Gemeinsam stark – die Abwehr gegen chemische Kampfstoffe
Gemeinsam stark – die Abwehr gegen chemische Kampfstoffe
- Datum:
- Ort:
- Lešť
- Lesedauer:
- 4 MIN
Um Personal und Material nach einer Kontamination mit chemischen Kampfstoffen schnellstmöglich wieder einsatzbereit zu machen, gibt es speziell ausgebildetes Fachpersonal in der Battlegroup Slowakei. Die hier eingesetzten Frauen und Männer beseitigen die zur Wirkung gelangten Kampfstoffe schnell und sicher.
Die slowakischen Soldaten der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr haben auf dem Übungsplatz in Lešt einen mobilen Platz zur Dekontamination eingerichtet. Hier können Fahrzeuge, Material sowie Personal effektiv und in großer Zahl von Kampfmitteln befreit werden. Stabsfeldwebel Sebastian S. steht etwas abseits des Platzes. Von hier aus hat er einen guten Überblick über die gesamte Fläche. Er ist ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrfeldwebel in der deutschen verstärkten Jägerkompanie der multinationalen Battlegroup. „Ein Angriff mit chemischen Kampfstoffen stellt die Truppe vor eine besondere Herausforderung. Genau diese Maßnahmen und Verfahren nach einem Angriff mit chemischen Kampfstoffen werden hier mit den internationalen Verbündeten zusammen trainiert“, so der einsatzerfahrene Stabsfeldwebel.
Die Dekontamination beginnt
Es knackt und rauscht am Funkgerät des deutschen Jägerzugführers. Es meldet sich ein slowakischer Soldat, der die deutschen Kameradinnen und Kameraden mit ihren GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxern zur Dekontamination abruft. Die vier Gefechtsfahrzeuge setzen sich in Bewegung und fahren einen kleinen Hügel hinunter. Lediglich die Kraftfahrer verbleiben in den Fahrzeugen. Die übrigen Soldatinnen und Soldaten des Zuges werden separat transportiert. Ein großer slowakischer Lkw erreicht den Abrufraum der deutschen Kräfte. Die Fahrertür öffnet sich und ein Soldat mit ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzanzug klettert heraus. Nach einer kurzen Verbindungsaufnahme steigen die deutschen Soldatinnen und Soldaten auf die große Ladefläche des Lkw und fahren ebenfalls den kleinen Hügel hinunter.
Auf Kampfstoff geprüft
Die Dekontamination erstreckt sich in einem länglichen Tal auf mehrere hundert Meter. Hier werden an festen Stationen unterschiedliche Tätigkeiten durchgeführt. Zu den ersten Maßnahmen gehört das Aufspüren von Kampstoffen. Mit unterschiedlichen Verfahren prüfen die slowakischen ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrspezialisten die Fahrzeuge auf Kontamination. Auch Stabsfeldwebel Sebastian S. schaut sich die Arbeiten an den GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxern seiner Kompanie aufmerksam an. Aus seiner Verwendung als ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrfeldwebel kennt er die Abläufe und Verfahren.
„Sollte hier eine Kontamination durch chemischen Kampfstoff festgestellt werden, dann durchlaufen die Fahrzeuge die gesamte Dekontamination. Sollte hier jedoch kein Kampfstoff nachgewiesen werden, kann das Kraftfahrzeug sofort wieder eingesetzt werden. Ein Durchlaufen der weiteren Stationen ist nicht notwendig“, erklärt Stabsfeldwebel Sebastian S. mit interessiertem Blick auf die Station. „Es wird also hier schon in kontaminiert und nicht kontaminiert unterschieden“, erklärt er weiter.
Gegen die tödliche Gefahr
In dem Übungsszenario wird ein chemischer Kampfstoff mit dem Namen VX festgestellt. VX ist ein chemisches Nervengift. Es dringt über die Haut, die Augen und die Atemwege in den Körper ein und lähmt die Atemmuskulatur. Dies führt innerhalb weniger Minuten unter starken schmerzhaften Krämpfen zum Tod. Um die Gefahr für die Soldatinnen und Soldaten so schnell wie möglich zu beseitigen, werden die deutschen Fahrzeuge zur nächsten Station geleitet. Hier findet zunächst eine grobe Dekontamination statt. Mit einem Schlauch wird Wasser mit Zusatzstoffen auf das GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer aufgebracht. Die Flüssigkeit bindet den Kampfstoff und bereitet die Fein-Dekontamination vor. Im Anschluss rollen die Kraftfahrzeuge langsam durch einen mit Schläuchen und Düsen bestückten Rahmen. Von allen Seiten wird hier weiteres Dekontaminationsmittel aufgebracht.
Von Station zu Station mehr Sicherheit
Langsam fahren die deutschen Soldatinnen und Soldaten weiter. Auf dem Weg zur nächsten Station müssen die aufgebrachten Chemikalien gründlich einwirken. Mit einem Wasserschlauch werden kurz darauf die neutralisierten Kampfstoffe von den Fahrzeugen gespült. Zeitgleich wird nicht nur das Material, sondern auch das Personal von den Kampfstoffen befreit. Vor einem langen Zelt, im hinteren Bereich des Platzes, beginnen die deutschen Soldatinnen und Soldaten damit, ihre Ausrüstung abzulegen. Waffen, Rucksäcke und Schutzwesten werden gesammelt, markiert und vom Kampfmittel dekontaminiert. Die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzausstattung legen die Frauen und Männer hier jedoch noch nicht ab. Erst nach dem Durchlaufen aller Stationen der Dekontamination werden diese abgelegt und getrennt vom Personal vom Kampfstoff befreit.
Zeitgleich wird auch das Personal dekontaminiert
Hinter dem Zelt steht Stabsfeldwebel Sebastian S. und erwartet die ersten deutschen Kameraden nach der durchlaufenen Dekontamination. Nach einer Dusche, einem medizinischen Check und mit neuer Kleidung verlassen die ersten Frauen und Männer das Zelt am Ausgang. Stabsfeldwebel Sebastian S. erklärt: „Hier wird Personal und Material wieder zusammengebracht. Nach gründlicher Reinigung und dem Entfernen von allen Kampfstoffen nehmen die Soldatinnen und Soldaten hier ihre Waffen und auch die Ausrüstung wieder auf. Auch verwundete Soldatinnen und Soldaten können von Kampfstoffen befreit werden. Dazu gibt es einen eigens eingerichteten Bereich.“
Nach Abschluss aller Stationen und der sorgfältigen Reinigung von Material und Personal vervollständigt Stabsfeldwebel Sebastian S. zufrieden die Notizen auf seinem Klemmbrett. Sein Fazit der Ausbildung: „Es war sehr wichtig, mit den Kameraden zusammenzuarbeiten, jeder konnte voneinander lernen und versteht jetzt die allgemeinen Abläufe. Dies schafft Vertrauen in die Fähigkeiten der Partner.“