Kommandeur im Interview

„Wir sind uns unserer Verantwortung absolut bewusst“

„Wir sind uns unserer Verantwortung absolut bewusst“

Datum:
Ort:
Rukla
Lesedauer:
3 MIN

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Oberstleutnant Malte Bolanz vom Panzergrenadierbataillon 33 der Bundeswehr kommandiert in den nächsten Monaten die Multinational Battlegroup Lithuania der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Bei einem zweiwöchigen Feldtraining fühlt Bolanz seinem Gefechtsverband auf den Zahn – und zeigt sich beeindruckt vom Zusammenspiel der alliierten Truppen.

Ein Soldat der Bundeswehr lächelt für eine Portraitaufnahme in die Kamera, im Hintergrund ist ein Gefechtsstand erkennbar.

Alles im Griff: Oberstleutnant Malte Bolanz kommandiert die 17. Rotation der Multinational Battlegroup Lithuania. Aus seinem mobilen Gefechtsstand leitete er das erste gemeinsame Feldtraining der 1.300 Soldatinnen und Soldaten aus sieben Ländern.

Bundeswehr/Serkan Heerer

Herr Oberstleutnant, seit wenigen Wochen haben sie die Multinational Battlegroup Lithuania der NATONorth Atlantic Treaty Organization unter ihrem Kommando. Nun übt der Gefechtsverband zum ersten Mal gemeinsam. Mit welchem Ziel?

„Es geht darum, Verfahren für den Ernstfall einzustudieren. Unser Auftrag ist, Litauen im Fall der Fälle zusammen mit den litauischen Streitkräften zu verteidigen. Wir müssen die Soldatinnen und Soldaten also daran gewöhnen, gemeinsam mit ihren Kameraden aus anderen Ländern ein Gefecht zu führen – denn jede Nation geht taktische Herausforderungen unterschiedlich an. Deshalb stelle ich meine Kampfkompanien bei der Übung Iron Fortress nacheinander für jeweils drei Tage auf den Prüfstand.“

Welche Herausforderungen warten auf ihre Soldatinnen und Soldaten?

„Ich habe mir eine ganze Reihe von Aufgaben überlegt. Wie gehen die Truppen zum Beispiel damit um, wenn sie mitten in der Nacht von einem überlegenen Feind angegriffen werden? Wie funktionieren die Abläufe, wenn es weder genug Schlaf noch ausreichend Essen gibt? Was passiert, wenn Fahrzeuge im Feuerkampf ausfallen? Wie laufen die Versorgung und die Bergung von Verwundeten im Gefecht?“

Was macht den Mehrwert eines multinationalen Gefechtsverbands aus?

Die besondere Stärke der Battlegroup ergibt sich aus der Zusammenarbeit und dem Zusammenhalt von sieben Nationen. Jede einzelne Nation bringt dabei ganz eigene Fähigkeiten ein, die uns als Gefechtsverband voranbringen. Wir haben alle Elemente beisammen, um das Gefecht verbundener Waffen ohne Unterstützung von außerhalb erfolgreich zu führen.“

Zwei der drei Kampfkompanien der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Battlegroup werden von ihrem Panzergrenadierbataillon gestellt, die dritte kommt von den norwegischen Streitkräften. Wie ist ihr Eindruck von den Kampftruppen?

„Meine Kompanien aus Deutschland und ihre Chefs kenne ich jetzt seit dreieinhalb Jahren. Ich weiß genau, wie sie arbeiten, und sie wissen genau, was ich von ihnen will. Mit den Norwegern habe ich bereits einen Tag Ausbildung gemacht. Es lief hervorragend. Sie sind unglaublich lernwillig und haben sich nahtlos in den Gefechtsverband eingefügt. Es geht ja darum, gemeinsam kämpfen zu können. Mit den Norwegern ist dieser Punkt jetzt schon erreicht.“

Wie ist die Stimmung unter den Soldatinnen und Soldaten der Battlegroup?

„Jeder hier lernt, jeder hier wird besser. Das merke ich jeden Tag – und das merken auch die Soldatinnen und Soldaten. Alle stellen sich in den Dienst ihrer Kameraden. Es ist toll zu sehen, wie sie sich gegenseitig unterstützen. Wir erfüllen das NATONorth Atlantic Treaty Organization-Motto „Stronger Together“ mit Leben: Gemeinsam sind wir stärker.“

Zum ersten Mal schickt die Bundeswehr auch Puma-Schützenpanzer nach Litauen. Warum?

„Der Puma ist für mich der beste Schützenpanzer der Welt. Dass wir unser bestes Gerät zur Abschreckung an die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke schicken, ist auch eine Botschaft an die Gegenseite. Wir können nicht ausschließen, das russische Kräfte beobachten, was wir hier machen. Sollen sie ruhig. Wenn sie die Battlegroup sehen, werden sie merken, wie stark wir sind – und dass man sich nicht mit uns anlegen sollte. Verteidigung ist unser Auftrag, das ist unser Job, dafür sind wir hier. Und wir sind uns unserer Verantwortung absolut bewusst.“ 

von Timo Kather

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