Rüstzeit

Erinnern und Gedenken am Ort der Stille

Erinnern und Gedenken am Ort der Stille

Datum:
Ort:
Neubiberg
Lesedauer:
3 MIN

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Der Wald der Erinnerung wurde Ziel der Berlin-Rüstzeit der evangelischen Militärseelsorge an der Universität der Bundeswehr München mit der IG Heeresflieger.

Teilnehmer der Berlin-Rüstzeit vor dem Haus Benedikt beim EinsFüKdo Schwielowsee

Teilnehmer der Berlin-Rüstzeit vor dem Haus Benedikt beim EinsFüKdo Schwielowsee

Mario Evertsberg / Militärseelsorge

Zum Abschluss unserer Rüstzeit in Berlin unter Leitung von Militärdekan Jochen Bernhardt – u.a. mit Besuch der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen und des ehemaligen Stasigefängnisses Hohenschönhausen sowie des deutschen Bundestages und der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung – nahmen wir am Freitag, 7. Juni 2024, an einer Führung durch den Wald der Erinnerung beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Schwielowsee teil.

An diesem Tag erlebten wir Kameraden der UniBwM tiefe Trauer – nicht nur für die im Einsatz verstorbenen Soldatinnen und Soldaten, sondern auch für die Hinterbliebenen. 

Unser Guide, ein Stabsfeldwebel, lud uns ein, einen Perspektivwechsel durchzuführen. Wir Soldaten sollten aus einer ichbezogenen Sichtweise heraustreten und unseren Familien und Angehörigen für ihren Einsatz, ihre Rückendeckung danken. Die Bürde des Soldatenberufes laste schwer auf unserer Schulter, jedoch auch auf denen unserer Liebsten. Ein Kind, das sich durch zahlreiche Umzüge in immer neue Schulen und Freundesgruppen einfinden muss, ein/e Lebensgefährt/in, die/der sich eine neue Arbeitsstelle suchen muss, und all die anderen Angehörigen, die teilweise in ständiger Angst um das Leben ihres geliebten Menschen bangen müssen. Am Ende aber zeigt dieser Ort, dass Soldaten einen gefährlichen Beruf ausüben, der auch zum Tod führen kann.

Der Wald der Erinnerung ist eine Gedenkstätte, ein Ort unendlicher Trauer und ein wichtiger Beitrag, das Thema Tod und Verwundung in den Streitkräften realitätsnah Soldaten wie Zivilisten näherzubringen.

Nachdem wir zum ehrenden Gedenken an die Verstorbenen Blumen am ‚Ort der Stille‘ niedergelegt hatten, ließen wir die Rüstzeit, die thematisch vom Erinnern und Gedenken geprägt war, in einer abschließenden Andacht im Haus Benedikt ausklingen.

Der Wald der Erinnerung wurde im November 2014 feierlich eröffnet und ergänzt das Ehrenmal der Bundeswehr im Bendlerblock in Berlin, das als offizieller Gedenkort für die Toten der Bundeswehr dient. Dieser Wald ist der persönlichen Trauer der Hinterbliebenen gewidmet. Die etwa 4.500 Quadratmeter große Anlage ist in den natürlichen Baumbestand am Haupttor der Kaserne eingebettet. Hier wird aller Bundeswehrangehörigen gedacht, die im Einsatz oder während ihres regulären Dienstes ihr Leben verloren haben.

Die Anlage umfasst ein Ausstellungsgebäude und einen als Ort der Stille bezeichneten Gedenkort, die durch den 150 Meter langen Weg der Erinnerung verbunden sind. Der Weg der Erinnerung zieht sich wie ein roter Faden über das Gelände und wird von Stelen auf erdfarbenen Ziegeln gesäumt. Diese Stelen erinnern an die im Einsatz verstorbenen Soldaten und sind mit bronzenen Lettern versehen, die die Namen, Todesjahre und Einsatzgebiete der Verstorbenen tragen. Auf beiden Seiten des Weges befinden sich die Ehrenhaine der Bundeswehr, die in natürliche Lichtungen des Waldes integriert und von Bäumen umgeben sind. Es wurde besonderer Wert daraufgelegt, diese Ehrenhaine wiedererkennbar nachzubilden oder das Original aus den Einsatzländern einzufliegen. An dieser Stelle sind die Auslandseinsätze in  Masar-i Scharif, Kabul oder vom OP North, einem ehemaligen Außenposten der Bundeswehr in Afghanistan, zu nennen.

Der Wald der Erinnerung ist nicht nur den Einsatztoten der Bundeswehr gewidmet. Die Angehörigen aller verstorbenen Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten haben die Möglichkeit, im Wald der Erinnerung einen Baum auszuwählen und individuell zu gestalten. Auf dem Gelände des Gedenkortes gibt es bereits zahlreiche Bäume, die an die Verstorbenen erinnern. Diese sind oft mit Herzplaketten, Bildern oder gemalten Handabdrücken der hinterbliebenen Kinder geschmückt. Neben den Hinterbliebenen sind auch Soldaten vor Ort, um ihren Respekt und ihre Verbundenheit zu zeigen. Nicht zuletzt besuchen auch ukrainische Veteranen, die in deutschen Krankenhäusern verarztet werden, den Wald und legen Blumen nieder.

von Mario Evertsberg

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