Die „Werra“ – ein Boot mit besonderen Fähigkeiten

Die „Werra“ – ein Boot mit besonderen Fähigkeiten

Datum:
Ort:
in See
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Seit Ende Januar ist der Tender „Werra“ das neue Flaggschiff der NATO-Unterstützungsmission Ägäis. Die Hauptaufgabe des Tenders ist der Lagebildaufbau sowie der Informationsaustausch zwischen der griechischen und der türkischen Küstenwache, um Schleuseraktivitäten zu unterbinden. Dabei dient die „Werra“ als Führungsplattform und Operationszentrale des eingeschifften multinationalen Stabes des 18. Einsatzkontingentes unter dem Kommando des Verbandsführers Kapitän zur See Thomas Hacken.

Alles im Blick

Ein Soldat steht auf einem Schiff und schaut aufmerksam durch ein Fernglas auf das Meer

Hier ist hohe Aufmerksamkeit gefragt: der fahrende Wachoffizier auf Brückenwache

Bundeswehr/PAO Ägäis

Die NATO stellt mit einem Teil ihres ständigen Einsatzverbandes 2 die Unterstützungsmission in der Ägäis sicher. Diese hat den Auftrag, zu einem lückenlosen Lagebild in der Ägäis beizutragen. Die Schiffe haben dabei nicht den Auftrag, gegen Flüchtlinge, Schlepper oder Schleuser vorzugehen. Vielmehr stellen sie mit Aufklärungsmitteln die Transparenz über das Vorgehen von Schleusern her. Auch das Verbringen von Migrantinnen und Migranten in ein EUEuropäische Union-Land gehört nicht zu den Aufgaben des Verbandes.

Der Verband wird im Ägäischen Meer eingesetzt, dabei handelt es sich um das Seegebiet zwischen dem türkischen und dem griechischen Festland. Die eingesetzten Schiffe kommen aus Griechenland, der Türkei sowie Deutschland. Nach Entscheidung des NATO-Rates vom 25. Februar 2016 – sowie auf Grundlage enger Abstimmungen zwischen den beteiligten Staaten – befahren die Schiffe seit dem 7. März 2016 auch die griechischen und türkischen Hoheitsgewässer in den dafür vorgesehenen Einsatzgebieten. Türkische und griechische Seestreitkräfte werden dabei nicht in den Hoheitsgewässern des jeweils anderen Landes eingesetzt.

Derzeit beteiligen sich bis zu sechs NATO-Schiffe an dem Verband, wobei sich die Zusammensetzung der Schiffe tageweise ändern kann. Kapitän zur See Thomas Hacken, der Kommandeur der Einsatzgruppe in der Ägäis, nutzt den Tender „Werra“ als sein Führungsschiff und ist gleichzeitig Kontingentführer des deutschen Einsatzkontingentes.  

Flexibel und ausdauernd: der Tender „Werra“

Ein Schiff liegt an der Pier und wird mit Material beladen

Der Tender „Werra“ liegt im Hafen von Souda, dort nimmt er Material auf

Bundeswehr/PAO Ägäis

Die „Werra“ ist eines von sechs typgleichen Versorgungsschiffen der Deutschen Marine. Der Kernauftrag eines Tenders ist die maritime logistische Unterstützung von Booten, deren Seeausdauer aufgrund ihrer Größe begrenzt ist. Darüber hinaus kann der Tender auch als Führungs- und Ausbildungsplattform eingesetzt werden. Des Weiteren ist, in Abhängigkeit der personellen und materiellen Ausstattung des Tenders, auch die sanitätsdienstliche Versorgung auf See möglich.

Der Tender zeichnet sich vor allem durch seine lange Seeausdauer und seinen geringen Tiefgang aus. Dadurch ist er in der Lage, lange im Einsatzgebiet zu bleiben und auch in flachen Küstengewässern zu operieren. Die Besonderheit eines Tenders ist, dass er speziell für unterschiedliche Aufgaben vorbereitet und ausgerüstet werden kann. Dazu werden in modularer Bauweise die jeweils benötigten Seecontainer an Bord aufgestellt – Fernmelde- sowie Sanitätscontainer oder solche, die sich speziell für die Stabsarbeit an Bord eignen. Auf diese Weise kann auch ein Boot die Führungs- und Unterstützungsaufgaben für einen NATO-Verband sicherstellen und zusätzlich den Verband versorgen. Beim Tender handelt es sich nach deutscher Definition tatsächlich um ein Boot – von einem Schiff spricht man erst dann, wenn an Bord zwei Disziplinarstufen existieren. Dies ist vergleichbar mit einem Bataillon an Land.

Versorgung in See

Ein Hubschrauber steht über einem Schiff in der Luft

Der Tender bei einer Flugdecksoperation mit einem ausländischen Hubschrauber

Bundeswehr/PAO Ägäis

Die logistische Unterstützung auf See, auch Replenishment at sea genannt, dient dazu, die Seeausdauer einer Einheit oder eines ganzen Verbandes zu verlängern. Dabei versorgt der Tender andere Einheiten mit Kraftstoff, Munition, Ersatzteilen, Lebensmitteln sowie Wasser – all das in See, während der Fahrt. Eine weitere Variante der Versorgung auf See ist der Coastal Supply Point. Bei diesem Manöver liegt der Tender vor Anker und wird von den zu versorgenden Einheiten angesteuert. Der Tender dient somit quasi als „Baumarkt in See“. Aufgrund eines relativ großen Flugdecks können auf dem Tender sogar größere Hubschrauber landen. Sie können das Material aber auch aus der Luft von Bord holen.  

Darüber hinaus verfügt der Tender, wie jede Marineeinheit, über ein handelsübliches Navigationsradar, das der sicheren nautischen Navigation und dem Lagebildaufbau auf See dient. Hauptsächlich zur Selbstverteidigung ist der Tender mit zwei Marineleichtgeschützen Kaliber 27 Millimeter bewaffnet. In Summe ist die „Werra“ demnach bestens gerüstet, um für die nächsten Monate die Aufgaben als Führungsschiff für die NATO-Unterstützungsmission Ägäis wahrzunehmen – bevor sie wieder in ihre Heimat nach Deutschland zurückkehrt.

von Rosendo Patricio

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema