Münster und Glücksburg: Die Leitstellen der SARSearch and Rescue-Rettungsflieger

Münster und Glücksburg: Die Leitstellen der SARSearch and Rescue-Rettungsflieger

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Über die Einsätze des Such- und Rettungsdienstes der Bundeswehr, bekannt als Search and Rescue (SARSearch and Rescue), entscheiden zwei Leitstellen: Münster für das Heer und Glücksburg für die Marine.

In 15 Minuten ist der SARSearch and Rescue-Hubschrauber startklar, wenn tagsüber ein Notruf eingegangen ist und wir ein SARSearch and Rescue-Kommando alarmiert haben“, sagt Hauptfeldwebel Martin Theiß. „Nachts im Dunkeln kann das bis zu einer Stunde dauern.“

Der 37-Jährige ist als Flugberaterfeldwebel ausgebildet und seit mehr als zehn Jahren bei der SARSearch and Rescue-Leitstelle Land in Münster als Schichtführer eingesetzt. Die Leitstellen geben den Befehl zum Einsatz an das jeweilige SARSearch and Rescue-Kommando, wo die SARSearch and Rescue-Hubschrauber stationiert sind. Bei den Leitstellen selbst stehen keine Hubschrauber.

Ein Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D mit der Aufschrift „SAR“ fliegt im Gebirge

Rettungsflug im Hochgebirge: Der Einsatzbefehl kam aus Münster.

Bundeswehr

Die Leitstelle ist „Spinne im Netz“

Die SARSearch and Rescue-Leitstellen arbeiten bei fast jedem Einsatz eng mit zivilen Kräften zusammen. Dabei handelt es sich meistens um den zivilen Feuerwehr- und Rettungsdienst, Polizei von Bund und Ländern oder die zivile Flugsicherung (DFS). Aber auch die Seenotleitung oder die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRSDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) in Bremen können eingebunden sein.

„Sobald der Hubschrauber gestartet ist, steht er zu jeder Zeit mit uns in der SARSearch and Rescue-Leitstelle in Verbindung: in der Luft per Funk, am Boden per Telefon. Die örtliche Koordination erfolgt mit den zivilen Rettungskräften über das Behördenfunksystem“, erklärt Theiß.

Mit vier Soldaten ist die SARSearch and Rescue-Leitstelle Land in der Regel besetzt. „Drei Soldaten sind ausgebildete Flugberaterfeldwebel SARSearch and Rescue im Dienstgrad von Oberfeldwebel bis Stabsfeldwebel. Der vierte, ein Hubschrauberführer und ausgebildeter SARSearch and Rescue-Einsatzoffizier im Rang eines Hauptmanns, ist der Wachleiter“, beschreibt Hauptfeldwebel Martin Theiß die Aufgaben des Personals in der Leitstelle Land. Dieses arbeitet im Schichtbetrieb. Der Dienst beginnt um 11.45 Uhr und endet um 12.15 Uhr am Folgetag.

Um 12 Uhr beginnt die Schichtübergabe. Anschließend übernimmt die neue Schicht die Arbeitsplätze für die nächsten 24 Stunden. Einen „typischen“ Tagesablauf gibt es nicht bei SARSearch and Rescue. Art und Umfang von Notfallmeldungen oder jeweiligen Anfragen von militärischen und zivilen Stellen bestimmen den Dienst.

Zwei Bundeswehrsoldaten am Kartentisch

Alles im Blick: In der Leitstelle Glücksburg laufen die Informationen zusammen.

Bundeswehr/Ricarda Schönbrodt

Die Abläufe sind eingespielt

In der Regel wird die SARSearch and Rescue-Leitstelle Land von der jeweilig zuständigen zivilen Rettungsleitstelle über Art und Ort des Unfalls informiert. Weitere wichtige Angaben sind die Anzahl der verletzten Personen, der Zustand der Patienten und ob es bereits einen geeigneten Landeplatz für den SARSearch and Rescue-Hubschrauber gibt. Die SARSearch and Rescue-Hubschrauber dürfen nur subsidiär eingesetzt werden, das heißt, wenn ein geeignetes ziviles Rettungsmittel nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht zur Verfügung steht.

