Überlebenskunst

eFPenhanced Forward Presence: Überleben in feindlicher Umgebung in Litauen

eFPenhanced Forward Presence: Überleben in feindlicher Umgebung in Litauen

Datum:
Ort:
Rukla
Lesedauer:
4 MIN

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Diese Woche führte die deutsche Panzerkompanie der enhanced Forward Battlegroup in Litauen eine SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-Ausbildung durch. Die Abkürzung SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction steht dabei für Survival, Evasion, Resistance and Extraction – Überleben, Ausweichen, Widerstand und Rückführung. Oder kurzum, das Verhalten in feindlicher Umgebung.

Drei Soldaten sitzen um ein Lagerfeuer herum und kochen etwas

Neben dem Anzünden eines Feuers ist auch die Zubereitung von Rohkost ein Ausbildungsthema

Bundeswehr/Tomas Vlach

Die Ausbildung soll einem Soldaten für den Fall von den eigenen Kräften abgeschnitten und aus sich gestellt zu sein, das Rüstzeug geben,  in einem unwirtlichen und ihm feindlich gesinnten Umfeld zu überleben, einer möglichen Gefangenschaft zu entgehen und seine Rettung und Rückführung aktiv zu unterstützen. 
Die SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-Ausbildung ist eine Standardausbildung innerhalb der NATO. 
SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction wird in drei Qualifikationsstufen vermittelt: Level A, B und C. Diese Stufen sind nicht aufbauend gestaltet und unterscheiden sich in den Ausbildungsinhalten, der Form der Durchführung sowie darin, für welchen Personenkreis und Gefährdungslage sie vorgesehen sind. So ist ein Soldat der Spezialkräfte oder ein Pilot, der feindliches Gebiet überfliegt, einem höheren Risiko ausgesetzt, als beispielsweise ein Logistiker im rückwärtigen Raum. Daher ist zum Beispiel SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction Level C vornehmlich für Spezialkräfte und Piloten vorgesehen.

Jeder Soldat durchläuft vor seinem Einsatz eine  SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-Ausbildung im Heimatland und muss den ISOPREP (Isolated Personnel Report) ausfüllen. Dieses dient den Rückführungskräften dem Auffinden und der Identifizierung.

SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-Stufen

Ein Soldat schnitzt sich aus Holz ein Werkzeug

Auch eigenes Werkzeug zum Fangen von Tieren oder für den Kochplatz muss hergestellt werden.

Bundeswehr/Tomas Vlach

Level A soll bei den Auszubildenden ein Bewusstsein für potenzielle Gefahren wecken, die allgemeinen Grundlagen eines Personnel Recovery-Systems vermitteln und sie auf das Überleben in feindlicher Umgebung vorbereiten. SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction A ist eine ausschließlich theoretische Ausbildung.
SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-B ist die Mindestanforderung für Soldaten mit mittlerem Risiko, von eigenen Kräften abgeschnitten zu werden. Daher wird SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-B sowohl theoretisch als auch praktisch ausgebildet. Neben dem Personnel Recovery-System ist auch der Evasion Plan of Action (deutsch: Plan zum Durchschlagen) ein Anteil. Ein sogenannter Isolated Personnel Report wird erläutert und ausgefüllt. Weitere Themen sind die Überlebensausbildung mit Unterkunftsbau, Feuermachen, Wasser- und Nahrungsaufbereitung. Ein entscheidender Punkt ist das korrekte Verhalten bei der Wiederaufnahme durch Personnel Recovery Teams, Personenrückführungsteam.
SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction Level C vermittelt darüberhinausgehende Fertigkeiten im Überleben und Durchschlagen, sowie zweckmäßiges Verhalten in Kriegsgefangenschaft. Resistance to Interrogation – RtoI (Widerstand gegen Befragung) – ist ein zusätzliches Modul vornehmlich für Spezialkräfte und Luftfahrzeugbesatzungen. Eine sehr anspruchsvolle, einwöchige Durchschlageübung – bei RtoI mit anschließender Phase „Gefangenschaft und Befragung“ – schließt den SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-C-Lehrgang ab.

