, Anweisungen exakt umsetzen und ein bisschen defensiver fahren“, beschreibt Thomas M. das Anforderungsprofil für einen Anwärter. Zudem müsse er oder sie kräftig und groß genug sein, um das schwere Motorrad im Stehen stabil zu halten und es auch wieder aufzustellen, sollte es einmal umkippen.
Auf die Vorausbildung folgt der zehnwöchige Eskortelehrgang. Unter anderem steht die Straßenverkehrsordnung auf dem Lehrplan. Außerdem büffeln die zukünftigen Eskortefahrer Fahrphysik. Im Lehrgang werden drei schriftliche Prüfungen geschrieben und am Ende des Lehrgangs zwei praktische Prüfungen auf dem Motorrad abgelegt.
Wer die Eskorte als Spitzenfahrer anführen und seine Kameradinnen und Kameraden ausbilden will, muss einen zweiten Lehrgang besuchen. „Der dauert noch einmal zehn Wochen, in denen man zusätzlich zum militärischen Instruktor Krad (Kraftrad) ausgebildet wird. Dann kann man nicht nur mit den Kameradinnen und Kameraden ein Fahrsicherheitstraining durchführen, sondern führt auch die Formation an erster Stelle“, sagt Hauptfeldwebel M.
Neun Fragen an Eskortefahrer Hauptfeldwebel Thomas M.
Was ist das Beste an ihrem Job?
Hauptfeldwebel Thomas M., Eskortefahrer
Natürlich das Motorradfahren und die Abwechslung im Dienst.
Was machen Sie nach Dienstschluss am liebsten?
Hauptfeldwebel Thomas M., Eskortefahrer
Ich bin zufrieden, wenn ich von der Straße bin und mich auf der Terrasse oder in der Natur am See entspannen kann.
Wenn Sie gewusst hätten, dass Sie einmal Soldaten werden: Was hätten Sie in Schule, Ausbildung oder Freizeit anders gemacht? Wo hätten Sie eventuell andere Schwerpunkte gesetzt?
Hauptfeldwebel Thomas M., Eskortefahrer
Ich hätte nicht viel anders gemacht in der Schule, aber ich hätte etwas mehr Zeit in Fremdsprachen investieren sollen.
Welche drei Eigenschaften/Fähigkeiten müssen Soldaten mitbringen?
Warum haben Sie sich für eine militärische Laufbahn entschieden?
Hauptfeldwebel Thomas M., Eskortefahrer
Die Kameradschaft ist mir ein sehr wichtiger Punkt. Man kann sich hier sehr gut weiterentwickeln sowie weiterbilden und die Bundeswehr bietet ein sehr attraktives, breites Spektrum an Möglichkeiten.
Wie könnte es für Sie beruflich weitergehen? Was wäre ein nächster Schritt?
Hauptfeldwebel Thomas M., Eskortefahrer
Ich würde mich freuen, wenn ich Berufssoldat werden würde.
Was würden Sie einem Menschen raten, der Ihren Beruf ergreifen möchte?
Hauptfeldwebel Thomas M., Eskortefahrer
Wenn dies ein großer Wunsch ist, dann immer weiter dranbleiben, bewerben und niemals aufgeben.
Dennoch immer einen Plan B in der Tasche haben.
Motto: Denn wer heute aufgibt, weiß morgen nicht, ob er es geschafft hätte.
Gibt es Wichtiges, dass man unbedingt über Sie, Ihren Beruf oder Ihre Tätigkeit wissen muss?
Hauptfeldwebel Thomas M., Eskortefahrer
Man denkt sich vielleicht, die fahren doch nur Motorrad. Aber wir fahren geringe Abstände (10 bis 15 cm) bei niedrigen und hohen Geschwindigkeiten und man weiß erst, was es bedeutet, wenn man es selber erlebt hat. Soldat sein ist kein Beruf, sondern eine Berufung.
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