Als Verbindungsoffizier bei EUFOREuropean Union Force Althea in Bosnien und Herzegowina
Als Verbindungsoffizier bei EUFOREuropean Union Force Althea in Bosnien und Herzegowina
- Datum:
- Ort:
- Sarajevo
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Hauptmann John K.*, 33 Jahre alt und aktuell im 5. deutschen Einsatzkontingent EUFOREuropean Union Force Operation Althea im EUFOREuropean Union Force-Headquarters (HQHeadquarters) im Camp Butmir in Sarajevo eingesetzt. Seit 2010 bin ich bei der Bundeswehr. In Deutschland leiste ich meinen Dienst in den Außendienststellen des Streitkräfteamts in Berlin. Dort bin ich als Referent für personelle Einsatzbereitschaft im Bereich Weltraum, Aufklärung, Führung und Einsätze tätig.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz
Um meinen Auftrag im Missions-Hauptquartier zu erklären, muss ich ein wenig ausholen. Kern von EUFOREuropean Union Force Althea sind die 20 LOTLiaison and Observation Teams (Liaison and Observation)-Häuser im Land, also die Häuser der Verbindungs- und Beobachtungsteams. Die LOTLiaison and Observation Teams-Haussoldatinnen und -soldaten fahren auf Patrouille und führen Gespräche mit den örtlichen Autoritäten wie Bürgermeistern und Polizeichefs sowie mit der Zivilbevölkerung. Zu ihren Aufgaben zählt auch, öffentliche Veranstaltungen in der Gegend zu besuchen, um Präsenz zu zeigen und das Geschehen zu beobachten.
Die Informationen und Aufträge der LOTLiaison and Observation Teams-Häuser werden dann vom LOTLiaison and Observation Teams Coordination Center (LCCLand Component Command) koordiniert und zusammengefasst. Meine Rolle im EUFOREuropean Union Force-Headquarters im Camp Butmir nennt sich LOTLiaison and Observation Teams Intel LNO (Liaison Officer), also Verbindungsoffizier im Militärischen Nachrichtenwesen. Dabei halte ich die Verbindung zwischen meiner Abteilung im Headquarter und dem LCCLand Component Command. In dieser Funktion bündele ich zum Beispiel alle wichtigen Erkenntnisse für die Missionsführung.
Mein Tag beginnt mit verschiedenen Meetings. Dabei muss ich bewerten, welche Punkte aus dem Hauptquartier-Briefing, das als erstes stattfindet, für die anschließende Besprechung im LCCLand Component Command und die LOTLiaison and Observation Teams-Häuser wichtig sind. Habe ich zum Beispiel der Wettervorhersage entnommen, dass sich ein Unwetter zusammenbraut, muss ich die LOTLiaison and Observation Teams-Haussoldatinnen und -soldaten darüber informieren. Ein Auftrag für die Teams könnte dann lauten, rauszufahren und zu kontrollieren, ob die Straßen in der Region befahrbar sind. Bei der Flutkatastrophe im Oktober 2024 war das der Fall. Es galt zu prüfen: Gibt es Anzeichen wie Risse in Straße? Wird eventuell noch eine Straße abrutschen?
Das macht meine Tätigkeit hier besonders
Meine Vorgänger haben ein Hilfsprogramm entworfen, das ich weiterentwickelte: Wir nennen es „Atmospherics“. Diese Software funktioniert so: Wenn die Teams der LOTLiaison and Observation Teams-Häuser zu den geplanten Treffen gehen oder Ad-hoc-Gespräche führen, bitten wir sie, zu neun Indikatoren einen Wert abzugeben. Ein Indikator, auf den wir zum Beispiel Wert legen, ist die sogenannte EUFOREuropean Union Force „acceptance“, also wie die EUFOREuropean Union Force-Mission hier im Land angenommen wird. Bewertet wird die Antwort auf einer Skala von 1 bis 5, von „welcome“ über „necessary“ bis „not-welcomed“ – willkommen bis unerwünscht.
Mithilfe der von mir eingepflegten Daten in das Programm kann man schnell ein Stimmungsbild visualisieren und nachvollziehen, welche Stimmung beispielsweise auch in einer kleinen Region vorherrscht.
Darüber hinaus sind die multinationale Zusammenarbeit im EUFOREuropean Union Force-Headquarters und meine Funktion als Verbindungsoffizier zu den LOTLiaison and Observation Teams-Häusern das Besondere an meiner Tätigkeit. Weil ich die unterschiedlichen LOTLiaison and Observation Teams-Häuser besuche, lerne ich das Land kennen. Es ist wichtig, sich vor Ort selbst einen Eindruck zu verschaffen und nicht nur die Berichte der LOTLiaison and Observation Teams-Haussoldatinnen und -soldaten zu lesen. Es ist super spannend zu sehen, wie sich die jeweiligen Nationen in den einzelnen LOTLiaison and Observation Teams-Häusern eingerichtet haben und Kontakt zur Bevölkerung halten.
Das vermisse ich hier am meisten
Das gewohnte Umfeld: meine engsten und liebsten Menschen. Durch die digitale Welt ist es natürlich einfacher, Kontakt zu halten – das war früher in Einsätzen deutlich schwieriger. Dennoch kann ich hier nicht einfach spontan am nächsten Tag frei nehmen und in einen Zug steigen, wenn zu Hause etwas ist. Hier ist man rund um die Uhr im Dienst, das ist Einsatz. Das macht einen großen Unterschied zum Dienst zu Hause.
*Name zum Schutz abgekürzt.