Litauen bringt große Herausforderungen mit sich

Drei Soldaten sitzen im Shelter an einem Lagerfeuer

Ein Feuer und eine Notunterkunft sind zwei wichtige Grundlagen für das Überleben

Bundeswehr/Tomas Vlach

An der SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction B Ausbildung nahmen daher rund 60 Soldaten der Panzertruppe, Grenadiere, Pioniere und Joint Fires teil. Vor allem Mannschaften, Unteroffiziere mit und ohne Portepee durchliefen die Ausbildung. 
Soldatinnen und Soldaten, die von eigener Truppe abgeschnitten sind, müssen sich einer Gefangennahme entziehen und wieder Anschluss zu eigenen Kräften gewinnen.
 Die SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-Ausbildung in Litauen begann mit einem Grundsatzunterricht eines SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-Instructors. der von zwei weiteren Ausbildern unterstützt wurde. Anschließend folgte die praktische Umsetzung im Gelände, unter anderem mit den Stationen Feuer machen, Boden-Boden- und Boden-Luft-Erkennungssignale, Kälteschutz, Wärmeerhalt sowie Bau eines Shelters (Notunterkunft). Gerade der Wärmeerhalt ist in Litauen bei Temperaturen zwischen -10°C und -15°C von enormer Bedeutung. Auf diesen Aspekt wurde in einem zusätzlichen Unterricht des Sanitätsdienstes nochmals besonders eingegangen.

Wärmeerhalt bedeutet überleben

Rohkost liegt auf der Motorhaube eines Wolf-Geländewagen, die Ausbilder nehmen eine Verteilung vor

Die Ausbilder teilen die wenige Rohkost für die Trupps ein

Bundeswehr/Tomas Vlach

Nach dem Grundsatzunterrichten folgte eine einer Durchschlageübung. Die Soldaten waren in Trupps von zwei oder drei Soldaten unterwegs. Sie mussten eigenständig Aufnahmepunkte gewinnen. Dabei immer im Nacken ein Feindkommando. SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-B-Ausbilder Oberfeldwebel Sebastian G.: „Litauen hält einige Herausforderungen für alle bereit. Gerade die Temperaturen sind nicht zu unterschätzen. Wenn die Soldaten an ihren Notunterkünften arbeiten oder auch sich nachts bewegen, müssen sie stets ihre Bekleidung anpassen, damit sie nicht zu stark schwitzen. Denn Schwitzen bedeutet in den anschließenden Ruhephasen immer frieren!“ Für die Übung stand den Soldaten nur wenig Ausrüstung zur Verfügung - kein Schlafsack, wenig Bekleidung, der Biwaksack und kaum Nahrungsmittel.
Auch wenn die Trupps nur aus zwei bis drei Soldaten bestanden, war immer eine Feuerwache und ein Auge am Feind an den Biwakplätzen einzuteilen. Zur strengen Kälte gesellte sich nun der Schlafentzug. Jeden Tag gab es eine Handvoll Rohkost, vor allem Gemüse, welches die Soldaten selbst zubereiteten. Auch das Trinkwasser musste erst gewonnen werden, was bei den aktuellen Schneeverhältnissen in Litauen eine geringere Hausforderung war. Oberfeldwebel Sebastian G.: „Wir wollen die Soldaten aus ihrer Komfortzone holen. Die Kälte hilft uns dabei. Schon nach kurzer Zeit lernen die Soldaten selbst das Gemüse zu schätzen.“ Hauptfeldwebel Nino-André Z. ist Teilnehmer und sagt: „Die Kälte und die Einteilung der Ressourcen und unseres Energiehaushaltes ist eine echte Herausforderung. Aber meine Kameraden und ich haben richtig Lust darauf. Es kann durchaus regnen, für uns heißt das, wir müssen vorher ausreichend Feuerholz sammeln.“
Inklusive Vorausbildung dauerte die SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-B- Ausbildung insgesamt fünf Tage und zwei Nächte. Mit etwas über 15 km war die Marschleistung eher gering, was aber aufgrund des tiefen Schnees trotzdem eine Herausforderung darstellte.

von André Forkert

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