UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon: Inspektion bei 20.000 Pferdestärken
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon: Inspektion bei 20.000 Pferdestärken
- Datum:
- Ort:
- Limassol
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Korvette „Ludwigshafen am Rhein“: Fast 90 Meter lang, über 50 Mitglieder in der Crew und ein Geschütz mit mehr als 18 Kilometern Reichweite. Wie die Korvette mit ihren 1.800 Tonnen Verdrängung in Bewegung gesetzt wird? Dafür sorgen zwei große Antriebsmotoren mit insgesamt 20.000 PS. Damit die komplizierte Mechanik jederzeit einwandfrei funktioniert, müssen die Schiffstechniker die Maschinen in regelmäßigen Abständen warten, diesmal während der Hafenliegezeit in Limassol auf Zypern.
Unter den Ventildeckeln ist viel Mechanik
Nach 1.000 Betriebsstunden ist es wieder so weit: Obermaat Steve K. und Obermaat Denes G. überprüfen das Ventilspiel der beiden großen Antriebsmotoren und stellen es gegebenenfalls neu ein. „Diese Arbeit ist wichtig, damit alle Ventile richtig öffnen und schließen, ansonsten könnte es zu einem Leistungsabfall kommen“, erklärt Steve K., bevor er sich an die Arbeit macht. Es gilt, die jeweils 20 Ventildeckel vom Antriebsmotor zu entfernen. Darunter verbergen sich die Kipphebel, die von der Nockenwelle gesteuert werden und dafür sorgen, dass die Ventile zur richtigen Zeit öffnen und schließen.
Ohne Motor kein Antrieb: Beide Antriebsmotoren haben 20 Zylinder, die jeweils V-förmig in zwei Zylinderreihen angeordnet sind. Mit über 220 Litern Hubraum und zehn Turboladern leistet jeder Motor 10.000 PS. Über je ein Getriebe und eine Welle wird ein Propeller angetrieben – wer nicht vom Fach ist, spricht stattdessen von der Schiffsschraube. Die beiden Motoren sorgen dafür, dass die beiden Propeller der Korvette unabhängig voneinander arbeiten können. In anderen Worten: Die Korvette ist mit ihren 20.000 PS selbst bei Ausfall eines Motors noch fahrfähig.
Der obere Totpunkt ist besonders wichtig
„Das Ventilspiel kann nur an dem Zylinder überprüft und eingestellt werden, bei dem sich der Kolben am oberen Totpunkt befindet und bei dem eigentlich jetzt der Kraftstoff eingespritzt werden würde“, erläutert Obermaat Denes G. wichtige technische Details. Auf einer Anzeige kann er erkennen, dass sich die Zylinder B1 und B10 im oberen Totpunkt befinden. Zeit, zur Tat zu schreiten: Mit einer Lehre überprüft er das Ventilspiel und muss dabei zwischen den Ein- und Auslassventilen unterscheiden.
Von diesen besitzt jeder der Zylinder jeweils zwei. Durch die Einlassventile strömt frische Verbrennungsluft in den Brennraum, die vorher durch mehrere Turbolader verdichtet wurde. Diese Ventile erwärmen sich während des Betriebs nur wenig und dehnen sich dadurch nicht so stark aus. Ganz anders verhält es sich bei den beiden Auslassventilen: Hier verlassen die heißen Abgase den Zylinder und treiben anschließend die Turbolader an. Durch die hohen Temperaturen dehnen sich die Auslassventile deutlich stärker aus und benötigen dafür auch mehr Spiel.
Jede Abgastemperatur wird überwacht
Die gesamte Schiffstechnik an Bord der Korvette „Ludwigshafen am Rhein“ wird über ein Computersystem bedient und überwacht. Das Integrated Monitoring and Control System (IMCS) hat an Bord etwa 7.000 verschiedene Sensoren gleichzeitig im Blick, darunter Druck-, Temperatur- oder Rauchsensoren. Auch in den Antriebsmotoren sind zahlreiche Sensoren verbaut. Diese messen beispielsweise von jedem Zylinder die Abgastemperatur. Dabei ist nicht nur der absolute Wert von großem Interesse, auch die Abweichung vom Durchschnittswert ist wichtig. Sollte diese zu groß werden, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt und die Prüfer nochmals genauer hinschauen müssen.
Jetzt sind die Einspritzdüsen an der Reihe
Nach 5.000 Betriebsstunden ist es auch für die 40 Einspritzdüsen so weit: Ein Wechsel steht an. Die Düsen sorgen dafür, den Kraftstoff mit sehr hohem Druck in den Brennraum einzuspritzen. Der Druck und die winzigen Öffnungen führen dazu, dass der Kraftstoff fein zerstäubt wird und somit eine maximal große Oberfläche für die Verbrennung erhält. Die gebrauchten Einspritzdüsen werden verpackt und vom Hersteller in Deutschland aufgearbeitet.
Nach zwei Tagen Arbeit ist es geschafft: Alle 160 Ventile sind überprüft und eingestellt und alle 40 Einspritzdüsen gewechselt. Jetzt sind die Antriebsmotoren der Korvette „Ludwigshafen am Rhein“ bereit für die nächsten Einsatzfahrten.