Übungsalarm im multinationalen Camp Erbil
Übungsalarm im multinationalen Camp Erbil
- Datum:
- Ort:
- Erbil
- Lesedauer:
- 3 MIN
Aus den Lautsprecherboxen im multinationalen Camp Erbil ertönt der Alarm. Kurze Zeit später werden alle Soldatinnen und Soldaten über ihr Funkgerät zusätzlich informiert, dass sich das Camp im (Übungs-)Alarm befindet.
Es geht los. Jeder weiß, was nun zu tun ist und welche Aufgaben zu erledigen sind. Nachdem die Vollzähligkeit in den jeweiligen Unterkunfts- und Aufenthaltsbereichen erfolgt ist, beginnt die Arbeit. Keiner weiß im Moment, wie es im Camp aussieht: Wie viel wurde beschädigt? Welche Gefahren lauern derzeit im Camp? Wo sind die Soldatinnen und Soldaten, die bei der Vollzähligkeit nicht anwesend waren? Sind sie wohlauf oder sind sie verletzt?
Die Ersten, die das Szenario zu sehen bekommen, sind die Sicherungssoldaten. Nach der letzten Einweisung durch den Gruppenführer geht es für die Sicherungssoldaten raus aus dem geschützten Bereich und hinein in die möglichen Gefahren im Camp. Sorgfältig, ruhig und mit einer hohen Professionalität wird das Camp auf Gefahrenquellen „gescannt“.
Das Sanitätspersonal richtet im Bereich der Unterkünfte einen Sammelpunkt für alle verletzten Personen ein. Hier erfolgt die Erstversorgung der Verwundeten vor dem Transport zur weitergehenden Behandlung. Um eine möglichst reale Situation darstellen zu können, erhalten Übungsverwundete eine realistische Wunddarstellung. Im oben dargestellten Fall ist das Verletzungsmuster eine stark blutende Wunde am Oberschenkel, die eine Schrapnell-Verletzung darstellen soll.
Erstversorgung des verletzten Soldaten im Schutzbereich
Während die Vollzähligkeit im geschützten Bereich überprüft wird, wird die Tür aufgerissen. Der geschminkte Übungsverwundete bietet sein komplettes Schauspieltalent auf, um für seine Kameraden eine möglichst realistische Situation darzustellen. Nun zählt jede Sekunde – der verwundete Soldat ist auf seine Kameradinnen und Kameraden angewiesen. Alle Soldatinnen und Soldaten sind als sogenannte Einsatzersthelfer A ausgebildet . Das bedeutet, dass jede und jeder lebensrettende Erstmaßnahmen sicher durchführen kann. In diesem Fall ist das Sanitätspersonal sofort zur Stelle und kümmert sich um den verletzten Kameraden. Sie legen zwecks Blutstillung ein Abbindesystem, ein sogenanntes Tourniquet, an der „spritzenden Blutung“ am Oberschenkel an und untersuchen den Kameraden auf weitere Verletzungen.
Multinationale Zusammenarbeit ist selbstverständlich

Eine verwundete Soldatin wurde von britischen Kameraden erstversorgt. Nun heißt es: Raus aus der Gefahrenzone und ab in den geschützten Bereich!
Bundeswehr/PAO Capacity Building Iraq
Die Sanitätseinsatzstaffel verfügt über ein Fahrzeug vom Typ Eagle, mit dem der bewegliche Arzttrupp die verletzten Kameradinnen und Kameraden transportiert
Bundeswehr/PAO Capacity Building IraqEine am Bein verletzte Kameradin wurde von britischen Kameraden aufgefunden und erstversorgt – kein untypisches Bild im Einsatz. Nicht nur im Dienstalltag wird multinational zusammengearbeitet, sondern natürlich auch in Not- und Alarmfällen. Gemeinsam wird die Kameradin gestützt und zum Sammelpunkt für Verwundete transportiert.
Bei einem Massenanfall von Verletzten findet die notfallmedizinische und notfallchirurgische Versorgung des kompletten internationalen Camps Erbil an einem Ort statt.
Die deutsche OP-Gruppe in der Role 2
Sollte es notwendig sein, Patienten zu operieren, so verfügt das deutsche Einsatzkontingent Capacity Building Iraq über ein Operationsteam. Das deutsche Operationsteam ist während der Alarmübung in der Notaufnahme bei der Behandlung eines verletzten USUnited States-amerikanischen Soldaten gebunden. „Wir sind ein eingespieltes Team“, befindet Oberfeldarzt Stefan H. Er fügt hinzu, dass die Erstversorgung von Verwundeten bei allen Nationen gut funktioniere. Das sei eine Art Lebensversicherung für die verletzte Person. Es sei wichtig und gut, jede einzelne Soldatin und jeden einzelnen Soldaten, egal aus welcher Nation, zu sensibilisieren, dass eine gute Erstversorgung über Leben und Tod entscheiden kann, so der erfahrene Arzt weiter.
Erfolgreich üben – sicher handeln
In diesem Szenario wurde die Fachexpertise im Operationssaal benötigt – natürlich nur im Übungsmodus. Abschließend bleibt zu sagen, dass die Übung ein Erfolg war. Es war gut, die Verfahrensabläufe zu üben und sich diese einzuprägen. Nur so gewinnt jeder und jede Einzelne an Handlungssicherheit. An dieser Übung sieht man auch, dass die Versorgung von Verletzten keine nationale Aufgabe ist, sondern ein multinationales Miteinander, bei dem es im Ernstfall um Leben und Tod geht.