Nachdem das Personal der SARSearch and Rescue-Leitstelle Land festgestellt hat, dass der Landeplatz am Unfallort für die Landung des SARSearch and Rescue-Hubschraubers vom Typ Bell UH-1D geeignet ist, wird das Zielkrankenhaus bestimmt und der dortige Landeplatz ebenfalls geprüft. Zudem werden relevante luftfahrtrechtliche Informationen abgerufen und ausgewertet. Das ist die Aufgabe des Flugberaters. Diese Informationen stehen der SARSearch and Rescue-Leitstelle aufgrund verschiedener technischer Einrichtungen sehr schnell zur Verfügung. Parallel wird die Besatzung des SARSearch and Rescue-Hubschraubers alarmiert und über die bereits gesammelten Erkenntnisse informiert.

Die Retter fliegen auch bei Sturm

Die SARSearch and Rescue-Leitstelle der Marine sitzt in Glücksburg. Deren Bereich umfasst das Seegebiet des Fluginformationsgebietes Bremen, dem Luftraum, in dem ein Fluginformations- und Flugalarmdienst angeboten wird, sowie die Nord- und Ostsee einschließlich aller Inseln, Halligen, Halbinseln und Bodden. Auch das Land Schleswig-Holstein, die Hansestadt Hamburg sowie der deutsche Anteil des nach Nordwesten reichenden Festlandsockels in der Nordsee, der sogenannte „Entenschnabel“, gehören dazu. Das übrige Gebiet von Deutschland deckt Münster ab.

Boot, Schiff und Hubschrauber auf See

Gemeinsame Übung auf See: Die SARSearch and Rescue-Flieger der Marine arbeiten eng mit der zivilen Seenotrettung zusammen.

Bundeswehr/Sascha Jonack

Wird eine Person im Wasser vermisst oder gerät ein Schiff in Not, fordert die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRSDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) bei der Leitstelle Glücksburg Unterstützung mit dem Hubschrauber an, so der Ablauf nach einem Notruf. Glücksburg prüft die Einsatzkriterien und informiert dann den verantwortlichen Hubschrauberführer. Er nimmt Kontakt mit dem Wetterdienst in Nordholz oder nachts mit dem Marinekommando auf und entscheidet, ob die Wetterbedingungen einen Flug erlauben. Aufgrund der Ausbildung der Besatzung und der Ausrüstung des Hubschraubers, des Sea King S61, kann die SARSearch and Rescue-Besatzung auch bei Wetterlagen fliegen, bei denen zivile Rettungshubschrauber am Boden bleiben müssen.

Parallel dazu hält die Leitstelle Kontakt zur DGzRSDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, um sich über die Situation im Einsatzgebiet auf dem aktuellen Stand zu halten. Zusätzlich führen sie und die DGzRSDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger Driftberechnungen durch, denn eine Person im Wasser wird durch Wind und Strömung abgetrieben. Das entstandene Suchgebiet gibt die Leitstelle dann an die fliegende Besatzung über Funk weitergegeben.

Die meisten Notrufe gehen nachts und bei schlechtem Wetter ein. Je nach Jahreszeit ändert sich die Art der Einsätze: Im Frühjahr und Sommer werden vermisste Surfer und Wattwanderer gesucht, im Herbst wird Schiffsbesatzungen in Seenot geholfen.

Die Zahlen sprechen für sich


In 2017 hat die SARSearch and Rescue-Leitstelle Land nach entsprechender Alarmierung 1024 Einsätze veranlasst (Stand: 13. September). Insgesamt 93 Alarmierungen betrafen die dringende Eilhilfe. 75 Einsätze hat Münster im Rahmen der Einsatzunterstützung oder Übungen und 856 Alarmierungen und Einsätze im Bereich des zivilen ICAO-SARSearch and Rescue-Dienstes – ICAO steht für die UNUnited Nations-Sonderorganisation International Civil Aviation Organization – einschließlich der Notsendermeldungen durchgeführt.
Die SARSearch and Rescue-Leitstelle Wasser hat bis 11. September insgesamt 238 Alarmierungen und 91 daraus resultierende Einsätze zu verzeichnen. Der Großteil davon sind Seenotfälle (31) und dringende Eilhilfe (38).

von Gabriele Vietze