Weihnachtszeit an Bord
Weihnachtszeit an Bord
- Datum:
- Ort:
- in See
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Korvette „Oldenburg“ und ihre Besatzung sind seit August im Einsatz: zuerst bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon, jetzt als Flaggschiff mit eingeschifftem Stab bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Unterstützung Ägäis. Während dieser fordernden Monate bringen kleine Aufmerksamkeiten, zum Beispiel Geschenkpäckchen und Adventskalender aus der Heimat, Weihnachtsstimmung ans Mittelmeer.
Während zu Hause schon die ersten Weihnachtsmärkte geöffnet haben, der erste Schnee gefallen ist – und mitunter für einiges Chaos gesorgt hat –, ist die Einstimmung auf die Weihnachtszeit bei 20 Grad Celsius eher ungewohnt. Umso wichtiger ist es daher, Traditionen zu pflegen und ein bisschen Gemütlichkeit in die Messen, die Aufenthalts- und Gemeinschaftsräume der Seefahrer an Bord, zu tragen.
In der Einsatzkorvette „Oldenburg“ ist Ruhe eingekehrt. Bis auf die stehenden Wachen, die auch nachts aufmerksam ihren Auftrag erfüllen, liegen alle auf ihren Böcken. Das klingt zwar im ersten Moment unbequem, ist aber nur Marinedeutsch für „Bett“. Vor den Kammern stehen, wie in jeder Nacht, die Stiefel der Besatzung. Was sie nicht wissen: Es ist Zeit für die „Operation Nikolausstiefel“. Heute kommen die Helfer des Nikolaus, um das Schuhwerk der Besatzungsmitglieder mit verschiedenen Köstlichkeiten zu füllen. Nach tagelanger, präziser Vorbereitung kann das Nikolausteam, bestehend aus dem ersten Wachoffizier, dem Schiffstechnikoffizier, der Schiffsärztin, dem Decksoffizier und dem Schiffsversorgungsmeister nun endlich zeigen, dass sich die Mühen ausgezahlt haben.
In so einen Seestiefel passt, wenn er denn gut geputzt wurde, auch einiges rein. Bei über 60 Besatzungsmitgliedern muss das Helferteam ordentlich anpacken. Das Zeitfenster bis zum nächsten Wachwechsel ist kurz und so muss schnell gearbeitet werden. Für das Team ist das natürlich kein Problem. Die Operation wurde bis ins Detail ausgeplant, die Abläufe geübt. So geht die Arbeit Hand in Hand und es ist auch noch Zeit für den ein oder anderen Spaß.
Am nächsten Morgen erschallt das traditionelle Wecklied über die Schiffslautsprechanlage. Schon nach den ersten Takten „Last Christmas“ hält es niemand mehr im gemütlichen Bock aus. Die Aufregung ist groß. Glücklicherweise wartet die Überraschung schon in den Stiefeln. Die Mission war erfolgreich.
Der zweite Grund zum Feiern? Der griechische Verbindungsoffizier, ein Mitglied des Stabes, hat heute Namenstag. In Griechenland ist das ein noch wichtigerer Feiertag als der Geburtstag. Nach vielen Glückwünschen wird, wie es die Tradition vorgibt, natürlich auch gemeinsam Kuchen verspeist.
Weihnachtspost von den Liebsten zu Hause
Auch wenn sich alle viel Mühe geben, eine lockere und entspannte Atmosphäre zu schaffen, so ist es doch nicht dasselbe wie zu Hause. Zwar sind Kameradinnen und Kameraden auf See oftmals zu Freunden geworden, die vorweihnachtlichen Gefühle, die mit Familie und Freunden in der Heimat aufkommen, sind jedoch nicht zu ersetzen. Umso größer ist daher die Freude über kleine und große Aufmerksamkeiten aus der Heimat. Zahlreiche Päckchen in Geschenkpapier erreichen die „Oldenburg“ während der Hafenaufenthalte. Diese sind üppig gefüllt. Ob Lebkuchen, selbstgebackene Plätzchen, Adventskalender, Briefe von Kindern, den Eltern oder den Partnern – sie alle tragen ein Stückchen Heimat in das Einsatzgebiet und jedes einzelne Paket ist für die Soldatinnen und Soldaten eine kleine Bescherung.
Kreativität ist die Kunst
Der Einfallsreichtum der Besatzung, die erworbenen Schätze seeklar in Szene zu setzen, ist schier unermesslich… Sei es ein winziger Weihnachtsbaum in der Offiziermesse, ein echter erzgebirgischer Schwibbogen im Schiffslazarett oder aufwendige Lichtinstallationen bei den Portepeeunteroffizieren – wirklich jede Gelegenheit, der Korvette Heimatgefühle einzuhauchen, wird genutzt.
Der eigentliche Grund zur Freude bleibt aber in diesem Jahr ein Adventskalender der etwas anderen Art. Er hat deutlich mehr „Türchen“ als üblich: Noch 56 Einsatztage liegen vor der Besatzung der „Oldenburg“, bis sie wieder in ihren Heimathafen in Warnemünde einläuft.