Geschichte der Gebirgsjäger
Geschichte der Gebirgsjäger
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Das Gebirge wird zum Kriegsschauplatz
Bis zu Beginn des vorletzten Jahrhunderts war die Führung eines Krieges im Gebirge undenkbar. Das schroffe Gelände, schnell wechselnde Witterung, Kälte, Lawinen aus Stein und Schnee, aber auch die Kargheit des Bodens und das Fehlen von Nahrungsmitteln verhinderten den Krieg im Gebirge. Das Deutsche Reich verfügte mit Beginn des Ersten Weltkrieges noch über keine Gebirgstruppen. Die Erfahrungen im ersten Kriegswinter und vor allem die Unterstützung, welche die österreichisch-ungarische Armee 1915 im Krieg gegen Italien leistete, zeigte, dass die planmäßige Vorbereitung des Einsatzes von Infanterie im Gebirge als weitere Spezialisierung jedoch notwendig wurde. Als sich abzeichnete, dass der Krieg gegen Frankreich den Winter überdauern würde, waren bereits im November 1914 Skiläufer im Deutschen Reich als Freiwillige aufgerufen worden.
Das Alpenkorps entsteht
Die ersten zwei Schneeschuhbataillone wurden aufgestellt und konnten nach einer verkürzten militärischen Grundausbildung in den französischen Vogesen und an der Ostfront eingesetzt werden. Doch abseits von geräumten und befestigten Straßen waren ihnen die erfahrenen französischen Kräfte überlegen. Als Reaktion wurde das Deutsche Alpenkorps geschaffen. Es wurde im Süden Bayerns im Frühjahr 1915 aus Schneeschuhbataillonen und anderen Verbänden zusammengestellt. Für das Alpenkorps folgten in den weiteren Kriegsjahren Einsätze an allen Frontabschnitten. Der Erste Weltkrieg wurde mit großen Opfern verloren. Nach dem Krieg wurde unter den Bestimmungen des Friedensvertrages von Versailles 1919 und den daraus folgenden Rüstungsbeschränkungen bei jeder der sieben Infanteriedivisionen zumindest ein Bataillon als spezialisiertes Jägerbataillon aufgestellt.
Aus dem Alpenkorps wird die Gebirgstruppe
Ab Mitte der Zwanzigerjahre wurden Teile der Gebirgstruppen mit Hochgebirgsausrüstung ausgestattet und im Hochgebirge ausgebildet. Ab 1934 begann der anfänglich geheim gehaltene weitere Ausbau der Reichswehr hin zur Wehrmacht. Während des Zweiten Weltkrieges kämpften die Soldaten der Gebirgsdivisionen wie im Ersten Weltkrieg an allen Frontabschnitten. Neben den entbehrungsreichen Kämpfen im Gebirge und an den Brennpunkten der Feldzüge wie der Einsatz im norwegischen Narvik war die Beteiligung an den Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands in den besetzten Gebieten jedoch auch ein Kennzeichen des Kampfes der Gebirgsverbände der Wehrmacht. Die Gebirgstruppe und ihre Tradition mussten beim Aufbau der Bundeswehr neu gedacht werden.
Die moderne Gebirgsjägertruppe entsteht
Die neue Gebirgsjägertruppe der Bundeswehr sollte sich über Jahrzehnte mit einem besonderen und guten Verhältnis zum Bundesland Bayern und dem alpinen Wintersport entwickeln. Als im April 1958 die neue 1. Gebirgsdivision der Bundeswehr dem II. Korps unterstellt wurde, bestand sie aus zwei Gebirgsjägerbrigaden und einer mechanisierten Brigade. Damit verfügte eine deutsche Gebirgsdivision erstmals über Panzer- und Panzergrenadierverbände. Daraus ergab sich eine erhebliche Verbesserung der Einsatzmöglichkeiten.
Diese Veränderung spiegelte auch die damalige Lage Bayerns an der militärischen Nahtstelle von NATONorth Atlantic Treaty Organization und Warschauer Pakt wider. Mit der Gebirgsjägerbrigade 23 war die Division zum Kampf im unwegsamen Gelände sowie unter extremen Witterungsbedingungen befähigt. An den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Flanken in Nordnorwegen und in der Türkei hatten sich die Soldaten der Gebirgsjägertruppe unterschiedlichsten klimatischen Anforderungen an Mensch und Material zu stellen. Mit der Umstrukturierung der Bundeswehr im Zuge der Wiedervereinigung wurde jedoch auch die Gebirgsjägertruppe reduziert.
Bewährung in den Einsätzen
Verbände und Einheiten der Gebirgsjägertruppe nahmen bisher an nahezu allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr teil. Ob 1993 in Somalia, ab 1995 auf dem Balkan oder seit 2002 in Afghanistan – die Gebirgsjäger der Bundeswehr erfüllten den an sie gestellten Auftrag.
Auch in den Einsätzen zeigte sich die Notwendigkeit von Gebirgstruppen. Die asymmetrischen Bedrohungen in den Gebirgsregionen des Hindukusch in Afghanistan, denen die Einsatzkräfte der International Security Assistance Force (ISAFInternational Security Assistance Force) ausgesetzt waren, aber auch die Gebirgsregionen des Kosovo erforderten Soldaten, die um die Besonderheit dieses Geländes wissen und diese zum eigenen Vorteil nutzen können.